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Eickels, Klaus; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Vom inszenierten Konsens zum systematisierten Konflikt: die englisch-französischen Beziehungen und ihre Wahrnehmung an der Wende vom Hoch- zum Spätmittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 10: Stuttgart, 2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.34724#0338

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334

Kapitel V

lischer König dem Ritual gezielt auswich, Konstellationen betreffen, in denen
der französische König deutlich jünger war als englische. Dies gilt für Hein-
rich I. im Verhältnis zu Ludwig VI., vor allem aber für Heinrich II. im Ver-
hältnis zu Philipp II. In dieser Situation trat die Unterwerfung, die das ?zoaza-
gzaaz implizierte, besonders deutlich zutage.
Die Bereitwilligkeit, mit der Heinrich II. und seine Söhne im übrigen das
Eoazagzaza leisteten, ist dagegen bisher ohne Erklärung geblieben. Sie wird nur
verständlich aus der Funktion, die dem Izoa-zagz'aaz als Akt demonstrativer
Unterordnung im Wechselspiel der Ehrungen zukam. Da es die Rangordnung
eindeutig klarstellte, befreitete es von der sonst ständig notwendigen Demon-
stration des eigenen Ranganspruchs. So konnten sich beide Könige wechsel-
seitig Ehre erweisen und bei Begegnungen ihren Izoaor in der Öffentlichkeit
sichtbar zum Ausdruck bringen.
Deutlich wird die untrennbare Verbindung von vasallitischer Unterord-
nung, demonstrativer Ehrung und freundschaftlicher Verbundenheit in den
Ereignissen des Jahres 1158. Erhalten ist zum einen ein Brief Heinrichs II. an
Ludwig VII. Heinrich II. erklärt sich in diesem Brief pro zfozazaz'o cf Sonore of
azaoro rogz's Eraacoraaz bereit, seine Auseinandersetzung mit Graf Theobald
von Blois um den Besitz zweier Burgen durch ein Schiedsverfahren beizule-
gen. Einleitend greift er die Formel des Treueides auf, den er Ludwig VII. bei
seinem Eoazagzaaz geleistet hatte, als dieser Frieden mit ihm schloß und ihn als
Herzog von Aquitanien anerkannte: Ego rox Hoan'cas assecara&o rogz Eraacoraza
szeaf &<zazao uzfaza saaza ef zaoza&z-a saa of iozroaaai honorem saaai. Diese Eides-
formel begegnet - wie gezeigt - bereits bei Dudo von St-Quentin, um das
Treueverhältnis zu umschreiben, das den normannischen Herzog mit dem
westfränkisch-französischen König verband. Allerdings war es im Akt von St-
Clair-sur-Epte nach Dudo der König, nicht der Herzog gewesen, der diesen
Eid leistete. Durch den Zusatz sz'caf Jozazao ist er hier herrschaftlich verein-
deutigt. Dies hindert Heinrich jedoch nicht daran, zugleich die Reziprozität
des so begründeten Treueverhältnisses zu betonen, indem er fortfährt, sz z'pso
zazTzz assocaraoonY sz'caf Eozaz'az U /aMz sao ozYaza zaoaza U zaezaUa zaoa U forras
zaoas, zyaas zazTzz coaaoafzoaaozY, & z?azTas Eozao saas saza^.
Ein vergleichbares Bild zeichnen die erzählenden Quellen. Robert von To-
rigni berichtet, Heinrich sei im Juli in die Normandie gekommen und habe an
der Epte, d.h. an der Grenze seines Herzogtums, mit Ludwig über einen Frie-
den und eine Ehe zwischen seinem Sohn Heinrich und Ludwigs einziger le-
gitimer Tochter Margarete verhandelt. Von Ludwig eingeladen (coocafas), sei
er im September 1158 mit kleinem Gefolge (caaz paacz's) nach Paris gekommen
und dort von König und Königin (zaaeshzzzaMz /zoaozv) empfangen worden.
Heinrich habe sich allen gegenüber azagaz/zco U zEzpszEYez' verhalten und den
Kirchen der Stadt reiche Stiftungen gemacht, es aber abgelehnt, in irgendeiner

146 Recueil des actes de Henri II (ed. Delisle/Berger), Bd. 1, Nr. 88, S. 194 f. (= RHF 16, S. 16 f.);
vgl. DUNBABIN 1985, S. 262; LEMARIGNIER 1945, S. 99 f.
 
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