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Eickels, Klaus; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Vom inszenierten Konsens zum systematisierten Konflikt: die englisch-französischen Beziehungen und ihre Wahrnehmung an der Wende vom Hoch- zum Spätmittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 10: Stuttgart, 2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.34724#0339

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Gleichrangigkeit in der Unterordnung

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von ihnen czzzzz pmccssz'ozzc empfangen zu werden, obwohl König, Königin und
paczzc oztzzzcs ihn pz^cczLzzs cf ofzsccmfzozizTzzs dazu drängten'^.
In gleicher Weise ehrte Heinrich II. den französischen König und empfing
ihn seinem Rang entsprechend, als dieser wenige Wochen später als Pilger
zum Mont St-Michel kam. Während er sich selbst mit einem kleineren Saal
begnügte, ließ er seinen Gast in der %zzZ% mazor des Klosters unterbringen und
ordnete an, zzf scmpcr mx Francorzzm zfccczzfz'on fzospzYz'o ptzt'cscctuf. Ludwig erwi-
derte die Ehrung durch eine außergewöhnliche Freundschaftsbekundung, in-
dem er erklärte, »niemand könne ihn so lieben wie der englischen König«
(ncztzzzzczzz sc fanfzzzzz possc zfzhgcrc ^zzazzfzrw rcgczzz Angürzzzzz). Bis an die Grenze
der Erancz'a geleitete Heinrich Ludwig zurück (/ccz'f soczcLüczzzj'ü
Diese Freundschaftsbekundungen waren Ludwig VII. nur möglich, da sich
Heinrich II. ihm als/z&ü's unterordnete. Daß er Ludwig an Macht und Reich-
tum übertraf, hatte er wenige Wochen vor seinem Besuch in Paris gezeigt, in-
dem er seinen Kanzler Thomas Becket als Gesandten nach Paris schickte und
ihm ein außerordentlich eindrucksvolles Gefolge mitgab. Nach dem sicherlich
ausgeschmückten Bericht der Vita William FitzStephens bahnten 250 Mann
zu Fuß ihm singend den Weg, gefolgt von der Hundemeute des Kanzlers,
acht von jeweils fünf Pferden gezogenen Wagen mit seiner persönlichen Aus-
stattung, dazu zwei mit bestem englischen Bier, das den französischen Gast-
gebern als Geschenk zugedacht war. Auf jedem Pferd saß ein Affe. Achtund-
zwanzig Packpferde trugen Kleidung, Geld, Bücher und die liturgische Aus-
stattung seiner Kapelle. Dem Troß folgten zweihundert Ritter, Knappen, Fal-
kner und andere Bedienstete Thomas Beckets, der selbst mit wenigen Ver-
trauten am Ende des eindrucksvollen Zuges ritt'ü
Die aufwendige Gesandtschaft unterstrich Heinrichs Anspruch auf Gleich-
rangigkeit, ehrte aber zugleich den französischen König. Indem Ludwig sei-
nem Gast vor aller Augen immer wieder besondere Ehrungen antrug, Hein-
rich sie aber bescheiden zurückwies und zugleich durch reiche Schenkungen
seine finanzielle Überlegenheit zeigte, wurde ähnliches erreicht'Das fzomzz-
gz'zzz?z, das Heinrich zunächst für die Normandie und im Februar 1156'"', nach-
dem er seine Auseinandersetzungen mit Ludwig VII. um Aquitanien beige-
legt hatte, nochmals für den gesamten Festlandsbesitz geleistet hatte, schuf

147 Robertus de Monte Sancti Michaelis, Chronica (RS 82.4; ed. Howlett), S. 196 f.; vgl. WARREN
1973, S. 77.
148 Continuatio Beccensis (RS 82.4; ed. Howlett), S. 320.
149 Guilelmus filius Stephani, Vita Sancti Thomae Cantuariensis (RS 67.3; ed. Robertson), S. 29-
33; vgl. WARREN 1973, S. 711.
150 Daß Johann Ohneland 1200 in Paris von den Weinen des königlichen Kellers, die ihm und
seinem Gefolge zur freien Verfügung gestellt wurden, nur »die schlechteren austrinken
(ließ), die guten aber nicht beachtete« - CARTELLIERI 1899-1922, Bd. 4, S. 79 -, ist wahr-
scheinlich auch vor dem Hintergrund dieses Wechselspiels von Ehrung und Bescheidenheit
zu verstehen, das von beiden Seiten großzügige Angebote verlangte, gleichzeitig aber vor-
aussetzte, daß diese nur zurückhaltend ausgenutzt wurden.
151 Rogerus de Hoveden, Chronica (RS 51; ed. Stubbs), Bd. 1, S. 215; vgl. WARREN 1973, S. 65.
Auffälligerweise berichtet nur Roger von Howden das /lomagmw, während Robert von To-
rigni lediglich einen Friedensschluß erwähnt.
 
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