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Nolte, Cordula; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Familie, Hof und Herrschaft: das verwandtschaftliche Beziehungs- und Kommunikationsnetz der Reichsfürsten am Beispiel der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach (1440 - 1530) — Mittelalter-Forschungen, Band 11: Ostfildern, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.34725#0020

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16

KapitelA

2. Untersuchungsziele - methodisches Vorgehen - zur
Konzeption der Arbeit
In dieser Studie zur Sozial- und Kulturgeschichte des fürstlichen Adels wird
exemplarisch das verwandtschaftliche Beziehungs- und Kommunikationsnetz
der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach analysiert - ein Schritt auf dem
Weg zu einer vergleichenden Untersuchung des gesamten Reichsfürstenstan-
des, die auf der Basis archivalischer Überlieferung von einer Einzelperson
nicht zu bewältigen istV Systematisch miteinbezogen (auch in die Archivre-
cherchen) wurden einige Dynastien, mit denen sich die Markgrafen durch
Ehen verbanden. Weitere Dynastien wurden hinsichtlich ihres Beziehungs-
und Kommunikationsverhaltens auf der Grundlage edierter Quellen und der
Literatur erfaßt. Die Arbeit fragt also auch nach der Repräsentativität des
markgräflichen Verhaltens, indem punktuell vergleichend überprüft wird,
inwieweit es auf individueller und kollektiver Ebene die allgemeine Praxis
spiegelte. Hierzu ist vorab zu bemerken, daß das Beziehungsgefüge der
Markgrafen in den Grundstrukturen dem anderer fürstlicher Familien und
Dynastien entsprach, was die Familienorganisation, die zentralen Konstella-
tionen, Verhaltensmuster und Konflikte anging sowie das Repertoire an Mög-
lichkeiten, bestimmte Situationen auszugestalten.
Auch das verwandtschaftliche Kommunikationsnetz der Markgrafen un-
terschied sich in seiner Struktur und Dichte nicht prinzipiell von dem anderer
Reichsfürsten. Was allerdings den Briefverkehr der Markgrafen angeht, so ist
aufgrund der besonderen territorialen Gegebenheiten mit Unterschieden zu
anderen Familien zu rechnen. Seit dem Erwerb der Mark Brandenburg (1411-
1417) verfügten die Zollern über räumlich weit voneinander entfernte Herr-
schaftsgebiete in Franken und im Nordosten des Reichs, in denen sich Mit-
glieder der Familie und Dynastie aufhielten. Die Angehörigen waren ange-
sichts langer Trennungsphasen genötigt, die Kommunikation durch den Aus-
tausch von Briefen aufrecht zu erhalten. Diese Situation dauerte nach der Lö-
sung der Mark Brandenburg von den Markgraftümern Ansbach und Kulm-
bach 1486 an. Im frühen 16. Jahrhundert wuchs die räumliche Distanz zwi-
schen den nunmehr in Ansbach (Casimir), Schlesien (Georg) und Preußen
(Albrecht) regierenden drei Brüdern aus dem fränkischen Familienzweig so-
gar noch.
Auch in anderen Familien und Dynastien brachten die noch praktizierte
Reiseherrschaft und das Nebeneinander mehrerer Höfe Trennungen mit sich,
in deren Folge Briefe und Boten unterwegs waren. Zwischen manchen Resi-
denzen lagen weite Distanzen, man denke etwa an Heidelberg und Amberg
oder Wien und Innsbruck. Ob jene Familien häufiger Gelegenheiten zu per-
sönlichen Zusammenkünften hatten und daher weniger intensiv korrespon-
dierten als die Zollern, wäre anhand ihrer archivalischen Bestände zu prüfen

15 Das Thema und die Leitfragen habe ich bereits in zwei Beiträgen skizziert, vgl. NOLTE, Pro-
jektskizze, und NOLTE, Weib. Vgl. auch NOLTE, Gendering.
 
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