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Nolte, Cordula; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Familie, Hof und Herrschaft: das verwandtschaftliche Beziehungs- und Kommunikationsnetz der Reichsfürsten am Beispiel der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach (1440 - 1530) — Mittelalter-Forschungen, Band 11: Ostfildern, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.34725#0206

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KapitelD

graphie und Raumnutzung werden allerdings auch hier kaum anschaulich. In
der Folge läßt sich auch die Kommunikation der am Hof versammelten, auf
verschiedene Raumgruppen verteilten Personenkreise nur ungleichmäßig er-
schließen. Die Untersuchung beschränkt sich daher auf vergleichsweise gut
belegte Raum- und Beziehungskonstellationen. Dies sind hauptsächlich jene,
für die man bei Hofe aus unterschiedlichen Gründen - Sparsamkeit, Sicher-
heit, Kontrolle, Zeremoniell - besonderen Regelungsbedarf sah. Vorab sollen
die Grundzüge der Raumeinteilung und Unterbringung dargestellt werden.

1.1. Bau- und Wohnstrukturen. Das/MrsUng^MU? als
standesgemäße Wohneinheit
Die Einteilung des herrschaftlichen Wohnraums in Appartements, wie sie an
vielen europäischen Höfen üblich war, findet sich in spezifischer Ausprägung
auch in Berlin und Ansbach wieder." In den hier ausgewerteten Quellen fir-
mieren diese mehrräumigen Wohneinheiten als »gemach«. Dieser Begriff
steht zwar auch allgemein für »Wohnung«, »Zimmer«, bezeichnet aber in der
Regel prägnant ein bestimmtes Ensemble.
Unter einem »gemach« verstanden die Markgrafen eine Raumkombinati-
on, die zumindest aus einer Kammer und einer Stube bestand. Eine einschlä-
gige Definition stammt von Kurfürst Albrecht, der seiner Tochter Margarethe
zwar wunschgemäß ein »gemach« bauen lassen wollte, aber dazu einschrän-
kend bemerkte, er halte »ein Stuben vnd camern auch für ein gemach«." We-
niger als eine solche Zwei-Zimmer-Wohnung war fürstlichen Personen nicht
zumutbar. Selbst der junge Graf Johann von Henneberg-Schleusingen logierte
während seines Studiums in Paris in »zwei feinen Stüblein« und einer »schö-

8 Grundlegend für dieses Kapitel sind die Arbeiten von Stephan Hoppe, insbesondere seine
Monographie über Schlösser in Mitteldeutschland. HOPPE, Struktur, v. a. S. 365-412. DERS.,
Raumorganisation (Güstrow). DERS., Schloß Bernburg. DERS., Gestalt. Ferner GUILLAUME,
Logis (vgl. auch die Einzelbeiträge in dem Sammelband). Zum Appartement in französi-
schen Schlössern PRINZ/KECKS, Schloß, S. 130ff. Zu Mallorca KERSCHER, Perspektive. DERS.,
Architektur, zu Avignon, Mallorca und zum Kirchenstaat (vgl. den Registereintrag »Appar-
tement«). Zu den Charakteristika fürstlicher Appartements in deutschen Schlössern ab 1600
KLINGENSMITH, Utility, S. lOf. Zur Raumorganisation im Berliner Schloß im Absolutismus
KONTER, Berliner Schloß.
9 Vgl. den Hinweis bei UHL, Schloß Warthausen, S. 104, auf »das aus Kammer und Stube be-
stehende Gemach als Grundbaustein des Wohnteiles« in württembergischen Schloßbauten.
Vgl. zu Uhls Studien und seiner Terminologie HOPPE, Struktur, S. 397ff., mit Anm. 559 und
560. Hoppe sieht in mitteldeutschen Quellen den Begriff »gemach« nicht auf mehrräumige
Wohneinheiten beschränkt.
7. Juli 1469. GStAB, BPH, Rep. 411J19, Bl. 173. Vgl. S. 122.

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