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Nolte, Cordula; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Familie, Hof und Herrschaft: das verwandtschaftliche Beziehungs- und Kommunikationsnetz der Reichsfürsten am Beispiel der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach (1440 - 1530) — Mittelalter-Forschungen, Band 11: Ostfildern, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.34725#0040

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36

KapitelA

tet; dabei stehen allerdings quellenkundliche Aspekte von Fürstenbriefen
stärker als die sozialen Beziehungen selbst im Vordergrund."'

4.5. Kommunikations- und Briefforschung
Die im letzten Abschnitt angeführten Arbeiten sind Zeugnisse einer allgemei-
nen »Renaissance der Briefforschung« (Heimann), die wiederum im Rahmen
der intensivierten Erforschung historischer Kommunikationsformen stattfin-
det." »Kommunikation«, in weitem Sinn aufgefaßt, erscheint in jüngerer Zeit
geradezu als ein Schlüssel, der die Türen zu verschiedensten Bereichen öffnen
soll: zu Ritual, Politik, Wirtschaft, Alltag, Öffentlichkeit, zu sozialen Bezie-
hungen aller Art, zu Bildung und Wissensvermittlung, zum Prozeß der Ver-
schriftlichung, Brief-, Boten- und Postwesen - dies ist nur eine Auswahl der
kommunikationsgeschichtlichen Untersuchungsfelder, die mit interdiszi-
plinären Ansätzen vor allem aus den Bereichen von Soziologie, Literatur- und
Sprachwissenschaft bzw. der »social history of language«, »ethnolinguistics«,
»ethnography of communication« (Burke) bearbeitet werden." Zu den zentra-
len Fragen, die auch für diese Arbeit relevant sind, gehören die nach nicht-
schriftlicher bzw. partiell schriftlicher, nach nonverbaler bzw. mehr oder we-
niger körpergebundener Kommunikation und deren Erschließung, nach dem
Zusammenwirken mündlicher und schriftlicher Kommunikationselemente,
nach dem wachsenden Anteil des Schriftlichen im Spätmittelalter, ja der »Ex-
plosion der Schriftlichkeit« im 15. Jahrhundert. " Der quantitative und qualita-
tive Sprung in puncto Verschriftlichung implizierte im übrigen nicht, daß die
mündliche Kommunikation an Bedeutung verlor. Schließlich stellten auch

95 Der Arbeitstitel lautet: »Fürstenbriefe im Spätmittelalter. Eine quellenkundliche Untersu-
chung zum mittelalterlichen Briefwesen am Beispiel der transalpinen Korrespondenz der
Markgrafen von Mantua«.
96 HEIMANN, Briefwesen, S. 12. Vgl. zu den »kommunikationstheoretisch und pragmatisch ori-
entierten Bemühungen um Grundfunktionen und Struktur der Textsorte Brief« seitens der
jüngeren brieftheoretischen Forschung NlCKISCH, Brief, S. 4f.
97 RÖCKELEIN, Kommunikation, S. 5-8, zu Themen, Forschungsprojekten, Literatur der medi-
ävistischen Kommunikationsforschung (ebd., S. 14-17, eine Auswahlbibliographie). BURKE,
Introduction, S. 3. SCHEFLEN, Körpersprache. GOFFMAN, Interaktionsrituale. KIESERLING,
Kommunikation. Vgl. zu Gerd Althoffs einschlägigen Arbeiten das Literaturverzeichnis.
SPIESS, Kommunikationsformen. Sammelband »Kommunikation und Alltag«. GUM-
BRECHT/PFEIFFER, Sammelband »Materialität« (darin v. a. die Beiträge von Harald Weinrich,
Horst Wenzel, Jan-Dirk MÜLLER, Paul Zumthor). PRÖVE/WlNNIGE, Sammelband »Wissen ist
Macht« (zu Herrschaft und Kommunikation). HOFFMANN/KlESSLING, Sammelband »Kom-
munikation und Region«. FAULSTICH, Medien (wenig ergiebig). THUM, Öffentlichkeit. KÖHN,
Dimensionen. NORTH, Kommunikation, v. a. S. 45ff. Vgl. zur Kommunikationsgeschichte mit
Postbezug HEIMANN, Perspektiven, sowie BEHRINGER, Bausteine. Seit 1999 erscheint das
Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte als Forum des interdisziplinären Austausches. Vgl.
ferner die bei BÜNZ, Kirche, S. 82ff., versammelte Literatur. Eine gute Einführung in die
Kommunikationswissenschaft gibt der von Merten/Schmidt/Weischenberg herausgegebene
Sammelband »Die Wirklichkeit der Medien«.
98 HEINIG, König, S. 49. FELTEN, Kommunikation. WENZEL, Partizipation. DERS., Einleitung.
BODEMANN/GRUBMÜLLER, Anleitung. MlHM, Konvergenz. DERS., Textsorte. BURKE, Kunst.
GlESECKE, Volkssprache. NIES, Osmosen. SCHAEFER, Vokalität. Weitere Literatur S. 313ff.
 
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