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Nolte, Cordula; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Familie, Hof und Herrschaft: das verwandtschaftliche Beziehungs- und Kommunikationsnetz der Reichsfürsten am Beispiel der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach (1440 - 1530) — Mittelalter-Forschungen, Band 11: Ostfildern, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.34725#0162

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158

Kapitel C

andersetzungen, die die verwitwete Markgräfin Susanne mit ihrem Schwager
Markgraf Georg um die Instandsetzung der Neustädter Gebäude führte, ar-
gumentierte dieser bezeichnenderweise, auch die Vorbewohnerin, Kurfürstin
Anna, habe aus eigenen Mitteln beträchtlich in den Schloßausbau investiert.^
Zugleich konnte im späteren 15. Jahrhundert ein Teil der Aufenthaltsorte
die gestiegenen Komfortansprüche nicht befriedigen und war daher als
Wohnort nicht länger attraktiv. Neben der Plassenburg dürfte dazu auch
Colmberg gezählt haben. In den dortigen Gemäuern blies im Winter »der
wint so scharbf, der rouch beiß einb so übel«, daß Kurfürstin Anna und ihre
Hofdamen am Handarbeiten gehindert wurden/ '
Schließlich gibt es meines Wissens keine Nachweise, daß durch die Verle-
gung des gesamten Hofes tatsächlich entscheidend gespart wurde, ganz zu
schweigen von dem logistischen Aufwand, ein schwerfälliges Gebilde von
mehreren Hundert Personen und Pferden in Bewegung zu setzen und an
wechselnden Orten zu unterhalten. Nachdem der Landesherr zur Herr-
schaftsausübung nicht mehr aufs Reisen angewiesen war, war es daher nur
eine Frage der Zeit, wann auch die aus ökonomischen Gründen praktizierten
Hofverlagerungen eingestellt werden würden.

1.2. Die Residenzbildung in der Mark
Während in Franken noch im späteren 15. Jahrhundert der Hof zwischen
mehreren Orten wechselte, lief in der Mark schon um die Jahrhundertmitte
alles auf Berlin als permanentes Zentrum der Hofhaltung zu/ Daneben konn-
te sich nur Tangermünde, der Mittelpunkt der Altmark, als eine Art Nebenre-
sidenz bis ins 16. Jahrhundert behaupten.
Bereits unter Friedrich I. erscheint Berlin als Ausgangs- und Endpunkt
seiner Rundreisen durch die Mark und als Regierungs- und Verwaltungszen-
trale, wenngleich zu dieser Zeit noch keine ortsbeständige Hofhaltung nach-
zuweisen ist/" Tangermünde, Friedrichs zweiter Stützpunkt, erhielt analog
zur Plassenburg die Funktion eines Archivs bzw. einer Schatzkammer, in der
der Kurfürst Reliquien und Sakralgegenstände dauerhaft aufbewahren lassen
wollte, ebenso die zur gesamten Mark gehörigen Urkunden (»gemein brie-
fe«)G Diese Dokumente durften an den Regenten der Mittelmark kurzfristig

60 Schreiben Markgraf Georgs vom 23. Febr. 1528. StAN, Fm. AN, BA Abg. 1996, Nr. 151, Bl.
45-52, hier Bl. 48. Am 22. Sept. 1528 wies Georg Susamies Bitte zurück, ihr Baugeld zu erstat-
ten. GStAB, BPH, Rep. 41II N 3.
61 Schreiben Annas an Kurfürst Albrecbt, 23. Febr. 1475. STEINHAUSEN, Privatbriefe, Nr. 191,
S. 134.
62 Das Folgende basiert auf AHRENS, Residenz, sowie MÜLLER-MERTENS, Residenz, S. 149ff.
Vgl. ferner BÖCKER, Festigung, S. 188-192. Zum 16. Jahrhundert NEUGEBAUER, Residenzen-
praxis.
63 AHRENS, Residenz, S. 56-60.
64 Die zu den einzelnen Landesteilen gehörigen »sunder briefe« durfte hingegen jeder Regent
nach Zweckmäßigkeit und Gutdünken selbst aufbewahren. Dispositio von 1437. CAEMME-
 
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