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Nolte, Cordula
Familie, Hof und Herrschaft: das verwandtschaftliche Beziehungs- und Kommunikationsnetz der Reichsfürsten am Beispiel der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach (1440 - 1530) — Mittelalter-Forschungen, Band 11: Ostfildern, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.34725#0181

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Höfe und Haushalte

177

fen. Bei Personalangelegenheiten, die formal eigentlich in die Domäne des
Hausherrn fielen, hatten seine Angehörigen also durchaus Mitsprachemög-
lichkeiten, wie auch die erwähnten Auseinandersetzungen um Personalent-
lassungen am Wüittemberger Hof gezeigt haben. Dabei scheinen Durchset-
zungsfähigkeit und Rangverhältnisse verknüpft gewesen zu sein. Sophia war
als Frau aus königlicher Familie ihrem Mann an Vornehmheit ebenso überle-
gen wie Anastasia als Kurfürstentochter dem Henneberger. ' '
Insgesamt, das ist als Fazit festzuhalten, ergibt sich ein uneinheitliches und
fragmentarisches Bild, was die Praxis der Haushaltsleitung angeht. Bei grund-
sätzlicher Verständigung darüber, daß dem Fürsten legitimerweise und vor
allem der Form nach die Spitzenposition zukam, daß aber auch die »Haus-
frau« bestimmte Rechte hatte, gestaltete sich die Verteilung von Kompetenzen
unterschiedlich. Eine überwiegende Zuständigkeit der Fürstin für den »Herr-
schaftsbereich >Haushalt<« wie im 16. Jahrhundert läßt sich nicht ausmachen.
Gewiß oblagen ihr neben Repräsentationsaufgaben Teilgebiete wie feinere
Handarbeiten und die Versorgung der Familienmitglieder mit Leibwäsche,
die - ebenso wie Geschenke aus dem Bereich von Küche und Heilkunst - vor
allem hohen symbolischen Gehalt hatten.' ' Umfassendere, auch wirtschaftlich
bzw. wirtschaftspolitisch bedeutsame Herrschaftsfunktionen als Haushalts-
vorstand wuchsen der Fürstin jedoch erst zu, als im Zuge der Reformation
Ehe und Haushalt neu bewertet und zugleich als eigentliche Bestimmung von
Frauen betrachtet wurden.'^

2.2. Ökonomie und Selbstbestimmung
1442 entschloß sich die verwitwete Kurfürstin Elisabeth »aus mütterlicher
Treue«, ihren Sohn Markgraf Albrecht zu unterstützen, dem sein Vater hohe
Schulden hinterlassen hatte. Eingedenk des Spruchs »der natürlichen acht-
pern vnd weysen lerer, wie ein yetzlich craft bey vnd miteinander besammet
stercker vnd kreftiger ist, dann so die geteylt vnd zustrewt wurdet«, verein-

182aVgl. zu Anastasia aus heraldischer Sicht neuerdings WERLien, Bemühungen. - STREICH, Le-
bensbedingungen, S. 52, zu den Klagen Herzog Heinrichs des Mittleren von Braunschweig
über den Umgang seiner Angehörigen mit der Dienerschaft und über die Intrigen am Hof.
Nach Streich fühlte sich Heinrich im Rangstreit mit der Familie seiner Frau unterlegen.
183 Exemplarisch die Bitte Markgräfin Katharinas von Baden, ihr Sohn möge Tuch kaufen, da-
mit sie seinem Bruder ein Hemd machen könne. »Ihm selber brauche sie jetzt keines mehr zu
machen, denn er habe nun eine Hausfrau, die ihn versehen müsse.« 1473 (?). STEINHAUSEN,
Privatbriefe, Nr. 145, S. 104. Ebd., Nr. 127, S. 93: Kurfürstin Anna sendet ihrem Bruder Her-
zog Albrecht von Sachsen ein Badehemd. Ebd., Nr. 428, S. 292: Elisabeth von Württemberg
will für ihren Bruder Markgraf Friedrich eine Haube anfertigen. Ebd., Nr. 474, S. 320: Herzo-
gin Sidonia von Sachsen schickt ihrem Sohn Georg eine Haube. Zur Verschickung von Re-
zepten, Kochproben, ärztlichen Ratschlägen etc. BOEHN, Anna von Nassau, S. 82f. KRÄMER,
Beziehungen, S. 172f.
184 WUNDER, Herrschaft, S. 36f. (ebd. zum Modell des »Hausvaters« und der »Hausmutter«).
ROPER, Haus, S. 11.
 
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