Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Nolte, Cordula; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Familie, Hof und Herrschaft: das verwandtschaftliche Beziehungs- und Kommunikationsnetz der Reichsfürsten am Beispiel der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach (1440 - 1530) — Mittelalter-Forschungen, Band 11: Ostfildern, 2005

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34725#0180

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
176

Kapitel C

seinen Führungsanspruch ausdrücklich. Dies schloß keineswegs aus, daß sie
beträchtlichen Einfluß auf ihn ausübte und an Entscheidungen beteiligt war/"
Die bei Albrecht und Anna gegebene Konstellation kann sicher nicht ohne
weiteres verallgemeinert werden. In anderen fürstlichen Haushalten waren
die Kräfteverhältnisse und Zuständigkeiten anders verteilt. Einige Fürstinnen
verstanden sich selbstbewußt als Haushaltsvorstand, etwa Markgraf Casimirs
Frau Susanne, die ihre Brüder zum Besuch einladen ließ, »zesehen, wie mein
gnedige fraw gewont hab vnd ain haushalterin worden sey«." Darin äußerte
sich der Stolz einer frischverheirateten Frau, die endlich über ein eigenes
Hauswesen verfügte. Elisabeth von Württemberg wiederum präsentierte sich
erst nach der Trennung von ihrem Mann als »Haushälterin«." Gelegentlich
scheint der häusliche Bereich Züge partnerschaftlicher Organisation gehabt
zu haben. Markgräfin Anastasia und ihr Ehemann Graf Wilhelm von Flenne-
berg-Schleusingen beispielsweise hoben auf ihre Verbundenheit im gemein-
samen Haus ab, indem Wilhelm Anastasia als »herzallerliebste Hausehre« ti-
tulierte und indem beide Eheleute als »deine Hausehre« bzw. »Eure Hauseh-
re« in Briefen Unterzeichneten."' Anastasia gab im Zusammenhang mit Per-
sonaiproblemen zwar vor, wenig »vmb das haus halten« zu verstehen, und
bat Wilhelm, sich »als ein hausman« um geeignete Leute zu kümmern. Den-
noch regelte sie organisatorische Dinge, z. B. die Unterbringung und Raum-
verteilung, in Wilhelms Abwesenheit durchaus selbständig. Sie schloß auch
persönlich, ohne Wilhelms Mitwirkung, die Verträge mit Ammen für ihre
Kinder ab." Markgräfin Sophia, die Frau Markgraf Friedrichs des Älteren,
entschied zusammen mit ihrem Mann über disziplinarische Maßnahmen ge-
gen streitende Diener, wie einer Anekdote des Götz von Berlichingen aus sei-
ner Jugend- und Ausbildungszeit am fränkischen Hof zu entnehmen ist. Nach
einer tätlichen Auseinandersetzung zwischen Götz und einem polnischen Pa-
gen, der vermutlich zu Sophias Gefolge gehörte, setzte die Fürstin ihre Forde-
rung, Götz zu bestrafen, gegen ihren Mann und ihre Söhne durch. Der Form
nach entschied zwar der Fürst, aber er wurde dabei, behauptet Götz, gerade-
zu genötigt: »[...] wollt der allt marggraff ein guett weib, vnnd sie die jungen
hem ein gnedige mutter habenn, so must der marggraff zusagenn, das er
mich woltt im thurnn straffenn.«" Meinungsverschiedenheiten innerhalb der
fürstlichen Familie hinsichtlich der Dienerschaft gab es auch an anderen Hö-

177 Vgl. zu ihren Interventionen im Interesse ihrer (Stief)Kinder SEYBOTH, Neustadt, S. 12f.
178 Einladung der Herzoge Wilhelm und Ludwig von Bayern-München im Rahmen einer In-
struktion für Fritz von Lidwach. Undatiert [Dez. 1518]. GStAB, BPH, Rep. 41II N 1.
179 Sie teilte ihrem Bruder Markgraf Friedrich mit, sie sei »zu hauß« nach Nürtingen gezogen
»und volt fast gern, das ir einmall kernt und beseth, wie ich hauß hilt.« Undatiert [vermut-
lich 1499]. STEINHAUSEN, Privatbriefe, Nr. 430, S. 293. Ebd., Anm. 5, die Frage, ob der Brief
womöglich erst nach Elisabeths Verwitwung 1504 verfaßt wurde.
180 Korrespondenz des Paares ThStAM, GHA, Sektion I, Nr. 1392.
181 LhStAM, GHA, Sektion I, Nr. 117.
182 Berlichingen, Fehd, S. 58. Vereinzelte andere Nachrichten bestätigen Sophias großen Einfluß.
1496 dankte ihr der Rat von Nürnberg mit einem kostbaren Geschenk für ihre erfolgreiche
Vermittlung bei den Konflikten der Stadt mit Markgraf Friedrich und lud sie samt ihrer Fa-
milie zu einem Fest ein. LOCHNER, Besuch.
 
Annotationen