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Nolte, Cordula; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Familie, Hof und Herrschaft: das verwandtschaftliche Beziehungs- und Kommunikationsnetz der Reichsfürsten am Beispiel der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach (1440 - 1530) — Mittelalter-Forschungen, Band 11: Ostfildern, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.34725#0076

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72

Kapitel B

wurde mit 63 Jahren zum letzten Mal Vater - um die Zukunft der Kleinen.
54jährig erinnerte er seinen ein Jahr jüngeren Brüder Friedrich daran, er habe
»zwey kinder, die essen noch müse. So sind wir bede alt vnd ich hart verwun-
det vnd geen auf der gruben.«'^ Auch nachdem das Paar keinen eigenen
Nachwuchs mehr erwartete und einen Teil der Kinder verheiratet bzw. an
anderen Höfen untergebracht hatte, vergrößerte sich sein Haushalt weiter,
denn der Sohn Friedrich blieb nach der Heirat 1479 mit seiner wachsenden
Familie am elterlichen Hof wohnen. Das Bewußtsein stetigen Wachstums -
und damit verbundener Versorgungsprobleme - spricht denn auch aus Al-
brechts Bemerkung von 1480, er habe zwölf lebende Kinder und erhalte zu-
sammen mit seinen Söhnen dank Gottes Gnade »all tag mer.«^ Auf eine Un-
terscheidung zwischen einzelnen Lebensphasen (etwa als Vater und Großva-
ter) sowie zwischen Generationen (Kindern, Enkeln) kam es in dieser Sicht
nicht an. Entscheidend war, daß der Patriarch seine Versorgerrolle zeitlebens
beibehielt, unabhängig davon, in welchen Lebensabschnitten und Familien-
phasen er und die Seinen sich gerade befanden und wie sich diese überschnit-
ten. Bezeichnenderweise stand Albrechts vorhin erwähnte Aussage" im Zu-
sammenhang mit der Beschwerde einer erwachsenen Tochter aus erster Ehe,
er benachteilige sie und ihre Geschwister - eine typische Begleiterscheinung
von Mehrfachehen der Regenten.
Bislang unerwähnt blieben all jene Familien- und Haushaltskonstellatio-
nen, bei denen Eltern, Kinder und gegebenenfalls Enkel phasenweise mit wei-
teren Verwandten zusammenlebten: beispielsweise mit unverheirateten
Schwestern oder der verwitweten Mutter des Regenten, mit Tanten und Cou-
sinen, Neffen und Nichten, mit Ziehtöchtern und -söhnen. Diese Formen der
Hausgemeinschaft, die eher die Regel waren als das kernfamiliale Modell, sol-
len im Komplex über Familien und Haushalte zur Sprache kommen.

5. Die Zollern in Franken und in der Mark:
das Problem der Doppelherrschaft
Bei allen Vorteilen, die der Gewinn der Kurmark den Zollern brachte, handel-
te es sich doch zugleich um eine problematische Errungenschaft."" Angesichts
der schwierigen märkischen Verhältnisse mußten die Markgrafen dort auf
mehreren Ebenen - finanziell, personell, militärisch - investieren. Zu innen-
politischen Auseinandersetzungen kamen Konflikte mit den Nachbarn, allen
voran mit Pommern, die über Jahre immer wieder aufflackerten und bei
Kriegszügen den Einsatz militärischer Aufgebote aus Franken erforderten.
Mangels ausreichender landesherrlicher Einkünfte sammelten sich hohe

183 Zettel 4 zum Schreiben vom 1. März 1468. CDB C 1, Nr. 333, S. 475.
184 6. Sept. 1480. PC 3, Nr. 692, S. 641.
185 Vgl. Anm. 182 mit dem Verweis aut S. 61, Anm. 123.
186 Vgl. zum folgenden SEYBOTH, Hohenzollern. DERS., Aufbau, S. 27ff. DERS., Friedrich VI. (I.),
S. 32ff. NEUGEBAUER, Hohenzollern, S. 36ff. BÖCKER, Festigung, passim.
 
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