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Nolte, Cordula; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Familie, Hof und Herrschaft: das verwandtschaftliche Beziehungs- und Kommunikationsnetz der Reichsfürsten am Beispiel der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach (1440 - 1530) — Mittelalter-Forschungen, Band 11: Ostfildern, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.34725#0026

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22

KapitelA

dem eigenen Bruder gehorsam zu sein oder sich nicht zu verschulden/' Sol-
che schriftlichen Gelöbnisse sollten die Unterordnung und Loyalität der Be-
treffenden sichern.
Aufschlußreich zum Verhältnis zwischen dem Fürsten, seiner Familie und
Mitgliedern der Ffofgesellschaft sind schließlich diverse Urkunden wie Bestal-
lungen, Dienstverträge, Zuwendungen an Mitglieder des Personals (z. B. die
Hofgabe für heiratende Hofdamen).

3.2. Verwaltungstechnisch-pragmatisches Schriftgut
»Verwaltungstechnisch-pragmatisches Schriftgut« wird hier als Sammelbe-
griff für unterschiedliche Dokumente verwendet, die Aussagen über die Hof-
einrichtung und -Organisation enthalten, über den Ablauf des Alltags und die
Inszenierung von Festen, über das Personal, die Ausstattung von Räumen
und Unterbringung von Personen, über Aufwendungen an Kleidung,
Schmuck, Silbergeschirr für fürstliche Familienmitglieder (z. B. Bräute), über
Geschenkaustausch etc. Es kann sich dabei um normative Texte handeln, die
den Charakter von Hof- und Haushaltsordnungen haben"', um Ratschläge, In-
struktionen und Verhaltensanweisungen (eventuell auch in Form von Brie-
fen), um Notizen, Protokolle, Inventare, um Gästeverzeichnisse, Futterzettei,
Tischordnungen, Einkaufslisten für Feste sowie Rechnungen aller Art. Hin-
sichtlich der Auswertung unter »logistischem« Aspekt gehören hierzu auch
Dokumente mit narrativem Charakter, die retrospektiv Festlichkeiten schil-
dern und dabei gezielt auf Repräsentation und Prestige abheben, zugleich
aber wertvolle Details über die praktische Durchführung liefern. Nur ein
Bruchteil all dieser Texte ist bislang ediert, darunter das vormals als »Gedenk-
buch« oder »Haushaltungsbuch« bezeichnete »Mein Buch« des Ludwig von
Eyb, das Schriftstücke zu den verschiedensten Belangen enthält, von der
Hochzeitsfeier bis zur Heeresorganisation."
Das verwaltungstechnisch-pragmatische Schriftgut nimmt im Untersu-
chungszeitraum deutlich zu. Die schriftliche Fixierung tritt zusehends neben
die mündliche Regelung organisatorischer Fragen. Bemerkbar macht sich dies
vor allem in Situationen, in denen man sich auf der Suche nach Handlungs-
maßstäben an vergangene Akte zu erinnern sucht. Der Fürst und seine Räte

31 Vgl. das Gehorsamsgelöbnis Markgraf Wilhelms gegenüber seinem als »Vater« betrachteten
Bruder Albrecht, dem Hochmeister des Deutschen Ordens. 21. Aug. 1521. JOACHIM/Hu-
BATSCH, Regesta historico-diplomatica, Nr. 25021, S. 317.
32 Vgl. zu dieser »Gattung« PARAVICINI, Hofordnungen.
33 Ältere Teiledition: MEYER, Gedenkbuch. DERS., Haushaltungsbuch. Dazu THUMSER, Chro-
nist, S. 168ff. KRIEB, Schriftlichkeit, S. 83ff. Neue, vollständige Edition der Eybschen Schriften
durch THUMSER, Ludwig von Eyb (vgl. dort die Einleitung, S. 26-31, zu »Mein Buch«). Vgl.
für die Zollern neben einigen Dokumenten bei KERN, Hofordnungen, auch CDB C 2, Nr. 93,
S. 115ff. Dazu SCHAPPER, Hofordnung. WEIGAND-KARG, Plassenburg. HASS, Hofordnung.
FABER, Amt. REDLICH, Hochzeit. WAGNER, Ratschläge. Vgl. ferner STAHLEDER, Hochzeit.
FLINK, Hofordnungen. FÖRINGER, Anordnungen. BAADER, Haus- und Hofhaltungsordnun-
gen.
 
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