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Nolte, Cordula; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Familie, Hof und Herrschaft: das verwandtschaftliche Beziehungs- und Kommunikationsnetz der Reichsfürsten am Beispiel der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach (1440 - 1530) — Mittelalter-Forschungen, Band 11: Ostfildern, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.34725#0034

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30

KapitelA

um die - hier nur punktuell angesprochenen - mantuanischen Kontakte der
Markgrafen geht, auf Severidts Ergebnisse.

4.3. Dynastie und Herrschaft allgemein - die Zollern im besonderen
Das Phänomen der Dynastie hat seit der von Karl Schmid ausgegangenen In-
itiative aus verfassungs- und sozialgeschichtlicher Perspektive so viel Auf-
merksamkeit erhalten, daß Heinz-Dieter Heimann geradezu von einem eigen-
ständigen Untersuchungsfeld spricht, dessen Gegenstand er folgendermaßen
definiert: »Im Zentrum der Dynastieforschung steht das Haus, die Familie als
sozialer Verband wie als >materielle< Größe, die Praktiken der Machtbildung
und die Wege, Herrschaft kontinuierlich bei der Familie zu sichern. [...] Ge-
schlechterforschung, Dynastieforschung gilt weniger der Einzelpersönlichkeit
selbst als deren familienbestimmtem Denken und Handeln, dem Gruppenkli-
ma, dem Milieu, dem Fernprozeß der Verrechtlichung des Verbands und sei-
ner Fähigkeit wie Unfähigkeit, Konflikte zu regeln und Konsens zu halten.
Er selbst leistete dazu einen maßgeblichen Beitrag mit einer Untersuchung
über die innerdynastischen Konflikte und die Ausbildung von Hausnormen
bei den Wittelsbachern, in der er die Dynastie »als eigenen Wirkungsfaktor
im Staatsbildungsprozeß« des Spätmittelalters kennzeichnete.^ Für das
17. Jahrhundert hat kürzlich Wolfgang E. J. Weber pointiert formuliert, daß
Maßnahmen »zwecks Steigerung des dynastischen Gewinns« nicht nur zur
Staatsbildung beitragen, sondern Staatsbildung sind.'" Seine Überlegungen
zur Dynastiebildung sind auch für das Spätmittelalter relevant.
Die Entwicklung der spätmittelalterlichen Verfassungsverhältnisse hat vor
allem Peter Moraw immer wieder ins Ficht gerückt und dabei die Rolle der
Dynastie betont, auf die Verbindung von »Dynastischem« und »Staatlichem«
(»als Konsequenz des Dynastischen«) hingewiesen und dynastisches Handeln
als wesentlichen Teil politischen Handelns charakterisiert.'" Er schlug die Brü-
cke zur Sozialgeschichte, indem er die Beziehungen der Reichsfürsten unter-
einander analysierte und dadurch Aufschluß über ihre Rangverhältnisse ge-
wann." Neben Moraw hat Ernst Schubert die verfassungs- und sozialge-
schichtlichen Forschungen zur lange vernachlässigten Reichs- und Landesge-
schichte im Spätmittelalter vorangetrieben und die Charakteristika fürstlicher

63 HEIMANN, Kaiser, S. 95f.
64 HEIMANN, Hausordnung, hier S. V. DERS., Herrscherfamilie. Für die bayerischen Wittelsba-
cher sind auch die Arbeiten Reinhard Stäubers einschlägig: Staat. DERS., Herzog Georg.
DERS., Herrschaftsrepräsentation. Am Beispiel der Wittelsbacher zeigte (neben Stäuber) Ste-
fan WEINEURTER, Einheit, daß nicht alle Mitglieder einer Dynastie notwendig von gleich
stark ausgeprägtem Hausbewußtsein erfüllt gewesen sein müssen. Vgl. ferner WEITZEL,
Hausnormen.
65 WEBER, Dynastiesicherung, S. 106.
66 MORAW, Reich, S. 190. DERS., Entfaltung, S. 98. Auf Moraws zahlreiche Publikationen zur
Landes- und Reichsgeschichte kann hier nur summarisch verwiesen werden, vgl. die Biblio-
graphie bei HEINIG, Kaiser Friedrich III.
67 MORAW, Heiratsverhalten. DERS., Reich, S. 195ff.
 
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