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Nolte, Cordula; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Familie, Hof und Herrschaft: das verwandtschaftliche Beziehungs- und Kommunikationsnetz der Reichsfürsten am Beispiel der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach (1440 - 1530) — Mittelalter-Forschungen, Band 11: Ostfildern, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.34725#0153

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C. Höfe und Haushalte

1. Höfe und Residenzen im Überblick: Funktionen -
Lebensstandard - Mobilität
Wie andere Fürsten gingen auch die Markgrafen im 15. Jahrhundert allmäh-
lich von der Reiseherrschaft zur Einrichtung fester Regierungs-, Verwaltungs-
und Wohnzentren über. Dieser Prozeß verlief in ihren beiden weit entfernten
Herrschaftsgebieten unterschiedlich. Während sich in Franken Ansbach zum
Mittelpunkt einer regelrechten »Residenzenlandschaft« (Seyboth) herausbil-
dete, drängte in der Mark das zur Residenz aufsteigende Berlin andere Auf-
enthaltsorte weitgehend in den Hintergrund. Im Zuge dieser Entwicklung
behielt der Hof in Franken seine Mobilität noch bei, als die Hofhaltung in der
Mark bereits stationär geworden war.
Die folgenden Kapitel charakterisieren knapp die wichtigsten markgräfli-
chen Höfe und Residenzen und informieren über die Mobilität bzw. Ortsge-
bundenheit der Hofhaltungen. Im Mittelpunkt stehen dabei die allgemeinen
Qualitäten der Höfe als Wohnorte der fürstlichen Familie im Kreis der Hofge-
sellschaft. Darüber hinaus werden hier weitere spezifische Funktionen ein-
zelner Aufenthaltsorte hervorgehoben, doch braucht für unsere Thematik
kein vollständiges Bild aller Höfe mit sämtlichen Funktionen gezeichnet zu
werden.' Der abschließende Vergleich der Hofhaltungen in Ansbach und Ber-
lin präsentiert die Gesamtgebilde und zeigt den äußeren Rahmen des Zusam-
menlebens auf. Vor diesem Hintergrund wird dann später die Interaktion der
Bewohner im Detail zu untersuchen sein.

1.1. Das Netz der Höfe in Franken
In Franken verfügten die Markgrafen über eine Reihe von Burgen und Schlös-
sern, aus denen sie im Lauf des 15. Jahrhunderts Reinhard Seyboth zufolge
ein hierarchisch abgestuftes und nach Funktionen differenziertes Residenzen-
system bzw. eine Residenzenlandschaft formten." Die meisten dieser Orte,

1 Für eine ausführlichere Darstellung ist Reinhard Seyboths instruktive Studie über die fränki-
schen Residenzen zu konsultieren. Für die Mark ist ÄHRENS, Residenz, grundlegend. Einige
der hier thematisierten Aspekte habe ich bereits behandelt, vgl. NOLTE, Familie. Auf »nicht-
höfische« Aufenthaltsorte, meist städtische Quartiere, in denen die Markgrafen regelmäßig
mit kleinerem Gefolge abstiegen, sei hier nur nebenbei hingewiesen.
2 SEYBOTH, Residenzen, S. 592-597. Vgl. zu den markgräflichen Aufenthaltsorten auch Sey-
boths Artikel »Ansbach«, »Cadolzburg«, »Neustadt an der Aisch«, »Plassenburg (Kulm-
bach)« in dem von Werner Paravicini herausgegebenen dynastisch-topographischen Hand-
buch.
 
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