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Nolte, Cordula; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Familie, Hof und Herrschaft: das verwandtschaftliche Beziehungs- und Kommunikationsnetz der Reichsfürsten am Beispiel der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach (1440 - 1530) — Mittelalter-Forschungen, Band 11: Ostfildern, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.34725#0261

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Raumbezüge und Sozialtopographie

257

berührten.^ Markgraf Friedrichs Söhne sahen denn auch in den Heiratsambi-
tionen des Vaters neben seiner angeblichen Geisteszerrüttung einen weiteren
Grund, ihn nach seiner Absetzung 1515 gefangen zu halten. Markgraf Casimir
äußerte 1523 die Befürchtung, der Vater werde nach seiner Freilassung wie-
der heiraten und verwies darauf, daß Friedrich bekanntermaßen vor seiner
»verwarung mer dann ainmal im willenn gehabt, vrtnd darnach gestannden
hat, junckfrawen im frauenzimer vrtnd andere zunemen«/" Ihnen wäre es
zweifellos lieber gewesen, wenn der Fürst sich mit einem Konkubinat, Gele-
genheitskontakten oder mit einem wärmenden »magenpflaster [...] nach der
alten burggrafischen gewonheibA begnügt hätte. Tatsächlich hatte Casimir
dem Vater während seiner Gefangenschaft angeboten, seine Haft unter be-
stimmten Bedingungen in einen Stubenarrest an Casimirs Hof umwandeln
und ein Auge zuzudrücken, wenn er sich manchmal heimlich ein junges
Mädchen bringen lassen würde - auf diese Weise könne er sich vergnügen,
ohne sein »gemach« zu verlassen. ' Der Entschluß mancher Witwer, trotz zu
erwartender Familienauseinandersetzungen eine legitime Ehe zu schließen,
erklärt sich unter anderem damit, daß konkubinäre Beziehungen, wie verbrei-
tet auch immer und trotz »einer Tendenz fortschreitender Akzeptanz illegiti-
mer Beziehungen im Milieu des weltlichen Hochadels«A nach wie vor ein
gewisses Skandalon darstellten und daß deshalb Rücksicht auf die Familien
der Hofdamen angebracht war.

2. Innen/Außen. Grenzverläufe und Übergänge
Die Unterscheidung von »Innen« und »Außen« bestimmte als eine zentrale
Kategorie höfischer Ordnung und Organisation das Leben der fürstlichen
Familie. Gegenüber seiner äußeren Umgebung hob sich der Hof als bauliches
und personelles Gebilde klar konturiert ab. Im Inneren setzte er sich aus Be-
reichen abgestufter Zugänglichkeit zusammen und wurde von Schwellen
durchzogen, die für die Bewohner in unterschiedlichem Grad hermetisch
oder durchlässig waren. Das Reglement bei Hof zielte gleichzeitig auf Bin-

334 Vgl. SPIESS, Familie, S. 421 f. Briefwechsel (1520) zwischen Elisabeth von Württemberg, ihrem
Bruder Markgraf Casimir und Markgraf Philipp von Baden über die sich aus Markgraf
Emsts Wiederheirat ergebenden Probleme. GStAB, BPH, Rep. 41 IW^ 2b, Bl. 96ff.
335 Schreiben an Markgraf Georg, 16. April 1523. StAN, Fm. AN, BA Abg. 1996, Nr. 247, Bl. 84v.
336 Vgl. Markgraf Albrechts Angebot, seinem Bruder, dem zurückgetretenen Kurfürsten Fried-
rich II., ein Mädchen zuzuführen. 25. Juni und 13. Juli 1470. PC 1, Nr. 62, S. 142, Nr. 70, S. 151
(vgl. S. 154, Anm. 32).
337 Schreiben an Hans von Laineck, 6. Jan. 1525. StAN, Fm. AN, BA Abg. 1996, Nr. 247, Bl. 122r-
125v (Konzept), Bl. 140r-142r (Kopie mit geringfügigen Abweichungen). Ebd., Bl. 133-139,
Korrespondenzen betreffend die Auseinandersetzungen zwischen Vater und Söhnen (Casi-
mir und Georg) wegen der ihm zugemuteten Bedingungen. Vgl. SEYBOTH, Markgraftümer,
S. 430f., sowie unten S. 305.
338 HEINIG, Ornnia vincit Amor, S. 286.
 
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