Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Nolte, Cordula; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Familie, Hof und Herrschaft: das verwandtschaftliche Beziehungs- und Kommunikationsnetz der Reichsfürsten am Beispiel der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach (1440 - 1530) — Mittelalter-Forschungen, Band 11: Ostfildern, 2005

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34725#0386

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
382

Kapitel F

Konzeptionen nebeneinander. Der Anspruch des »Herrn im Haus«, in seiner
Person die eigentliche herrschaftliche Instanz zu sein, war zwar fest begrün-
det und ließ sich mit verschiedenen Modellen der Partizipation kombinieren.
Oft erwies er sich in der Praxis aber auch als brüchig, vor allem wenn es um
das Verhältnis zu den Söhnen und künftigen Nachfolgern ging. Beobachtet
man die Binnenkommunikation aus der Nähe, so entdeckt man in manch auf-
fahrenden Patriarchen »zerfallende Väter«.
Schließlich ist in diesem Zusammenhang auch noch einmal auf die Land-
stände hinzuweisen, die, oft repräsentiert durch führende Räte am Hof, das
politische Geschehen mitlenkten. Das schloß mehr oder weniger geglückte
Versuche ein, landes- und familienpolitisch folgenreiche Entscheidungen zu
forcieren, den Aufwand für die Lebenshaltung der fürstlichen Familie abzu-
stecken, über Aufenthaltsorte und Ortswechsel mitzubestimmen. Vor allem
gegenüber Markgraf Friedrich und seinen Angehörigen machten die Stände
ihren Einfluß immer stärker geltend, von Empfehlungen betreffend die Aus-
bildung und Karrieren seiner Söhne über Forderungen nach Einsparungen
notfalls sogar durch eine Hofauflösung bis hin zu Friedrichs Ausschaltung
und zur Durchsetzung einer ständischen Statthalterschaft.' ' Das Ausmaß von
Partizipation innerhalb der Regentenfamilie stand daher stets auch in Wech-
selbeziehung gerade zu diesen massiven Einwirkungen von außen.

2. Rangordnung und Rangorientierung
Die eben geschilderten Verhaltensweisen (Mitsprache und Mitwirkung, Be-
hauptung eigener Ziele, Respekt vor den Wünschen anderer) haben mit den
Rangverhältnissen in der fürstlichen Familie zu tun. Welchen Rang jemand in
einer Gruppe einnimmt, hängt wesentlich damit zusammen, wie weit er -
aufgrund der Tradition, seiner geburtsbestimmten Position, seines Ge-
schlechts, seiner persönlichen Fähigkeiten - seine Ziele im Interessenkonflikt
mit den anderen Mitgliedern durchsetzen kann. »Rang« im Sinne von Anse-
hen, Geltung baut auf Macht auf. Rangordnungen stimmen daher mit Macht-
hierarchien, mit Herrschaftsstrukturen überein.
Mit »Rang« wurde in dieser Arbeit ein Thema der Adels- und Hoffor-
schung aufgegriffen, das gemeinhin auf den Bereich politisch-öffentlicher
Wirksamkeit und gesellschaftlicher Großstrukturen (Reichstag, Hof, Fürsten-
stand) bezogen wird. Dementsprechend wurden auch hier zunächst die
Markgrafen als Kollektiv hinsichtlich ihres Rangs und ihrer politischen Po-
tenz auf Reichsebene und im Fürstenkreis eingeordnet. Die Konnubiumsana-
lyse führte ihre größtenteils erfolgreichen, teils aber auch gescheiterten Ambi-
tionen vor Augen A Das Heirats- und Bündnisnetz der Markgrafen bezeugte,
daß sie nach ihrem späten Aufschluß zu den Reichsfürsten sich unter jenen
rasch etablierten. Die fränkischen Zollern behaupteten als Heiratspartner ih-

17a VgLS. 127,S. 166,S. 291ff.
18 Vgl. S. 95ff.
 
Annotationen