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Nolte, Cordula; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Familie, Hof und Herrschaft: das verwandtschaftliche Beziehungs- und Kommunikationsnetz der Reichsfürsten am Beispiel der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach (1440 - 1530) — Mittelalter-Forschungen, Band 11: Ostfildern, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.34725#0081

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Die Markgrafen von Brandenburg-Ansbach

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lieh um die Aufteilung des Erbes ging, und auch Wolf gang Neugebauer sah
»das dynastische Versorgungs- und Teilungsmotiv« dominant.'"'
Das folgende Kapitel überprüft diese Sichtweisen, indem es die Bestim-
mungen über die Regierungsnachfolge in den markgräflichen »Ordnungen
und Satzungen« - so der Quellenbegriff für Familienverträge und väterliche
Dispositionen - vorstellt und zugleich verfolgt, inwieweit die Familienmit-
glieder sich daran hielten. (Weitere Inhalte der Verträge, etwa die Versorgung
von nichtregierenden bzw. nichterbberechtigten Angehörigen, kommen an
dieser Stelle nicht zur Sprache, sondern werden später in den jeweiligen Sach-
zusammenhängen behandelt.) Das Kapitel gibt zugleich einen chronologi-
schen Überblick über die Abfolge von Regenten und Herrschaftsphasen. Es
will keinen Abriß der politischen Geschichte liefern, sondern ist auf den As-
pekt zugespitzt, wie sich die Beziehungen zwischen den zur Regierung vor-
gesehenen bzw. regierenden Mitgliedern der Dynastie in Franken und in der
Mark entwickelten. Dadurch soll noch einmal Ficht auf das im vorigen Kapi-
tel angesprochene Problem der zweigeteilten Herrschaft fallen.
Das darauf folgende Kapitel über Heiratspolitik und Konnubium will nä-
heren Aufschluß über den Rang der Zollern unter den Reichsfürsten, ihr Stan-
desbewußtsein und ihre ökonomischen Möglichkeiten geben. Es verortet die
Markgrafen zugleich innerhalb ihres politischen Bündnissystems, soweit
Verschwägerungen darin eine Rolle spielten.
Erste Beobachtungen zur Einordnung der Zollern unter ihren Standesge-
nossen finden sich bei Peter Moraw. Er hat wiederholt nachdrücklich auf Un-
terschiede zwischen den Fürsten aufmerksam gemacht und das Konnubium
als einen wichtigen Parameter für die Rangbestimmung ausgewiesenA Bei
seiner Einteilung des Reichs in eine Reihe von »fürstlichen Heiratslandschaf-
ten« unterschiedlicher Größe und Dichte fand Moraw im Nordosten das rela-
tiv geschlossenste System, zu dem auch Brandenburg gehörte. Oberdeutsch-
land charakterisierte er als eine Heiratsgroßlandschaft, in der sich neben ein-
flußreichen und ranghohen Großdynastien die Zollern »ungeachtet ihres rela-
tiv späten Aufstiegs in den Fürstenstand sehr achtbar oder eher noch erstaun-
lich gut [...] mit einem weitgespannten und recht hochrangigen Konnubium«
behaupteten.""' Moraws Ergebnisse basieren auf der Auswertung von Stamm-
tafeln. Der Rückgriff auf die Quellen erlaubt es hier, das Heiratsverhalten
noch eingehender zu betrachten und beispielsweise zu prüfen, wieviel die
Zollern sich attraktive Heiraten kosten ließen und welche Eheverbindungen
geplant waren, letztlich aber nicht realisiert wurden. Der Einbezug nicht ver-
wirklichter Projekte läßt auch jene dynastiepolitischen Ambitionen der Mark-
grafen zutagetreten, die sich in den Stammtafeln nicht niedergeschlagen ha-
ben.

205 NEUGEBAUER, Hohenzollern, S. 99. SCHULTZE, Mark, S. 229f., hob tadelnd das Konflikthafte
und die Teilungspraxis hervor.
206 MORAW, Heiratsverhalten, passim. DERS., Reich, S. 195.
207 MORAW, Heiratsverhalten, S. 139. DERS., Mark, S. 21f.
 
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