Die Markgrafen von Brandenburg-Ansbach
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Kurfürstentitel und mit erheblich reduzierter Territorialbasis« zurückgestuft."
Dennoch oder vielleicht eher gerade deshalb - schließlich war die Nähe zum
Kaiser nun um so wichtiger - setzten die Regenten in Franken das reichspoli-
tische Engagement unter hohem Einsatz fort, auch wenn sich bereits unter Al-
brecht abgezeichnet hatte, daß Aufwand und unmittelbarer Nutzen für die
Dynastie nicht übereinstimmten.In der Mark folgte hingegen unter Kurfürst
Johann bis 1499 zunächst eine Phase des weitgehenden Rückzugs aus der
Reichspolitik." Kurfürst Joachim I. wurde ab 1500 auf dieser Ebene über eini-
ge Jahre wieder aktiver, wie seine Reichstagsbesuche bezeugen, wandte sich
dann jedoch vorrangig eigenen politischen Projekten in Nord- und Mittel-
deutschland und in der europäischen Nachbarschaft zu. Wachsende Span-
nungen mit dem Flaus Habsburg kulminierten in seiner profranzösischen
Haltung im Vorfeld der Kaiserwahl, bis sich in den 1520er Jahren seine Di-
stanz zum Kaiser aufgrund der gemeinsamen altkirchlichen Haltung wieder
verringerte."
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts glückten einigen Zollern Karrieren, in de-
ren Folge sich das Wirkungsfeld der Markgrafen noch einmal erweiterte. " Sie
faßten zunächst in Ungarn, dann in Schlesien Fuß, besetzten neben anderen
kirchlichen Ämtern das Bistum Halberstadt sowie das Erzbistum Magdeburg
und gewannen mit dem Erzbistum Mainz 1514 eine zweite Kurstimme hinzu.
1511 stellten sie mit Markgraf Albrecht den neuen Hochmeister des Deut-
schen Ordens in Preußen. Bei der Umwandlung des Ordenslandes in ein Her-
zogtum unter polnischer Lehnshoheit 1525 wurde Albrecht Herzog, und seine
Brüder wurden für den Fall, daß er keinen Erben hinterließ, als Erben Preu-
ßens vorgesehen." Die Expansion jenseits der Reichsgrenzen wurde von den
yhrnUsUzcn Markgrafen in die Wege geleitet, trotz ihrer nach der Abtrennung
der Mark erlittenen Einbuße an der »überterritorialen Wirkungsfähigkeit, die
sie stets ausgezeichnet hatte«." Sie hatten somit maßgeblichen Anteil daran,
daß die Zollern im frühen 16. Jahrhundert, wie in der Forschung wiederholt
hervorgehoben, zu einer Dynastie von europäischer Geltung geworden wa-
13 SEYBOTH, Markgraftümer, S. 436ff. DERS., Hohenzollern, S. 26.
14 SEYBOTH, Markgraftümer, S. 436f. Markgraf Georg erbat 1529 die Rückzahlung kaiserlicher
Schulden in Höhe von 53.400 fl und verwies auf den Einsatz für Habsburg: Die Markgrafen
seien dadurch »in gros schulden und abnemen kumen«, und seine Brüder Casimir, Johann
und Gumprecht seien im Dienst Habsburgs außer Landes gestorben. RTA, Jüng. Reihe 7.1,
S. 664f.
15 SEYBOTH, Markgraftümer, S. 50-58. Vgl. Heinz Angermeier zur unterschiedlichen reichspoli-
tischen Orientierung der fränkischen und der brandenburgischen Regenten, RTA, Mittl. Rei-
he 5.1.1, Einleitung, S. 49-51.
16 MÄNNL, Vertretung, S. 24-28. NEUGEBAUER, Hohenzollern, S. 79f.
17 SEYBOTH, Markgraftümer, S. 396ff. SCHULTZE, Mark, S. 200ff.
18 NEUGEBAUER, Hohenzollern, S. 113. Vgl. HÖSS, Reich, S. 142-144, zur Mitbelehnung von Al-
brechts weltlich lebenden Brüdern. Ebd., Anm. 54, der Hinweis auf die Ablehnung König
Sigismunds von Polen, das Gesamthaus Brandenburg einschließlich der Kurlinie mitzube-
lehnen.
19 SEYBOTH, Markgraftümer, S. 101.
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Kurfürstentitel und mit erheblich reduzierter Territorialbasis« zurückgestuft."
Dennoch oder vielleicht eher gerade deshalb - schließlich war die Nähe zum
Kaiser nun um so wichtiger - setzten die Regenten in Franken das reichspoli-
tische Engagement unter hohem Einsatz fort, auch wenn sich bereits unter Al-
brecht abgezeichnet hatte, daß Aufwand und unmittelbarer Nutzen für die
Dynastie nicht übereinstimmten.In der Mark folgte hingegen unter Kurfürst
Johann bis 1499 zunächst eine Phase des weitgehenden Rückzugs aus der
Reichspolitik." Kurfürst Joachim I. wurde ab 1500 auf dieser Ebene über eini-
ge Jahre wieder aktiver, wie seine Reichstagsbesuche bezeugen, wandte sich
dann jedoch vorrangig eigenen politischen Projekten in Nord- und Mittel-
deutschland und in der europäischen Nachbarschaft zu. Wachsende Span-
nungen mit dem Flaus Habsburg kulminierten in seiner profranzösischen
Haltung im Vorfeld der Kaiserwahl, bis sich in den 1520er Jahren seine Di-
stanz zum Kaiser aufgrund der gemeinsamen altkirchlichen Haltung wieder
verringerte."
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts glückten einigen Zollern Karrieren, in de-
ren Folge sich das Wirkungsfeld der Markgrafen noch einmal erweiterte. " Sie
faßten zunächst in Ungarn, dann in Schlesien Fuß, besetzten neben anderen
kirchlichen Ämtern das Bistum Halberstadt sowie das Erzbistum Magdeburg
und gewannen mit dem Erzbistum Mainz 1514 eine zweite Kurstimme hinzu.
1511 stellten sie mit Markgraf Albrecht den neuen Hochmeister des Deut-
schen Ordens in Preußen. Bei der Umwandlung des Ordenslandes in ein Her-
zogtum unter polnischer Lehnshoheit 1525 wurde Albrecht Herzog, und seine
Brüder wurden für den Fall, daß er keinen Erben hinterließ, als Erben Preu-
ßens vorgesehen." Die Expansion jenseits der Reichsgrenzen wurde von den
yhrnUsUzcn Markgrafen in die Wege geleitet, trotz ihrer nach der Abtrennung
der Mark erlittenen Einbuße an der »überterritorialen Wirkungsfähigkeit, die
sie stets ausgezeichnet hatte«." Sie hatten somit maßgeblichen Anteil daran,
daß die Zollern im frühen 16. Jahrhundert, wie in der Forschung wiederholt
hervorgehoben, zu einer Dynastie von europäischer Geltung geworden wa-
13 SEYBOTH, Markgraftümer, S. 436ff. DERS., Hohenzollern, S. 26.
14 SEYBOTH, Markgraftümer, S. 436f. Markgraf Georg erbat 1529 die Rückzahlung kaiserlicher
Schulden in Höhe von 53.400 fl und verwies auf den Einsatz für Habsburg: Die Markgrafen
seien dadurch »in gros schulden und abnemen kumen«, und seine Brüder Casimir, Johann
und Gumprecht seien im Dienst Habsburgs außer Landes gestorben. RTA, Jüng. Reihe 7.1,
S. 664f.
15 SEYBOTH, Markgraftümer, S. 50-58. Vgl. Heinz Angermeier zur unterschiedlichen reichspoli-
tischen Orientierung der fränkischen und der brandenburgischen Regenten, RTA, Mittl. Rei-
he 5.1.1, Einleitung, S. 49-51.
16 MÄNNL, Vertretung, S. 24-28. NEUGEBAUER, Hohenzollern, S. 79f.
17 SEYBOTH, Markgraftümer, S. 396ff. SCHULTZE, Mark, S. 200ff.
18 NEUGEBAUER, Hohenzollern, S. 113. Vgl. HÖSS, Reich, S. 142-144, zur Mitbelehnung von Al-
brechts weltlich lebenden Brüdern. Ebd., Anm. 54, der Hinweis auf die Ablehnung König
Sigismunds von Polen, das Gesamthaus Brandenburg einschließlich der Kurlinie mitzube-
lehnen.
19 SEYBOTH, Markgraftümer, S. 101.