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Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weg zur Krone Titelzusatz:: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,2: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34719#0285

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Verhältnis von Wahl und Krönung

Karls des Großen^ über die eiech zwischen Wahl und Krönung seit Friedrich II. zu den
reges seit der Königswahl im 15. Jahrhundert war damit zu einem Abschluss gekommen.

72 Ereignisgeschichtliche Betrachtungen

Im folgenden Abschnitt sollen Aspekte des Herrschaftsantritts betrachtet werden, die
Aufschlüsse über die den Vorgängen zugrunde liegenden Vorstellungen von Wahl und
Krönung geben. Die hier behandelten Phänomene unterscheiden sich damit von den im
nächsten Unterkapitel zu untersuchenden Quellen, die sich durch eine bewusstere Re-
flexion über das Thema auszeichnen: Während dort das Verhältnis von Wahl und Krö-
nung beziehungsweise die Bedeutung eines oder beider Akte explizit thematisiert wird,
müssen diesbezügliche Aussagen aus den im Folgenden zu behandelnden Ereignissen
indirekt erschlossen werden. Hierfür würde sich eine Fülle an Fällen anbieten, doch
muss aus Platzgründen eine gewisse Auswahl erfolgen. Durch die breite zeitliche
Streuung dürfte sie aber dennoch geeignet sein, die gesamte spätmittelalterliche Ent-
wicklung in hinreichend repräsentativer Weise einzufangen.

7.2.1 Der schwere Weg zur Herrschaft: Bemühungen um die Anerkennung bei Wilhelm
von Holland und Richard von Cornwall
Fast ein halbes Jahr lang hatte Wilhelm von Holland zumeist persönlich der Belagerung
Aachens beigewohnt, um sich innerhalb der städtischen Mauern krönen und auf den
Karlsthron erheben zu lassen V' Sein Verhalten reiht sich damit in die Vorgänge der
Jahre 1198 und 1214 ein, als Otto IV. und Friedrich II. versuchten, die Stadt militärisch
zu bezwingen.''' Die Krönung an der traditionellen Stätte rechtfertigte diesen hohen
zeitlichen wie materiellen Aufwand, ein Ausweichen auf einen anderen Ort kam an-
ders als in späteren Jahrhunderten (1314,1346,1401) offenbar noch nicht in Frage.
Doch auch nach der Krönung kam es zu keiner allgemeinen Anerkennung im
Reich. Vielmehr folgten langwierige Kämpfe mit den staufischen Parteigängern, die zu-
nächst nur wenige Erfolge brachten.^ Erst Ende des Jahres 1251, drei Jahre nach Wil-

155 Dieser wurde in ähnlicher Form von den Päpsten als Fremdbezeichnung auch Otto I. und Fried-
rich I. beigegeben (siehe ScHWARz, Herrscher- und Reichstitel, S. 151 mit Anm. 588 und S. 118,
Anm. 454).
156 Siehe oben, Kapitel 5.1.1.
157 Vgl. ScHELLHAss, Königslager, S. 11 mit Anm. 3.
158 Vgl. hierzu auch Matthaeus Parisiensis, Chronica maiora, Bd. 5, S. 26, der berichtet, die Krönung
Wilhelms sei von vielen als nichtig angesehen worden, da weder alle Wähler in Aachen anwe-
send gewesen seien, noch alle zugestimmt hätten: Qnac tarnen coronafio a nndtis nuda repHtaFatnr,
t?M;'a onznes eieefores non eranf iFi praesenfes nec efian: consenfienfes, nfpofe dnx Saxonnn:, eni con/oe-
derabafnr Erd/zoncns per/iiian: dneis, tynan: dnctHrns esf in nxoren:, si reconciiiari potent. Nec dnx Ba-
pariae, CMjMs/z'h'an: Conradns/Bins Fret/zen'ci dnxit, consensit, sic nec nudti aiii.
 
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