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Monatsberichte über Kunst und Kunstwissenschaft — 3.1903

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Habich, Georg: Hans Kels als Konterfetter
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https://doi.org/10.11588/diglit.47725#0030

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15

und Umschrift: IN DOMINO CONFIDO ANNO
MDXXXVIII ® . Das zweite Stück (39 mm) ver-
einigt die Bildnisse beider Ehegatten auf Vor- und
Rückseite, ähnlich wie das Berliner Stück, ist aber
feiner. Das dritte, eine kleinere Schaumünze (von
29 mm) gibt Georg Hör mann ähnlich wie vorher
wieder, während die Rückseite von einem Waffen-
arrangement mit der Umschrift: SOLI DEO CON-
F1DE eingenommen wird; die ganze Komposition ist
wohl auf Wunsch des Bestellers, nach dem Vorbild der
kleineren Flötnermedaille von 1529 (Horchler a. o. 0.
Taf. 5) entworfen, ausgeführt aber mit der ganzen
Kraft des ungleich energischeren Reliefstils unseres
Kels.
In diesen Stücken, zu denen sich noch eine
Medaille des Berliner Kabinets, eine Variante,
gesellt, haben wir, so glaube ich, den echten
Medaillenstil des Hans Kels.1)
Zwar zu der üppigen Dekorationspracht des
Ambraser Spielbretts werden diese schlichten Ge-
bilde kaum irgendwelche greifbare Beziehungen
aufweisen, umsomehr aber zu dem Medaillon des
Georgius Fugger.
Wiewohl ‘drei Jahre früher entstanden und als
ausgesprochene Flachreliefstücke in Zweck und Wir-
kung verschieden von diesem, lassen die Hörmann-
Medaillen doch überall: in Tracht und Putz,
in den so charakteristisch gegebenen, feingefältelten
Hemden mit den freistehenden Halskrausen und
der reizenden Ornamentstickerei am Bund, so auch
in der Wiedergabe des schlichten Haupthaares mit
der sorgfältigen Teilung an der Schläfe, dem
etwas drechslermässig ausgeführten Vollbart, in der
Markierung der Pupillen u. s. w. ohne weiteres
dieselbe Hand erkennen wie dort.
Eingehende vergleichende Betrachtung, die
freilich erst vor dem Original mit der Lupe vor-
genommen, alle Feinheiten ins rechte Licht rückt,
verlohnt sich namentlich bei den weiblichen Bild-
nissen. Diese Sorgfalt im Detail, diese Andacht
zum Kleinen, in der Schilderung charakteristischer
Zufälligkeiten der Tracht, in der Formgebung des
Antlitzes, der alterswelken Haut um Kinn und
Wange, der leisen Fältchen im Winkel des Auges:
überall offenbart sich derselbe treue, sich niemals
selbst genügende Sinn des deutschen Kleinmeisters
für intime Reize, intim im Wiedergeben des Stoff-
lichen, wie im geistigen Erfassen.
Als besonderes Merkmal der Kels’schen Hand
sei hingewiesen auf die eigentümliche Behandlung des
Holzmodells — man betrachte die Mütze der
Barbara — mit dem Punzen. Endlich zeigt, wie
schon angedeutet, auch die Schrift bemerkenswerte
Kongruenzen mit dem Fugger-Medaillon. Charakte-
ristisch ist namentlich die Form des etwas ver-
bogenen 5, das breitgestellte /A, ferner die ligierten
römischen Ziffern. Auch der an zwei Stellen ge-
bundene Kranz mit den schmalen, lanzettförmigen
Blättern ist hier wie dort derselbe.
Es erübrigt noch zu bemerken, dass die
Hörmans in Kaufbeuren mit den Fuggern nicht

>) Die in Holz geschnittenen Modelle unserer beiden kleineren
Medaillen befinden sich im Berliner Kabinet; abgeb. Bode Geschichte
der Plastik. Tafel zu S. 189.


Abbildg. 13.
Chr. Amberger.
Bildnis eines jungen Fugger.

nur in engster Geschäftsverbindung standen, sondern
mit ihnen verwandt waren; Barbara Reiching ist
eine Cousine Anton Fuggers.
III.
Erman in seinen deutschen Medailleuren (S. 39)
führt die beiden, im Berliner Kabinet befindlichen
Stücke unter den Arbeiten eines „unbekannten
Augsburger Holzschnitzers“ aus Hagenauers
Schule an, dessen Erzeugnisse er in fünf Gruppen
einteilt und folgendermassen charakterisiert: „Allen
gemeinsam ist die schöne scharfe Schrift, die stets
gleich geformt ist, mit dicken Grundstrichen und
dünnen Haarstrichen, und im Gegensatz zu Hagen-
auers Verfahren in das Holzmodell eingeschnitten
ist. Die Worte trennt ein dreieckiger Punkt; seit


Abbildg. 14.
Silberne Medaille.
Von H. Kels.
 
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