Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Monatsberichte über Kunst und Kunstwissenschaft — 3.1903

DOI Artikel:
Frimmel, Theodor von: Bilder von seltenen Meistern, 18, Zwei Werke von Franz Christoph Janneck
DOI Artikel:
Voll, Karl: Zu Adam Elsheimer in der alten Pinakothek
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.47725#0235

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
199

Die Linke ist ein wenig vorgestreckt. Hochoval.
Weiches Holz. Ich weiss nicht, wer das interessante
Stück heute besitzt. Ein Malerbildnis, vielleicht
Jannecks Selbstbildnis, doch keineswegs sicher be-
stimmt, harrt noch eingehenden Studiums in der
Wiener Sammlung Friedrich Schütz.
Die beiden wohl erhaltenen kleinen Stücke,
die anbei abgebildet werden (Taf. 35), gehören dem
Herrn kaiserlichen Rat Max Gerstle in Wien,
der beim Photographen Von der Lippe, ebendort,
vorzügliche Aufnahmen hat herstellen lassen.
Unsere Abbildungen gehen auf diese Aufnahmen
zurück. Beide Bildchen sind zart gefärbt und

im ganzen hell und warm goldtönig gehalten.
Auf dem Stück mit Petri Schlüsselamt steht
die alte zuverlässige Signatur „F. C. Janneck fec.
1741“, von der Anfang und Ende etwas undeutlich
sind. Dadurch unterliegt die zweite Hälfte der
Jahreszahl vielleicht den Meinungsverschiedenheiten,
die sich in solchen Fällen bilden können. Die hell
ausgeführte Signatur steht links auf dem dunklen
Steine unter dem aufgestützten Fusse. Beide Bilder
sind auf Kupfer gemalt und messen 0,465X0,35.
Was die Herkunft der beiden kleinen Gemälde
betrifft, so weiss man in der Familie, dass beide
aus dem Besitz des Vaters Gerstle stammen.


Zu Adam Elsheimer in der alten Pinakothek.
Von Dr. Karl Voll.

Die alte Pinakothek besitzt in No. 1394 eine
kleine reizvolle Landschaft, darstellend ein Waldtal,
wo an dem Fusse eines sanft ansteigenden baum-
losen Hügels ein kleiner Teich ruht, in dem Schwäne
schwimmen und über den sich schattige Bäume
neigen. Im luftigen Vordergründe weidet eine
Viehherde. Das Bild galt früher als „in der Art des
Paul Bril“ gemalt, bis Adolf Bayersdorfer es auf
Adam Elsheimer bestimmte. Dieser Benennung
schloss sich Bode an, indem er sowohl im Jahrbuch
der preussischen Kunstsammlungen I, 247, wie
auch in seinen Studien zur holländischen Malerei
S. 279 es unter Berufung auf Bayersdorfer als ein
echtes Werk des Elsheimer bezeichnete. Die alte
Benennung war nun zwar nicht ganz richtig; aber
sie hätte immerhin auf gute Spur führen können.
Das Bildchen ist tatsächlich rechts unten deutlich
bezeichnet P. Brill; dann folgt eine nicht mehr
leserliche Jahreszahl und einige Striche, die viel-
leicht Buchstabenreste sind. Auf der Rückseite der
kleinen Kupferplatte steht in Schrift des 17. Jahr-
hunderts Paul Bril in Roma und von anderer
Hand ein grosses, roh ausgeführtes Monogramm,
das scheinbar aus P und B zusammengesetzt ist;
dieses Monogramm ist zwischen die in zwei Teile
zerlegte Jahreszahl 1620 gesetzt. Ob diese Zahl
wirklich auch auf der Vorderseite stand, ist schwer
zu sagen. Der Vergleich mit unserem bezeichneten
Bril von 1601 bestätigt die Angabe der beiden
Inschriften durchaus. Da man unsere kleine Land-
schaft schon benutzt hat, um ähnliche Arbeiten
dem Adam Elsheimer zuzuschreiben, wird die
Richtigstellung nicht unwillkommen sein. Es sei
auch noch eigens bemerkt, dass Wilhelm Schmidt
unabhängig von der ihm nicht bekannten Inschrift
dies Bildchen dem Paul Bril zuschrieb und Weiz-
säcker teilt mir mit, dass auch ihm die Elsheimer

Autorschaft schon lange verdächtig gewesen sei.
Das Bild ist sehr beliebt und verdient seinen
Ruhm. Es ist ein ungewöhnlich schöner Bril. In
der Tat hat zu der Taufe auf den grossen
Frankfurter wohl nur die Qualität geführt; denn
für Bril wäre gewiss manchem die kleine Land-
schaft zu gut gewesen! Aber gerade angesichts
dieses Falles darf aufs neue darauf hingewiesen
werden, dass wir unser Urteil über die Feinmaler
des ausgehenden 16. und des beginnenden 17. Jahr-
hunderts einer gründlichen Revision unterziehen
müssen. Wir sind doch wohl ein bischen ungerecht
gegen diese im Umfang zwar bescheidenen, aber
oft mit echter künstlerischer Liebe gemalten
Werke.
Wenn nun die Landschaft, die bisher als
Originalbild des Elsheimer gegolten hat, aus seinem
Werke zu streichen ist, dann wird wohl das kleine
neben ihr hängende Bildchen, das fast wie ein be-
absichtigtes Pendant aussieht, nicht mehr als Els-
heimerschule gelten dürfen. Auch mit dem gern
mit Elsheimer verwechselten Eglon van der Neer,
an den Bode vor diesem kleinen Stücke denkt, hat
es nichts zu tun. Wenn nicht der Qualitätsunter-
schied gegen das Waldtal einigermassen fühlbar
wäre, so würde ich es am liebsten als Original-
arbeit des Paul Bril betrachten; denn die Ärmlich-
keiten im Arrangement und in der Behandlung
sind doch gar zu auffallend. Zum mindesten aber
wird es als eine Arbeit im Stile des Bril geführt
werden müssen.
Eine kleine Kreuztragung, die um 1600 gemalt
sein wird, soll laut Katalog einem Nachfolger Els-
heimers gehören. Aber in den Typen, in der
Zeichnung und besonders in dem Colorit ist kaum
etwas zu entdecken, was wirklich auch nur
an Elsheimers Schule erinnert. Das Bild hiess
 
Annotationen