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Monatsberichte über Kunst und Kunstwissenschaft — 3.1903

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Habich, Georg: Hans Kels als Konterfetter
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Frimmel, Theodor von: Bilder von seltenen Meistern, 14, Arbeiten von Frans de Neve
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https://doi.org/10.11588/diglit.47725#0034

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19

mit der Schwarz-Medaille in Verbindung gebracht
wird (Deutsche Medailleure Seite 54 und Nachtrag),
eine Medaille des Wolf Münzer von Baben-
berg, dem Kels offenbar fern; sie ist überdies 1567,
also zwei Jahre nach des Künstlers Tod datiert.
Es wäre ein Gewinn, wenn der vorliegende
Versuch, eine Reihe der vornehmsten Kleinkunst-
werke der Hochblüte deutscher Plastik unter einem
Meisternamen zu vereinigen, die archivalische
Forschung anregen würde, den vielfach ja nur dem
Namen nach bekannten Dargestellten ihrerseits
nachzuspüren. Die Bedeutung eines Künstlers, wie

des unseres Fugger-Medaillons, würde jede noch
so grosse Mühe verlohnen. Als Porträtist be-
hauptet Hans Kels den hohen Rang, den schon
Waagen ihm als dem Meister des Ambraser Spiel-
bretts einräumte. Nicht weniger exakt als Friedrich
Hagenauer und ebenso vollendet in technischen
Künsten, aber lebendiger, wärmer, liebenswürdiger,
in seinen Ausdrucksmitteln reicher und vor allem
unabhängiger von Schema und Schablone, als der
berühmte Augsburger, steht Hans Kels unter den
grossen Medailleuren der deutschen Renaissance
zweifellos mit an erster Stelle.

Bilder von seltenen Meistern.
Von Dr. Th. v. Frlmmel.
XIV.

Arbeiten von Frans de Neve.
Von der Malweise des Antwerpener Malers
Frans de Neve kann man sich nur schwer eine
bestimmte Vorstellung bilden. Im Allgemeinen
wird man sagen können, dass er zu den Nach-
folgern der Rubensgruppe gehört, im Besonderen
dürfte man vorläufig am besten thun, ihn noch
nicht bestimmt charakterisieren zu wollen. Dazu
fehlt der Ueberblick über zahlreiche Arbeiten. Denn
Frans de Neve gehört recht eigentlich zu den
seltenen Malern. In den Handbüchern wird er
gewöhnlich ganz übergangen oder nur kurz ab-
gethan und das zumeist nur als Radierer.1) Ich
kenne von ihm neben den Radierungen nur drei
signierte Bilder und eines, das ihm seit dem späten
18. Jahrhundert zugeschrieben wird. Dieses Stück,
das man ihm mit einiger Wahrscheinlichkeit bei-
messen kann, ist das Urteil Salomonis in der
Lichtenstein’schen Galerie zu Wien. Bei Fanti 1767
steht es (Blatt 61, Nr. 342) als De Neve beschrieben,
später ebenso in der „Description“ von 1780
(S 245 als Nr. 705) und danach wieder bei Waagen
in den „vornehmsten Kunstdenkmälern von Wien“
und in Falkes Katalogen von 1873 und 1885 (als
Nr. 183 uncf 92). Dieses Bild, das ich übrigens
') Aus der älteren Litteratur sind von einiger Bedeutung die kargen, in
schlechte Verse gedrängten Angaben bei Cornelis deBie und die Mitteilungen
bei Descamps aus denen die Lexika bis in die neueste Zeit geschöpft haben.
Aus der übrigen Litteratur seien hervorgehoben der Peintre-graveur von
Bartsch und die Lexika von Nagler und Füssli. Van-den-Branden teilt
mit, da^s der Künstler am 11. Juni 1606 geboren und etava 1681 gestorben
ist. Die Liggeren erwähnen den Frans de Neve im Jahr 1629 auf 30 unter
den „meesters“. Dann verschwindet der Name bis zu den Jahren 1690
zu 1694. Diese späten Erwähnungen dürften sich auf einen jüngeren
Künstler desselben Namens beziehen, doch könnte der ältere auch 88 bis
89 Jahre erlebt haben. De Neve war in Italien. Seine Radierungen, es
sind stilvolle Landschaften mit leidlich gezeichneten tiguren, wurden in
Rom verlegt.

niemals ganz aus der Nähe gesehen habe, zeigt
den Künstler als einen etwas hart und bunt malenden
Nachahmer des Rubens. Als die auffallendsten
Farben in den Gewändern wurden notiert: rot,
violettgrau, weiss, dunkelgrünlich, kirschrot (Reihen-
folge von links nach rechts). Die Formengebung,
Zeichnung, Modellierung rechtfertigt das Urteil
Fantis, der den F. de Neve in die Gruppe der
Nachfolger eines Rubens und Van Dyck einreiht.
Was die signierten Stücke betrifft, so findet sich
eines im Dome zu Salzburg, eines in der
Herbert’sehen Sammlung zu Kirchbühel bei
Wolfsberg in Kärnten. Ein drittes kam mir im
Wiener k. k. Versteigerungsamte zu Gesicht.
Dieses Bild stellt eine Allegorie der Mutterliebe
dar. Ueppige Gestalt eines jungen Weibes; bei
ihr drei nackte Kinder. Rechts an einer Bank die
Signatur: „F. de Neve P.“ (Leinwand, H. 1,17,
Br. 0,93). Flott gemalt, doch nicht von selbst-
ständiger Bedeutung. Die Abhängigkeit von der
Richtung des Rubens fällt auf.
Das Bild in Kirchbühel ist alt signiert „fran-
ciscus de Neve“. Allegorische Darstellung: Ein
Genius enthüllt einem römischen Feldherrn seinen
künftigen Triumph. Der Feldherr, ein Mann von
massigen Formen, sitzt links im Bilde bei einem
Baume. Rechts im Mittelgründe ein Triumphwagen,
von zwei Schimmeln gezogen und Krieger. Der
Genius (nach meiner Erinnerung gegen rechts im
Bilde) schwingt ein gelbes Gewandstück. Als auf-
fallende Farbe wurde notiert das Blau an der Lorica
des Feldherrn. Was im allgemeinen den Stil des
Bildes betrifft, so weist es dieser in die Nähe des
Rubens und Van Dycks. Warmes Kolorit. Nach
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