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Monatsberichte über Kunst und Kunstwissenschaft — 3.1903

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Frimmel, Theodor von: Bilder von seltenen Meistern, 18, Zwei Werke von Franz Christoph Janneck
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https://doi.org/10.11588/diglit.47725#0234

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198

Bilder von seltenen Meistern.
Von Dr. Th. v. Frimmel.
XVIII.

Zwei Werke von Franz Christoph
Janneck. — Würde heute jemand vor die Auf-
gabe gestellt, rasch einige sichere Bilder von
Janneck für eine Sammlung zu beschaffen, so
könnte er wohl in Verlegenheit geraten. In der
Literatur würde er wenigstens gewiss nicht viele
Janneck auffinden, die zu haben wären. Und doch
war unser Künstler ein fruchtbarer Maler. So will
es wenigstens scheinen, wenn man, nicht ohne
Mühe, in vielen Privatsammlungen nach Werken
von Janneck Umschau hält. Verhältnismässig
wenige Bilder sind aber in den grossen öffent-
lichen Galerien nachzuweisen, und die privaten
Sammler, die nette Bildchen von Janneck besitzen,
trennen sich nicht gerne davon. Sie beurteilen
Jannecks Malerei im Zusammenhang mit der süd-
deutschen Kunst der ersten Hälfte des 18. Jahr-
hunderts und sind nicht so anspruchsvoll, ihren
Janneck einem Watteau gleich setzen zu wollen.
Wer einen Janneck besitzt, hat daran gewöhnlich
ein fein gestimmtes zartes Bildchen und überdies
einen Vertreter jener Kunst, die von der Spät-
barokke ins Rokoko herüberleitet. Er findet in
ästhetischer und kunstgeschichtlicher Beziehung
seine Rechnung und tut gut, das Werk festzuhalten.
Daher leite ich eine Art Berechtigung ab, Janneck
als „Seltenen“ zu behandeln. Sind doch nur
wenige seiner Bilder beschrieben oder gar abge-
bildet und von einer vollständigen Zusammen-
stellung seiner Werke ist nirgends etwas zu finden.
Da und dort sind einige Bilder genannt.1)
Folgende Bilder von Jannecks Hand sind mir
bekannt geworden: eines in der Galerie zu Darm-

1) Für die Biographie Jannecks ist hauptsächlich Hagedorns „Lettre
ä un amateur de la peinture“ (1755) von Bedeutung. Füssli bietet in
unserem Fall wenig. Ludwig v. Winckelmanns „Handbuch zur näheren
Kenntnis alter und guter Gemälde“ (1781) lobt den Janneck und sagt:
„seine Werke sind köstlich und werden hoch bezahlt“. In den neueren
Nachschlagebüchern ist wenig über Janneck zu entdecken, nur J. Wastlers
„steirisches Künstlerlexikon“ (1883) geht auf unseren Künstler ein, haupt-
sächlich auf Grundlage der Forschungen von J. Kabdebo, welche in der
Grazer Tagespost vom Juli und August 1878 und in Kabdebos „Kunst-
chronik“ (Bd. I, No. 2 bis 5 und Bd. II, S. 47) veröffentlicht wurden. Zu
berichtigen ist bei Wastler der Irrtum, als sei die Bruckenthal’sche Galerie
in Klausenburg zu finden, eine Unrichtigkeit, die übrigens aus C.v. Wurz-
bachs biographischem Lexikon herstammt. Ferner hat sich seit der Ab-
fassung des steirischen Künstlerlexikons manches der Bildchen verschoben,
das darin erwähnt wird, z. B. ist die Sammlung Haas in Gloggnitz, die
einen Janneck besessen haben soll, längst aufgelöst. Die Bilder von
Janneck in fürstlich Liechtenstein’schem Besitz sind aus der Galerie auf
eines der Schlösser gekommen. Bei den angeblichen Jannecks in Eggen-
berg scheint es sich um ein Missverständnis zu handeln. Bei Wastler
und C. von Wurzbach wird einige ältere Literatur genannt, die ich hier
nicht wiederhole. — Janneck ist am 4. Oktober 1703 zu Graz in Steiermark
geboren, war in Graz, Wien, Frankfurt a. M. und wieder in Wien tätig,
wo er am 13. Januar 1761 starb.

stadt, das dem Künstler mit gutem Grunde zuge-
wiesen ist, zwei im Amalienstift zu Dessau, zwei
in der Landesgalerie zu Graz (Erwerbungen von
1893), zwei im Bruckenthal’schen Museum in
Hermannstadt, vier in der Kaiserlichen Galerie zu
Wien, zwei in der Schleisheimer Galerie und (ihm
zugeschrieben) ein kleines Bildnis in Wiesbaden.
Zu diesen 13 Bildern, die sich auf öffentliche Samm-
lungen verteilen, kommt noch eine kleine Reihe
Janneck’scher Werke in Privatgalerien z. B. in der
bischöflichen Galerie zu Gran, in der Moltke’schen
zu Kopenhagen, in der Sammlung weiland Löwenfeld
zu München (mir nur durch den Katalog bekannt), in
der Brunsvik’schen Sammlung zu Sommerau (später
aus Holzmann’schem Besitz in Wien versteigert),
in Wien (vor einiger Zeit) bei C. Srna, bei Frau
Majorin Svoboda, in der Harrach - Galerie, im
Schottenstift, endlich (vor einigen Jahren von mir
notiert) im Schloss Ensegg bei Enns und beim
Herrn Baron zu Rhein in Würzburg.
In alten Katalogen fand ich Janneck’sche Bilder
ab und zu verzeichnet, so im Verzeichnis der
G. Winckler’schen Galerie in Leipzig 1768, im
ältesten Inventar der Jäger’schen Galerie um 1800
in Wien, im Pachner’schen Versteigerungs-Katalog
von 1823, im Katalog Adlerstein von 1828 („118
Zwey Landschaften von Schinnagl und stafirt von
Janneck“; derlei zwei Bilder sind im Laufe des
April im Wiener Versteigerungsamte gesehen
worden). 1836 stand in einem namenlosen Wiener
Auktionskatalog ein Janneck „Apelles und Pyg-
malion. Kupfer, 16 Zoll breit, 14 Zoll hoch“. 1838
enthielt die Rasumowski’sche Auktion zwei Janneck-
sche Kupferbilder mit Darstellungen aus der heiligen
Schrift. 1867 waren mehrere Janneck bei Biehler,
später auf einer Wiener Auktion vom Februar 1894,
auf der Burger—Goll’schen Versteigerung und vor
kurzem ein dem Janneck zugeschriebenes Bildchen
auf der Auktion M. Esterhazy in Wien. Hervorzu-
heben wäre etwa das Porträt eines Bildhauers, das
1894 in Wien versteigert wurde und die Signatur
„F. C. Janneck Pinx“ trug mitsamt der Datierung
1730 darunter. Dieses Stück ist verhältnismässig
kräftig gemalt und zeigt den Dargestellten ungefähr
in halber Lebensgrösse. Er trägt eine Allonge-
perücke. Eleganter Anzug. Der rechte Arm ist
auf eine Tischplatte gelegt und die rechte Hand
hält eine kleine Skulptur: Putto mit Hündchen.
 
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