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Monatsberichte über Kunst und Kunstwissenschaft — 3.1903

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Bibliographische Rundschau
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327

Bibliographische Rundschau.
Mitgeteilt von Dr. Hermann Popp.

Bode, W. Florentiner Bildhauer der Renaissance.
349 S. mit 148 Abbldgn. B. Cassirer, Berlin. 1902.
Ein Stück ernster Forscherarbeit ist in diesem
Bande enthalten. Es sind elf ältere und neue Ab-
handlungen, die wohl als Einzelpublikationen ge-
dacht, nunmehr hier vereinigt sind und sich der
früheren Publikation des Verfassers über „italienische
Bildhauer der Renaissance“ angliedern. In beiden
Werken bilden die Bestände an Bildwerken der
Berliner Museen den Ausgangspunkt. Bode hat
versucht, sie auf bestimmte Künstler zurückzuführen
und bei dieser Gelegenheit wurden auch eine Reihe
Fragen allgemeinerer Natur bezüglich ihrer Meister
und Kunst in die Betrachtung hereingezogen. Das
vorliegende Werk, das sich speziell mit den Floren-
tiner Bildhauern der Renaissance befasst, hat viel-
fach zu einer schärferen Charakteristik dieser Meister
. und zur Vervollständigung und kritischen Sichtung
ihrer Werke beigetragen. Aber auch in Bezug auf
bisher unbeachtete und unbekannte Künstler sind
Nachweisungen gelungen. Gleich die erste Abhand-
lung: „Donatello als Architekt und Dekorator“ bietet
viel des Neuen und weist dem Meister eine archi-
tektonische Bedeutung zu, die man ihm bisher noch
nicht zuzulegen vermochte. Bodes scharfe pole-
mische Beweisführung legt nun endlich einmal klar,
dass die von Donatello und Michelozzo gemeinsam
gearbeiteten architektonischen Werke in der Haupt-
sache, nicht wie stets angenommen wurde, diesem
jüngeren Florentiner zugewiesen werden dürfen,
sondern Donatello selbst. Von hohem Interesse
sind auch die Abhandlungen über die Madonna-
darstellungen der Florentiner Bildhauer im allge-
meinen und die Dohatellos im besonderen, des-
gleichen der Abschnitt über Desiderio da Settignano
und Franzesco Laurano als Porträtbildhauer und
die wahre Büste der Marietto Strozzi. Bei der
Abhandlung, die Savonarolas Einfluss auf die
Florentiner Kunst schildert, wird besonders Gio-
vanni della Robbia, dessen Gruppe der Beweinung
Christi zu Grunde liegt, in neuer und charakteristi-
scher Weise beleuchtet. Aber auch in den hier
nicht speziell erwähnten Abhandlungen bietet sich
dem Leser, von dem allerdings eine ziemlich genaue
Kenntnis der florentinischen Bildhauerei vorausge-
setzt wird, eine Fülle des Interessanten, Neuen
und Belehrenden. Tief zu bedauern ist es, dass
die Reproduktionen durchaus misslungen sind und
nur teilweise einen ungefähren Begriff von der
Schönheit der Originale geben.
Fäh, Ad. Geschichte der bildenden Künste. 2. Aufl.
reich illustriert. Lfg. 10—12. Herdersche Verlags-
hdlg. Freiburg i. B. 1903.
Mit den vorliegenden Lieferungen ist ein Werk
zum Abschluss gelangt, das gleich bei seinem
ersten Erscheinen grosse Erwartungen hervorrief.
Dieselben wurden durchwegs erfüllt und würdig
reiht sich das 785 Seiten starke Werk in die statt-
liche Reihe der Kunstgeschichten ein. Dem Ver-
fasser ist es in jeder Weise gelungen, den gewal-
tigen Stoff, den die kunsthistorische Forschung
zusammengetragen hat, in einen übersichtlichen
Zusammenhang zu bringen. Ueberall macht sich
die ungemeine Vertrautheit Fähs mit allen Details

der Forschung und ein klares und besonnenes
Urteil über die Dinge der Kunst geltend. In grossen
Zügen, alles Unwesentliche vermeidend, schildert
er uns in verständlicher und anregender Form das
Wirken der bildenden Künste, von ihrem ersten
Auftreten bis auf die Gegenwart. Nahezu tausend
Abbildungen und 36 Tafeln in guter Auswahl sind
zur Unterstützung des Textes herangezogen und
erhöhen die Brauchbarkeit des Werkes umsomehr,
als hiebei besondere Rücksicht auf die Kunst-
schöpfungen genommen ist, deren Reproduktionen
man nur selten begegnet. G. G.
Geschichte der modernen Kunst. II. III. Hevesi, L.
Oesterreichische Kunst im 19. Jahrhundert. 334 S.
mit 253 Abbldgn. E. A. Seemann, Lpzg. 1903.
In der Einführung zu diesem Werke heisst es:
„Diese Geschichte der modernen Kunst ist die erste
ihrer Art; bisher waren nur einzelne Zweige oder
einzelne Länder in den Kreis der historischen Dar-
stellung gezogen. Der ganze Stoff ist nach Ländern
zerlegt worden, weil sich so am ehesten die Mög-
lichkeit gab, für jeden Band einen besonderen
Sachkenner zu finden, der das, was er schildert,
zum grösseren Teile wenigstens miterlebt hat, oder
aus den Zeugnissen seiner Umgebung schöpfen
konnte.“ Hierin dokumentiert sich ein begrüssens-
werter Standpunkt, denn auf diese Weise ist es
ermöglicht, lebenstreue Schilderungen der künst-
lerischen Bestrebungen und Entwicklung der ein-
zelnen Länder zu geben. Zu diesen Schilderungen
ist eben nur der Eingeborene oder doch Einge-
sessene befähigt, denn er allein steht in intensiver
Fühlung mit dem Volksgeist, mit der Kultur und
Tradition des Landes. Der Beweis hierfür stellt
sich sofort ein, wenn man die beiden neuesten
Bände dieser Geschichte der modernen Kunst zur
Hand nimmt. Wie eine neue Welt tut sich’s vor
dem erstaunten Leser auf, und noch dazu eine —
in der man sich nicht langweilt. Denn Hevesi hat
seinem unbestrittenen Rufe als Oesterreichs bester
Kunstschriftsteller wieder Ehre gemacht. — Band 1
stammt von K. E. Schmidt und ist der französischen
Malerei gewidmet. Der Prospekt nennt unter den
folgenden Bänden G. von Terey für Ungarn, Jens
Thiis für Skandinavien, F. v. Ostini für Deutsch-
land u. s. w. v. F.
Jaennicke, F. Handbuch der Oelmalerei nach dem
heutigen Standpunkte und in vorzugsweiser An-
wendung auf Landschaft, Marine und Architektur.
6. verm. und verb. Aufl. 250 S. Paul Neff, Verlag
(Carl Büchle) Stuttgt. 1903.
Die sechste Auflage dieses Werkchens ist in
seiner Grundtendenz, dem praktischen Gebrauche
zu dienen, den vorhergehenden Auflagen treu ge-
blieben. Aber fast auf jeder Seite sind, sowohl im
theoretischen wie im praktischen Teil, entsprechende
Ergänzungen und Verbesserungen vorgenommen
worden, so dass es wohl kaum eine sich auf die
Praxis der Oelmalerei beziehende Frage gibt, die
hier nicht eine treffende Beantwortung findet. Dabei
ist aber auch für die weitere Ausbildung des Lesers
nach der aesthetischen Seite hin weitgehende Sorge
getragen. Sehr beachtenswert sind auch die ein-
zelnen Abschnitte der Einleitung, die sich mit der
 
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