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Monatsberichte über Kunst und Kunstwissenschaft — 3.1903

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Pückler-Limpurg, Siegfried: Der Maler Brol in Salzburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.47725#0164

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131

Der Maler Brol in Salzburg.
Von Dr. S. Gf. Pückler=Limpurg.

In seinem Werke über die Malerei der bayri-
schen Renaissance hat Bassermann- Jordan eine
Zeichnung — Entwurf einer Decke mit Minerva und
den Musen — abgebildet’) und mit Friedrich
Sustris in Beziehung gebracht. Seine Annahme,
es handle sich um eine Skizze für die Trausnitz
in Landshut, schien jedoch von Anfang an an-
fechtbar, angesichts des österreichischen Binden-
schildes, der sich an der unteren Längsseite der
Zeichnung befindet. Nunmehr sind bei Durchsicht
der Bestände des Kupferstich-Kabinetts noch mehrere
Zeichnungen derselben Hand zum Vorschein ge-
kommen, darunter eine, welche folgende Unter-
schrift trägt: 1609 Hans Jakob Brol, moller in Salzburg
(Abbildg. 12).
Die Inschrift ist durch einen braunen Flecken
entstellt, so dass von dem Vornamen nur H und
. . kob tatsächlich zu lesen sind; jedoch scheint
für diese Reste eine andere Ergänzung kaum mög-
lich. Alles übrige ist gut erhalten; die Tinte ist
etwas brauner als die Tusche der Zeichnung, die
Schriftcharaktere schliessen jedoch jeden Zweifel
an der Echtheit aus.
Der Name des Malers war bis jetzt völlig un-
bekannt, und gibt auch jetzt noch manche Rätsel
zu lösen. Bassermann-Jordan hielt die Zeichnung
für die Arbeit eines italienisch gebildeten Nieder-
länders. Die Form des Vornamens „Hans Jakob“
schliesst nun — wenn richtig — die niederländische
Herkunft aus, während allerdings „Brol“ durchaus
kein bayrischer oder überhaupt süddeutscher Name
scheint. Ein Anfrage im Archiv zu Salzburg blieb
leider bis zur Stunde unbeantwortet.
Das bezeichnete Blatt stellt zwei Frauen dar;
die rechte, jüngere, trägt auf dem unbedeckten
Kopfe eine Schüssel, die linke, deren Kopf von
einem Tuch bedeckt ist, wendet sich zu der anderen
und erhebt gestikulierend den rechten Arm.
Charakteristisch sind die nervöse, kitzelige Linien-
führung, die lange schmale Kopfform, die spitzen,
eckigen Finger, und die nach links ausbiegenden
Längsfalten der Gewänder.
Alle diese Merkmale zeigt auch die Decken-
skizze. Ja, die Schrittstellung der Minerva im Mittel-
stück ist genau dieselbe, wie die der jüngeren
Frau, und die erhobene Hand der älteren Frau
wiederholt sich hier genau bei der einen Muse.
Diese Deckenskizze nun gibt einiges zu denken.
Wie Bassermann-Jordan schreibt, und mir auch
mündlich bestätigte, ist die Figur des Frühlings im
linken Eckkassone eine Variante der gleichen Figur

*) Abbildg. S. 82. Text S. 83.

an der Decke des Arbeitszimmers in der Traus-
nitz, das von Sustrisschülern ausgemalt wurde; der
Rest der Zeichnung ist jedoch völlig verändert.
Dies beweist also, dass Brol mit der in München
ansässigen italienisch-niederländischen Malerschule

Abbildg. 12.
Zeichnung mit dem Namen Hans Jakob Brol.


zusammenhängt. Da Sustris selber 1599 starb, so
mag er wohl ein Schüler desselben gewesen sein.
Dagegen glaube ich nicht, dass er schon bei der
in die Jahre 1576 und 1577 fallenden Ausmalung
der Trausnitz beteiligt war; denn die Skizze selbst
ist ja, wie oben gesagt, sicher nicht hiefür be-
 
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