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Monatsberichte über Kunst und Kunstwissenschaft — 3.1903

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Bibliographische Rundschau
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105

Bibliographische Rundschau.
Mitgeteilt von Dr. Hermann Popp.

Baron Wolff, K. Historischer Reisebegleiter für Rom.
193 S. 8°. Borsteil & Reimarus, Berlin 1902. Mk. 2.50.
Für keinen Ort der Welt bedarf der Reisende so
dringend eines historischen Führers wie für Rom,
der Stadt, in welcher jeder Schritt von geschicht-
lichen Ereignissen erzählt. Ohne historische Kennt-
nisse steht man in Rom einem unentwirrbaren Chaos
gegenüber, wird erdrückt von der Gewalt und Fülle
seiner Monumente, ohne sie zu verstehen, und mit
vagen optischen Eindrücken kehrt man heim. Der
Verfasser obiger Schrift hat sich der dankenswerten
Aufgabe unterzogen, in handlicher Form alles ge-
schichtlich Wissenswerte, namentlich in Bezug auf
die Bauwerke, zusammenzustellen, so dass dem
Reisenden, der es mit der Betrachtung ernst nimmt,
die Mühe und Zeit erspart ist, die Geschichte selbst,
wie sie uns in grösseren Werken vorliegt, nach-
zulesen. Der erste Teil des „Historischen Reise-
begleiters“ behandelt die Entstehung der Stadt Rom
und ihr allgemeines Bild im Altertum, das Forum
(romanum), das Capitol, die östlich an das Forum
sich anschliessende Niederung zwischen Esquilin,
Caelius, Aventin und Palatin, ferner den Quirinal,
Viminal, Esquilin, Caelius, Aventin, das Marsfeld
und den Collis Mortorum. Die Klarheit der Dar-
stellung macht dieses Werkchen zu einem sehr
nützlichen, schnell und eingehend instruierenden
Führer.
Bibliothek ausgewählter Kunstschriftsteller.
Cassirer, Berlin. Bd. I. Emil Zola. Malerei. Uebers.
von E. Heilbut. 12 Bogen gr. 8°. — Bd. II. Delacroix,
Mein Tagebuch. Autoris. deutsche Ausgabe von
E. Haneke. 17 Bogen gr. 8°. Mk. 4.—.
Bouchos, H. La femme anglaise et ses peintres. frs. 3.45.
Briefe von Julius Lange. Herausgeg. von P. Köbke.
Einzig berechtigte Uebersetzung von J. Anders.
(Mit einem Vorwort von H. Höffding und einem
Porträt Lange’s.) VI, 294 S. 8°. Heitz, Strassbg. 1903.
br. Mk. 5.—.
Die Bedeutung Lange’s und seiner in einer vor-
züglichen Uebersetzung nun vorliegenden Briefe
kann nicht besser dargelegt werden, als durch das
von Harald Höffding verfasste Vorwort, das wir
hier wiedergeben:
„Julius Lange hat nicht nur Bedeutung als ein
ausgezeichneter Forscher auf dem Gebiet der
Kunstgeschichte, sondern auch durch seine ganze
lichte Persönlichkeit, die seine Thätigkeit, im Leben
wie in der Wissenschaft, durchdrang. Daher kommt
es, dass seine kunsthistorischen Schriften nicht nur
reiche Belehrung über die Werke der Kunst, ihren
Ursprung und ihr gegenseitiges Verhältnis, sondern
auch, — teils durch direkte Aussprüche, teils, und
nicht zum Wenigsten, durch die Grundstimmung,
welche die Darstellung trägt — einen Schatz von

Lebenserfahrung und gesundem Denken über
menschliche Verhältnisse enthalten. Es wird daher
von grossem Interesse sein, ihn von einer persön-
licheren Seite kennen zu lernen, als dies seine
wissenschaftlichen Werke möglich machen, — ihn
kennen zu lernen so, wie er im Verkehr mit seinen
Nächsten und seinen Freunden war. Und so
lernen wir ihn in seinen Briefen kennen.
Wir sehen Lange in diesen Briefen als den
gesunden, lebenskräftigen und lebensmutigen
Menschen, das Leben betrachtend wie er die Kunst
betrachtete: mit kindlicher Unmittelbarkeit und
doch mit dem tiefen Verständnis des Denkers und
des erprobten Menschen. Es fielen in den letzten
Jahren gar manche Schatten auf Lange’s Weg, und
seine Lebensanschauung spendete ihm keinen
dogmatischen Trost. Mit männlichem Verständnis
und männlicher Energie hielt er an dem fest, was
dem Leben für ihn Wert verliehen, und arbeitete
dafür bis zum letzten Augenblick, selbst unter
den Einwirkungen einer schmerzhaften und ver-
stimmenden Krankheit. Wir begegnen in diesen
Briefen zahlreichen Beispielen seines köstlichen
Humors, der oft ihm selbst und anderen über eine
düstere Stunde hinweghalf oder seinen Glanz über
eine festliche Zusammenkunft warf.
Lange persönlich gekannt und zu dem Kreise
gehört zu haben, in dem er die Schätze seines
Geistes und seines Humors frei erschloss, das
gilt bei seinen Freunden für eines der besten
Güter ihres Lebens. Durch seine Briefe kann nun
etwas von diesem Gut einem grösseren Kreise zu
Teil werden.
Dazu kommt, dass die Briefe natürlich zum grossen
Teil von dem handeln, was Lange selbst am meisten
am Herzen lag: von der Kunst und ihrer Geschichte.
Wir hören von seinen Plänen, seinen Reisen und
seinen Entwürfen. In improvisierten Aussprüchen
kommt ein grosser Teil dessen zum Vorschein, was
er später ausarbeitete und in seinem Lebenswerk
weiter ausführte — oder was das grosse Werk
seines Lebens sein sollte, aber nur eine Reihe von
Bruchstücken wurde: die Darstellung der mensch-
lichen Gestalt in der Kunst in den verschiedenen
Perioden der Geschichte.
Lange hat einmal den Kunstwert als den Wert
definiert, den ein Stoff für den Künstler hat, und
den er durch seine Darstellung für Andere erhält.
Diese Definition (gegen die man, rein ästhetisch,
verschiedene Einwendungen machen muss) ist
charakteristisch für Lange als Kunsthistoriker.
Durch das Studium der Kunst in ihren historischen
Hauptperioden wollte er entdecken, wie — d. h.
mit welchen Augen und in welcher Stimmung —
die menschliche Gestalt aufgefasst worden ist. Und
 
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