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Monatsberichte über Kunst und Kunstwissenschaft — 3.1903

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Habich, Georg: Beiträge zu Hans Daucher
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Frimmel, Theodor von: Bilder von seltenen Meistern, 15, Geerard Thomas
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https://doi.org/10.11588/diglit.47725#0096

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5 Jahre, hängt zweifellos mit dem Auftreten Friedrich
Hagenauers zusammen, der bereits 1526 seine ersten
Augsburger Arbeiten lieferte. Der Konkurrenz des
eleganten, produktiven und vor allem treffsicheren
Holzschnitzers war Dauchers subtile Kunst für die
Dauer nicht gewachsen.
Die letzten 10 Jahre seines Lebens füllen ver-
mutlich grössere Aufträge für Epithaphien und
dekorative Reliefplastik.
Daucher ist der Schöpfer des eleganten Flach-
reliefstils in der Augsburger Medaillenkunst. Sein
Stil bedeutet keine Weiterentwickelung, sondern
eine Reaktion auf die derbe, robuste Manier des
ausgezeichneten Hans Schwarz, obwohl es nicht
an Zeichen fehlt, dass er zeitweise unter dem
Einfluss, wenn nicht in der Lehre des älteren Zunft-
genossen gestanden hat. Der Ausgangspunkt des
Daucher’schen Porträtmedaillenstils liegt, so viel ich
sehe, in den Stifterfiguren der kleinen Epitaphien,
die seit dem Ende des XVI. Jahrhunderts die grosse
Grabsteinplastik, die reich skulpierte Grabplatte
zu verdrängen begannen. Das Philipp-Medaillon
bildet zwischen jenen intimen Porträtdarstellungen,
wie dem Eggenberg auf dem Berliner Altar, sowie
anderer Adoranten, und den Medaillenbildnissen Dau-
chers einen direkt greifbaren Uebergang. Seine neue

verfeinerte, man möchte sagen höfische Art war
es, die ihm den Weg zu seiner ausschliesslich fürst-
lichen Kundschaft ebnete.
Ebenso verhält es sich mit Dauchers Thätigkeit
auf dem Gebiete der grösseren Plastik. Wir wissen,
dass er aus der Schule des meisselgewaltigen
Gregor Erhärt hervorging. Aber neben den
ehrwürdigen Monumenten dieses in seiner herben
Grösse längst nicht nach Gebühr geschätzten
Meisters, neben dessen noch stark gothisierenden,
mit scharfen Meisselschlägen aus hartem Unters-
berger Gestein herausgehauenen Gestalten stehen
Dauchers Reliefbilder wie die Figurinen eines
schönen Krippenwerks. Indess seien bei einem
Gesamturteil über unseren Künstler, das bei
der Ungleichwertigkeit, Ungleichartigkeit und Un-
gleichmässigkeit seiner Art zu arbeiten ungemein
schwierig ist, solche gross gesehenen und stark
angepackten Werke, wie der herrliche St. Georg-
Maximilian oder die Philipp-Medaillen von 1522
und 1527, gerechter Weise nicht vergessen. — Mir
schien es angezeigt, die durch das Spezialistenwesen
unserer Tage auseinandergerissenen Arbeiten seiner
Hand, die Medaillen und die grösseren Plastiken,
als Werke eines Künstlers in ihrem Zusammen-
hang zu behandeln.

o q q

Bilder von seltenen Meistern.

Von Dr. Th. v. Frimmel.

XV.

Geerard Thomas.
1894 sah ich in der herzoglichen Galerie zu
Gotha zwei Bilder, die im Katalog richtig als Werke
eines G. Thomas verzeichnet sind, aber in den
Anmerkungen auf Jan Thomas bezogen werden.
Ich notierte einige charakteristische Züge dieser
etwas bunt gefärbten Bilder und zeichnete mir
die deutliche Signatur des einen nach. Sie lautet
„G • THOMAS FECIT“. Der Charakter der Bilder
weist sie nach Antwerpen in die Nähe der
M. v. Hellemont, Tilborch, B. v. d. Bossche und Jan
Thomas, sowie in die Nähe eines P. Angelles, von
dem man ein signiertes Stück aus dem Jahre 1716
in der Stockholmer Galerie sieht. In einiger Ent-
fernung stehen dann die Hooremans, Vyrpeyl, der
späte Hendrick Goovaerts und der Monogrammist
L f. in Gotha (herzogliche Galerie Nr. 301 u. 302).
Für G. Thomas nahm ich die eingangs erwähnten

Bilder der Gothaer Galerie auch in Anspruch, als
ich in der Einleitung zur „Geschichte der Wiener
Gemäldesammlungen“ (S. 23) auf diesen Maler
zu sprechen kam. Von zwei Bildern der fürstlich
Liechtenstein’schen Sammlung (Katalog von 1873
Nr. 911 und 914, letzteres Bild war 1895 in Felds-
berg) meinte ich, sie demselben Künstler zuweisen
zu sollen, desgleichen zwei Gemälde mit Atelier-
szenen in der ehemaligen Sammlung Strache. Vor
einiger Zeit lernte ich in der gräflich Brunsvik-
schen Galerie zu Sommerau in Steiermark zwei
weitere Bilder kennen, die mir besonders den be-
glaubigten Werken in Gotha stilistisch vollkommen
zu entsprechen schienen. Sie sind neuestens im
Versteigerungskatalog der genannten Sammlung
beschrieben und abgebildet worden. Auf einem
der Brunsvik’schen Bilder findet sich eine Inschrift,
die auf den Antwerpener Ursprung dieser Bilder
hindeutet. In Antwerpen ist denn auch der Maler
 
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