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Monatsberichte über Kunst und Kunstwissenschaft — 3.1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.47725#0399

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328

Oeltechnik im allgemeinen, mit der Entwicklung
der Landschaftsmalerei, dem Dilettantismus, Talent
und Genie befassen. h. p.
Justi, C. Diego Velasquez und sein Jahrhundert.
2. neubearbeitete Aufl. mit Titelkupfer und 26 Illu-
strationen. 2 Bde. Fr. Cohen, Bonn. 1903. Mk. 36.—,
gebd. Mk. 44.—.
Mit Freuden muss die zweite Auflage dieses
prächtigen Werkes begrüsst werden, dessen Ver-
fasser mit goldenen Lettern in den Annalen der
Kunstgeschichte verewigt ist. Die vorliegende
Neubearbeitung hat in manchen Beziehungen, wenn
auch unwesentliche Umgestaltungen erfahren. Ueber-
raschend sind aber die Stellen, die sich mit der
modernen Kunst beschäftigen und da muss man
trotz aller Hochachtung vor dem tiefgründigen
Forscher und klassischen Schilderer sagen, dass
er zur neuen Kunst keine Stellung zu nehmen
verstand. Es wäre sicherlich ein eitles Unterfangen,
wollte man die heutige Kunstübung als eine ge-
läuterte und fertige betrachten, die an sich berech-
tigter, als jede andere zu anderen Zeiten gewesen
ist. Aber dieses absolut anerkennende Urteil hat
ebensowenig Berechtigung, wie das absolut ver-
dammende Justis. Letzteres noch umsoweniger,
als es sich auf Phasen der modernen Kunstent-
wicklung stützt, die schon längst überwunden sind,
die Besserem und Ausgereifterem weichen mussten.
Diese Hinweise des Verfassers auf die heutige
Kunst tangieren — so störend sie auch dem
modernen Menschen erscheinen mögen — den
Wert der Velasquezbiographie in keiner Weise,
Diese bleibt eines der monumentalsten Werke der
kunstgeschichtlichen Literatur. Dr. b.
Max Klinger. Malerei und Zeichnung. 4. Auflage.
G. Thieme, Lpzg. 1903. Mk. 1.50.
Klinger spricht hier über sein ureigenstes Thema
und gibt eine Darlegung der Zeichnung und ihrer
Sonderstellung innerhalb den bildenden Künsten,
namentlich in Bezug auf die Malerei. Die Schrift
ist von höchstem Interesse und wenn man sich
auch nicht mit allen Folgerungen einverstanden
erklären kann (z. B. die Definition der Malerei), so
bietet sich hier doch eine ungemeine Bereicherung
des Kunstwissens. Eigentümlicherweise stellt Klinger
an sich ganz richtige Behauptungen auf, denen aber
sein eigenes Kunstschaffen widerspricht. Er will
z. B. alles Gedankliche der Zeichnung, d. h. der
„Griffelkunst“ vorbehalten wissen und aus der
Malerei verbannen. Das ist ein durchaus richtiger
Gedanke, denn das Stoffliche lenkt im Bilde die
Aufmerksamkeit des Beschauers von dem eigentlich
Künstlerischem ab und führt ihn zu Spekulationen,
die mit Kunstgenuss nichts zu schaffen haben.
Klinger hat aber auf seinem bekannten Bilde
„Christus im Olymp“ seiner eigenen Anschauung
und Lehre zuwidergehandelt, denn dieses Bild, auf
dem Christus in einer ganz ungewohnten Umgebung
auftritt, provoziert in hohem Maasse das, was
Klinger theoretisch vermieden haben will. — Sehr
interessant sind seine Ausführungen über die ver-
schiedenen Arten von Zeichnung, ihre Absichten
und Wirkungen. Dem Künstler, Kunstfreund und
überhaupt jedem gebildeten Menschen ist die Lektüre
dieser Schrift aufs Wärmste anzuraten. h. p.
Knackfuss, Künstler-Monographien. Heyck: Hans
von Bartels. Mit 104 Abbldgn. und 10 färb. Tafeln.
Velhagen <& Klasing. Lpzg. Mk. 4.—.
Professor Hans von Bartels gehört zu den
frischesten und anziehendsten Erscheinungen unter
den zeitgenössischen Malern. Gesunde Realistik ist

sein Ausgangspunkt, aber er verbindet mit ihr kraft-
volle Schönheitsfreude und lässt aus dieser Vereini-
gung jene prachtvollen Marinen und Stimmungs-
bilder entstehen, welche sich bei seinen Kunstge-
nossen wie bei den gebildeten Kunstfreunden gleich
hoher Schätzung erfreuen. Professor Dr. Eduard
Heyck schildert im neuesten (67.) Bande der von
H. Knackfuss herausgegebenen Künstler - Mono-
graphien den äusseren und inneren Entwicklungs-
gang des Künstlers mit liebevoll eindringender
Sorgfalt und aus intimer Kenntnis. Er legt mit
Recht dar, dass ausschliesslich H. v. Bartels es ist,
der in Deutschland das Aquarell aus der Wertung
als eine Art Kleinkunst, als Malerei zweiter Klasse,
emporgehoben und es, nach der grosszügigen Art,
wie es von diesem Künstler angepackt und be-
handelt wurde, fähig gemacht hat, mit den grossen
Oelgemälden zu konkurrieren. Die Verlagsbuch-
handlung hat der Bedeutung des Künstlers als
Kolorist durch die Beigabe einer ausserordentlichen
Anzahl von farbigen Reproduktionen Rechnung
getragen, ohne indessen den üblichen Preis zu
erhöhen, so dass sie in dem Bande „Hans von
Bartels“ dem kunstsinnigen Publikum eine besonders
wertvolle und geschmückte Gabe darbietet.
Lübke, W. Grundriss der Kunstgeschichte. 12. Aufl.
III. Die Kunst der Renaissance in Italien und im
Norden. Vollständig neu bearb. von M. Semrau.
558 S. mit 5 färb. Tafeln, 3 . Heliogravüren und
489 Abbldgn. im Text. Paul Neff, Stuttgt. 1903.
Gebd. Mk. 12.—.
Mit dieser von Professor M. Semrau besorgten
Neubearbeitung des weltbekannten Lübke’schen
Grundrisses der Kunstgeschichte, ist ein Werk ge-
schaffen, das allen Gebildeten als die wissen-
schaftlich brauchbarste, populär und doch glänzend
geschriebene Kunstgeschichte empfohlen werden
kann. Semrau hat hier ein völlig neues Werk ge-
schaffen, das sowohl hinsichtlich des Textes, unter
strengster Berücksichtigung des Standes der For-
schung, als auch hinsichtlich des illustrativen Teiles,
selbst den verwöhntesten Ansprüchen vollauf Ge-
nüge leistet. Der vorliegende dritte Band, welcher
der Renaissance gewidmet ist, trägt fast noch mehr
als die beiden ersten Bände das persönliche
Gepräge des Verfassers. Während dort noch hin-
sichtlich der allgemeinen Stoffgliederung das ur-
sprüngliche Werk Lübkes zu Grunde lag, ist hier
in völlig freier und neuer Weise vorgegangen
worden. Der Barockstil, den Lübke einst noch in
die Darstellung der Renaissancearchitektur mit
einschloss, ist hier wohlweislich weggelassen und
für den vierten Band aufgespart, welcher den
Abschluss des Gesamtwerkes bilden wird. Es
wurde auf diese Weise neuer Raum für die Be-
handlung des überreichen Stoffes gewonnen, den
die Forschung in so gewaltigem Maasse zu Tage
gefördert hat. Aber trotzdem ist der Band auf
das Doppelte der entsprechenden Teile der elften
Auflage angewachsen, so dass es ermöglicht war,
den Hauptmeistern der italienischen und deutschen
Renaissance in ausführlichster Weise gerecht zu
werden. Der Abschnitt über die italienische Malerei
des 15. Jahrhunderts ist von Dr. Conrad Buchwald
in Breslau bearbeitet und von Professor Semrau
redigiert, so dass er sich harmonisch dem Ganzen
einfügt. Der Text liest sich trotz des Bestrebens
nach knapper Uebersichtlichkeit ganz vorzüglich
und ist damit auch die Hauptaufgabe des Ver-
fassers, ein Buch zum Lesen und Lernen zu
schaffen, in glänzendster Weise erfüllt. Die Farben-
 
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