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Monatsberichte über Kunst und Kunstwissenschaft — 3.1903

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329

tafeln, Heliogravüren und Textabbildungen sind
durchweg vollendet. h. p.
Neumann, W. Baltische Maler und Bildhauer des
19. Jahrhunderts. Biographische Skizzen mit den
Bildnissen der Künstler und Reproduktionen nach
ihren Werken. Verlag der graph. Kunstanstalten,
Riga. 1902.
Im Jahre 1901 veranstaltete der Rigaer Kunst-
verein eine Ausstellung von Werken baltischer
Maler und Bildhauer, die ein vielseitiges Bild vom
heimischen Kunstschaffen während der vergangenen
700 Jahre bot. Der Wunsch, mehr über die Künstler
und ihr Schaffen zu erfahren, wurde laut, und so
entstand das vorliegende Buch, das sich allerdings
in der Hauptsache nur auf die Künstler des ver-
gangenen Jahrhunderts bezieht. In biographischen
Skizzen, in ihren Bildnissen und Werken sind sie
vorgeführt. Eine kurze Einleitung schildert die
historische Entwicklung der baltischen Kunst. Die-
selbe hat sich während des 19. Jahrhunderts in
gleicher Weise wie bei uns abgespielt. Es ist
interessant diese Entwicklung an den einzelnen
Künstlern zu verfolgen.
Rosen, F. Die Natur in der Kunst. Studien eines
Naturforschers zur Geschichte der Malerei. 344 S.
mit 120 Abbldg. nach Zeichnungen von Erwin Süss
und Photographien des Verfassers Teubner, Leip-
zig 1903.
Der Verfasser ist Naturwissenschaftler und stellt
im vorliegenden Werke seine Wissenschaft in den
Dienst der Kunstgeschichte, ähnlich wie es vor
ihm schon Brücke und Henke getan haben. Aber
während die Letzgenannten als Mediziner ihre
Forschungen für die Kunstgeschichte verwerteten,
tritt Rosen als Botaniker und Geologe auf. Von
diesem Gesichtspunkte aus hat er Reisen in
Italien und den Niederlanden unternommen und
die Bodenbeschaffenheit und Flora dieser Länder
studiert. Die Resultate dieser Studien brachte er
dann in Beziehungen zu den Werken der nieder-
ländischen und italienischen Malerei. Er unter-
suchte nun die einzelnen Meister nach ihren
geologischen und botanischen Eigentümlichkeiten
und gewinnt dadurch feste Anhaltspunkte, an
denen sie zu erkennen sind. Rosen’s Unter-
suchungen haben für die Kunstgeschichte grössten
Wert, durch sie konnten nicht nur manche noch
schwankende Annahmen der Kunstforschung end-
giltig festgestellt, sondern auch definitive Fest-
stellungen hinsichtlich der Autorschaft mancher
Bilder umgestossen werden. Das umfangreiche
Werk, das auch beim grossen Publikum Anklang
finden dürfte, zumal es sich nicht auf diese
Spezialuntersuchungen allein stützt, sondern auch
kulturhistorische Zusammenhänge schildert, ist eine
geschlossene Darstellung der italienisch-nordischen
Kunst des 14. und 15. Jahrhunderts unter be-
sonderer Berücksichtigung botanischer und geo-
logischer Momente. Die zahlreichen Abbildungen
ergänzen den interessanten Text und so bildet
Rosen’s Buch eine schätzbare Bereicherung der
kunstwissenschaftlichen Literatur. g. g.
Karl Stauffer, Bern. Sein Leben, seine Briefe und
seine Gedichte. Dargestellt von Otto Brahm. 5. Aufl.
340 S. mit Selbstporträt des Künstlers und einem
Brief von H. Freytag. C. J. Göschen, Leipzig 1903.
Mk. 4.50 — gbd. Mk. 6.
Dass Stauffers Briefe nunmehr in fünfter Auflage
erscheinen spricht für das Interesse, das sie ge-
funden haben und das mit vollstem Recht. Leider
existieren derartige Briefe von Künstlern nur zu

wenige und doch dokumentiert sich gerade hierin
das Wesen und der künstlerische Charakter viel
deutlicher und ursprünglicher wie in grossen Ab-
handlungen, von denen wir eine ganze Reihe
besitzen. Das „Sich gehen lassen“, das einen
Wesenszug des Briefstils bildet, verleiht diesen
Mitteilungen einen ganz besonderen Reiz und dann
treten auch unbeabsichtigte Offenbarungen von
Gedanken und Gefühlen zu Tage, deren Prägnanz
durch eine andere Ausdrucksform geschwächt
wurde. In Stauffers Briefen ist der ursprüngliche
Trieb zum künstlerischen Bekenntnis in vollster
Stärke und Frische ohne konventionelle Verkleidung,
ohne schriftstellerische Allüren erhalten. Was er
niederschrieb ist die exakte, unmittelbare Wieder-
gabe spontaner Gedanken in einfacher, naiver aber
durchaus wahrer Form. Man könnte sie gewisser-
massen als Gegensatz zum „Vermächtnis“
Anselm Feuerbachs hinstellen, der als Professoren-
sohn eine ungleich feinere Bildung besass und schon
aus diesem Grunde das Bestreben zeigt, jeden
Gedanken, ehe er ihn niederschrieb, sorgsam aus-
zufeilen. Bei Stauffer kommt aber die Freiheit des
ersten Wurfes, die fröhliche Kühnheit einer genialen
Natur, die es wagen darf, sich hüllenlos und ohne
Vorbehalt aufzuschliessen, zum Ausdruck. Mit
vollem Recht sagt Brahm im Vorwort: „Je mehr
unsern modernen Malern die reichere moderne
Bildung und die Gabe des ungesuchten schriftlichen
Ausdrucks verloren gegangen ist, um so wertvoller
für die Psychologie der neuen Künstler, für die
Einsicht in einsam ernstes Ringen um Vollendung,
werden diese Geständnisse eines ewig Strebenden.“
H. p.
Linke, F. Die Malerfarben, Mal- und Bindemittel und
ihre Verwendung in der Maltechnik. Zur Belehrung
über die chemisch-technischen Grundlagen der
Malerei für Kunstschulen, Kunst- und Dekorations-
maler. 122 S. Paul Neff, Verlag, Carl Büchle. Stuttgt.
1904. Mk. 3.50, gbd. Mk. 4.—.
Es ist noch nicht lange her, da schrieb Ad. W.
Keim ein umfangreiches Werk „Ueber Maltechnik“,
in welchem auf Grund eingehendster Sachkenntnis
die Zustände der Maltechnik und Farbenfabrikation
rein objektiv geschildert sind. Man hat diesem
monumentalen Buch — allerdings nur von gewisser
Seite aus — den durchaus ungerechten Vorwurf ge-
macht, dass es zu wenig praktischen Wert besässe
und die Tätigkeit der Farbenchemiker in den Himmel
hebe, ohne aber mit positiven Ergebnissen hervor-
zutreten. Das Verlangen nach positiven Ergeb-
nissen wird nun durch Linkes Buch über die
Malerfarben etc., soweit dies heute überhaupt mög-
lich, befriedigt. Hoffentlich wird es auch von den
Malern gelesen. Es ist in letzter Zeit besonders
viel über diese Dinge gesprochen und ge-
schrieben worden und immer wieder musste kon-
statiert werden, dass die Zustände auf maltechni-
schem Gebiete unhaltbar geworden sind, dass sich
auch in der sog. hohen Kunst Schwindel, Leicht-
fertigkeit und Unsicherheit eingenistet haben.
Unsere heutigen Maler stehen in allen technischen
Fragen mehr oder weniger ratlos da. Keiner weiss
womit er malt, keiner kann für die Dauerhaftigkeit
eines Gemäldes auch nur für kurze Zeit Garantie
leisten und kaum ist ein Bild vollendet, so muss
er die betrübende Wahrnehmung machen, dass der
Zerstörungsprozess schon begonnen hat. Die all-
gemeine Unsicherheit, die in der Maltechnik zu
Tage tritt, rührt daher, dass die heutige Farben-
fabrikation auf einem durchaus niederen Niveau
 
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