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Monatsberichte über Kunst und Kunstwissenschaft — 3.1903

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Habich, Georg: Hans Kels als Konterfetter
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https://doi.org/10.11588/diglit.47725#0033

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18

der Kreier im Allgäu und im schwäbischen Bayern
ansässig war. In der zweiten Hälfte des 16. Jahr-
hunderts kommt der Name auch in München vor.
Sahen wir unseren Meister in einigen Arbeiten,
namentlich in den um 1540, also zur Zeit seiner Ueber-
siedlung nach Augsburg entstandenen, der Oefner-
Medaille und dem Fugger-Medaillon im Banne
Hagenauers — ein Abhängigkeitsverhältnis, das
sich übrigens auch den Kreier-Porträts gegenüber

charakteristischen Laubkranz, lassen Kels’Hand nicht
verkennen. Umsomehr muss das Porträt überraschen.
Dieses kompakte Relief erinnert eher an die ge-
drungenen Medaillenbildnisse der italienischen Früh-
renaissance, als an die feinen, knappen, deutschen
Schnitzwerke, zumal aus Kels’ Frühzeit, wie die
Habsburger-Medaillons. Nichtsdestoweniger erkennt
man in dieser weichen, fast möchte man sagen
impressionistischen Behandlungsart, die mit den

Abbildgn. 22 und 23.
Laux Kreier und seine Ehefrau Elisabeth Krelerin.
Holzmodell im Bayr. Nationalmuseum, München.



Abbildg. 24.
Medaille des Matthäus Schwarz.
Von H. Kels.
Bronze. Kgl. Münzkabinet, München.

nicht ganz leugnen lässt —, so hat sich der Künstler
später wieder völlig auf eigene Füsse gestellt.
1550 ist die Medaille des Matthäus Schwarz
(Abbildg. 24) entstanden, die wir nunmehr gleich-
falls mit Sicherheit Kels zuschreiben dürfen.
Sie trägt am Brustabschnitt dieselbe Signatur
wie die Oefner-Medaille: FK, indes vertieft. Das
bestimmt vom Grunde abgesetzte Relief der Rück-
seite mit dem, an die kleine Hörmann-Medaille
gemahnenden Waffenarrangement ’), der scharfe
Schnitt der Buchstaben zusammen mit dem
') Eine ansprechende Erklärung der rückseitigen Darstellung gab
Martin Schubart. Zeitschrift d. Münch. Altertumsvereins VII. (1895) S. 14.

Zufälligkeiten des Bronzegusses rechnet und aller
mühsamen Nachziselierung enträt, die letzte, echt
künstlerische Konsequenz aus jener breiten, auf
stoffliche Wirkungen ausgehende Auffassung, wie
sie sich am schönsten bereits in dem Porträt der
Reichingin ankündigte. Die Entwicklung unseres
Künstlers bewegt sich also in Gegensätzen, aber
sie stand niemals still und hier ist sie zu einer hohen
Reife und Vollendung gediehen.
Auch diesem wichtigen Stück liessen sich
wiederum stilistisch nahestehende Arbeiten, z. B.
die Medaille des Andreas Part anreihen. Hin-
gegen steht ein anderes Schaustück, das von Erman
 
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