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Monatsberichte über Kunst und Kunstwissenschaft — 3.1903

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Habich, Georg: Hans Kels als Konterfetter
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https://doi.org/10.11588/diglit.47725#0032

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17

An die Schönherr-Medaille schliessen sich
dann ferner aufs zwangloseste die beiden berühmten
Porträtstücke des Kreier’sehen Ehepaars


Abbildg. 19.
Adam Oefner.
Holzmodell, früher in Sammlung Spitzer, Paris.

liehen Anordnung des Brustbildes, in der Stellung
des Kopfes zu den Schultern und des ganzen
Bildnisses zum Relieffelde. Aufs reizvollste offen-
bart sich ferner auch hier wieder des Meisters
kostümliche Finesse, namentlich in der Kopfhaube
mit ihrer feinen Stickerei; man beachte auch Details,
wie die kleine Stecknadel über dem Ohr.
Wenn andererseits die beiden Holzmedaillons
neben den bedeutend delikater gearbeiteten Hörmann-
Medaillen in einzelnen Teilen, wie z. B. in den
Barthaaren des Mannes oder in dem Brokat-Kleid
der Frau, wofür sich übrigens wieder in den Ko-
stümen der Brettsteinfiguren ganz entsprechende
Vergleichspunkte aufführen lassen, einen etwas
trockeneren, steifereren, gleichgültiger gedrechselten
Eindruck machen, so ist auch hier wiederum zu
bedenken, dass diese Stücke mit ihrem auffallend
hohen Relief nicht als Modelle für Medaillen, sondern
wohl für einen tektonischen Zweck, etwa als

im Bayerischen Nationalmuseum (Abbildgn. 22 und
23), diß sich dadurch also gleichfalls als Arbeiten
des Kaufbeurer Meisters legitimieren und zur Er-
höhung seines Ruhmes natürlich nicht wenig bei-
tragen. Auch hier lautet die Umschrift wieder:
® LAVX • KRELER • WAS • Alt • LI • — ®
MD- XX • — Die Anordnung der Schrift zu dem
Brustbild und dieses selbst stimmen mit der Schön-
herr-Medaille so sehr, dass man die beiden Arbeiten
für Gegenstücke zu halten geneigt sein könnte.
Man beachte das Uebergreifen der Haarlöckchen
über den die Ohren bedeckenden Barettzipfel,
ferner wiederum die gezogenen Falten des talar-
artigen Gewandes und vergleiche die mit echt Kels-
schen Realismus ausgeführten Gesichtszüge mit
den feinen Augenfältchen, der kleinen Warze an
der Nase u. s. w. mit der Behandlung dieser Partien
bei dem Fugger und der Hörmannin. Letzterer
noch näher, gerade was die plastische Darstellung
der weichen Züge der alternden Frau betrifft, steht


Abbildg. 20.
Philipp Melanchthon.
Silb. Medaille von Fr. Hagenauer.
Kgl. Münzkabinet, München.

das vortreffliche Bildnis der Elisabeth Kreier.
Hier wie dort kommt die behagliche Fülle der be-
häbigen Bürgersfrau zu unübertrefflichem Ausdruck.
Wie in der Auffassung, so entsprechen sich die
beiden Stücke auch im Aeusserlichen, in der räum-


Abbildg. 21.
Georg Schönherr.
Blei-Medaille des Hans Kels.
Kgl. Münzkabinet, München.

ornamentaler Schmuck eines Möbels, einer Truhe
oder dergleichen zu denken sind.
Die beiden Modelle sind, im Gegensatz zu der
Masse der Buchsbaum-Modelle, aus demselben
hellen (gebleichten?) Birnbaumholz gefertigt, wie
der Fugger und die figürlichen Teile des Wiener
Spielbretts. Gewiss wären die vielbesprochenen
Stücke — schon auf Grund der charakteristischen
Schrift — längst der Augsburger Holzschnitzer-
schule zugeteilt, hätte nicht die falsche Jahrzahl
„M • D • XX“ selbst Forscher wie Erman (vgl. Deutsche
Med. S. 54 und Nachtrag) irregeführt. An den
Holzoriginalen erkennt man, was die vielfach ver-
breiteten Röckl’schen Abgüsse nicht erkennen lassen,
dass die Jahrzahl zum Teil wegradiert ist. Man
kann dieselbe, dem zur Verfügung stehenden Raum
nach, bequem mit zwei bis drei Ziffern ergänzen.
Eine zweite Rasur bemerkt man (auch in der Ab-
bildung) über dem Kopf der Krelerin. Die Um-
schrift lautet im Uebrigen: ■ ELISABET • KRELERIN
• — • FET • ICH • DIE GE STALT • VND • — WAS •
47 • IAR • ALT.
Ueber die Persönlichkeiten der beiden Dar-
gestellten ist nur so viel bekannt, dass die Familie
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