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Monatsberichte über Kunst und Kunstwissenschaft — 3.1903

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Frimmel, Theodor von: Bilder von seltenen Meistern, 14, Arbeiten von Frans de Neve
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https://doi.org/10.11588/diglit.47725#0035

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einer Mitteilung des jetzigen Besitzers stammt das
Bild aus der Wiener Galerie Fries.
Im Salzburger Dom ist am ersten Altar, wenn
man eintritt, links (demnach liturgisch rechts) ein
Bild angebracht mit der Taufe Christi. Nach Angabe
der A. v. Schallhammer’schen „Beschreibung der
erzbischöflichen Dom-Kirche zu Salzburg“ (1859,
S. 58) war es früher in der Sebastianskapelle
aufgestellt. Auch dieses Werk ist signiert und zwar
links unten in grossen deutlichen dunklen Zügen:
F D. NEVE (vom F steckt die linke Hälfte im
Falz, so dass nur ein Stück des oberen Striches
sichtbar ist). Unter dem Namen steht noch Anderes,
das leider jetzt vom Rahmen so verdeckt wird, dass
es mir unleserlich schien. Die Anordnung der
Figuren ist folgende: Links steht Johannes aufrecht,
der mit der Rechten die Schale über Christi Haupt
ausgiesst und mit der Linken den Kreuzstab hält
Mitten Christus, eben niederknieend. Hinter ihm
und etwas rechts ein Engel, der die Enden des
roten Lendentuches hält. Weiter rechts und etwas
höher ein zweiter Engel, schwebend. Oben auf-
fallend Gottvater und die Taube des heiligen Geistes.
Figuren wohl etwas mehr als lebensgross. Tüchtige
Modellierung. Im Ganzen vlaamischer Charakter
der Malerei.
Die Erwähnungen des De Neve in alten In-
ventaren und Katalogen sind nicht immer so klar,
dass es nicht Zweifel bezüglich der Deutung des
Namens geben könnte. Neve ist dem Namen nach
leicht zu verwechseln mit Neveu (Naiveu), und
zahlreiche alte Verzeichnisse leisten ja das Unglaub-
liche in der Verzerrung von Künstlernamen. Daher

will ich mit den folgenden Angaben nichts bewiesen
haben.
In Obreen’s Archief voor nederlandsche Kunst-
geschiedenis (VII. S. 192) wird als Bestandteil einer
Haag’schen Versteigerung von 1692 erwähnt: „Nr 71
Een stuck van de Neve, verbeeldende de Bent“.
Ist unser Frans de Neve gemeint, so hätte er dem-
nach zu der Schilder-Bent, das ist zur nieder-
ländischen Malergenossenschaft in Rom Beziehungen
gehabt.
Ein steiermärkisches Gemäldeverzeichnis aus
der Zeit bald nach 1714, das durch Hans v.
Zwiedeneck veröffentlicht worden ist, nennt „205
Ein kleines Stükhel auss den ofitio“ (NB. aus Ovid)
mit dry Figuren von F. Deneve“ (vergl. „Ver-
öffentlichungen der historischen Landes-Kommission
für Steiermark“. VII. „Das gräflich Lamberg’sche
Familienarchiv zu Schloss Feistritz bei Jlz“ Graz 1898
und Frimmel „Geschichte der Wiener Gemälde-
sammlungen“ IV. Kapitel S. 18.)
Der „Catalogue de tableaux vendus ä Bruxelles
depuis l’annee 1773“ bringt folgende Angabe aus
dem Jahre 1776 (S. 197) „Une Conversation
hollandoise“ haute 2' 9“ large 4' 1" (von FranQois
De Neve).
Wo man diese Bilder heute zu suchen hat,
vermag ich nicht anzugeben, ebensowenig als die
Schicksale der Arbeiten, die bei De Bie erwähnt
sind. Als Bestandteile der kaiserlichen Galerie zu
Wien werden Bildnisse von de Neve’s Hand erwähnt,
die nicht mehr ausgestellt sind und deren Aufsuchen
mir bei den gegenwärtigen Verhältnissen wenig
Vergnügen verspricht.
 
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