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Monatsberichte über Kunst und Kunstwissenschaft — 3.1903

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Schmidt, Wilhelm: Ueber die frühere Zeit von Lucas Cranach
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https://doi.org/10.11588/diglit.47725#0144

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Abbild". 2.


weggespült wird — gleichgültig, ob meine Ansichten
haltbar oder nicht haltbar sind. Ist ja z. B. auch
mein Aufsatz Lorenzo di Credi in der Zeitschrift
für bildende Kunst, N. F. 1893, S. 139, nirgends
beachtet und zitiert worden, obwohl ich die Er-
gebnisse als unanfechtbar erachte und mittelst er-
klärender Abbildungen zu beweisen hoffen kann.
Wir stellen hier die besprochenen Gemälde
zusammen. Leider ist der hl. Valentin in Wien,
der sich eng an das Schleisheimer Bild anschliesst
und ziemlich breit gemalt ist, nicht photographiert.
Einen kleinen Beitrag zur Geschichte des
„Donaustiles“, also auch Cranachs, liefert der Altar
zu Altmühldorf in Oberbaiern, der in den „Kunst-
denkmalen des Königreiches Baiern“, p. 2147 bis
49, behandelt ist. (Er befindet sich gegenwärtig
bei Prof. A. Hauser in München zur Wiederher-
stellung.)
' Das Mittelbild freilich ist um das Jahr 1400
zu setzen, es zeigt deutlich genug den Einfluss der
Giottesken auf die damalige oberdeutsche Kunst-
übung. Vergleiche darüber B. Riehl im Ober-

bairischen Archiv, Bd. 49, p. 76 f., und H. Semper
ebenda, p. 473 f.
Von der bereits restaurierten Predella, die Be-
weinung Christi darstellend, habe ich hier die linke
Seite aufnehmen lassen (Abbildg. 2). (Eine Abbildung
des Ganzen findet sich auf Tafel 253 der „Kunst-
denkmale“.) Das Datum 1511 ist wie bei dem
Schleisheimer Christus und der Ruhe auf der Flucht
in Berlin auf einem Zettel angebracht, dieser liegt
unten links auf einem Baumstamme auf. Der
Maler hängt irgendwie mit Cranach zusammen,
war vielleicht einmal Gehilfe bei ihm gewesen.
Aber wenn dies auch nicht begründet sein sollte,
hat er sicher Werke Cranachs gesehen und vor
allem auch dessen Christus von 1503 in dem nahen
Kloster Attel. War der junge Cranach am Ende
Erfinder oder eigentlicher Ausbilder des „Donau-
stiles“? Das ist freilich vorerst noch Zukunftsmusik,
da es am bildlichen Material und an Daten zur
Entscheidung noch fehlt. Natürlich dürfte man
eine Cranachschule im späterem Sinne nicht er-
warten, da die frühesten Werke des Künstlers in
Form und Farbe von den spätem, welche die
Bildung der sächsischen Cranachschule veranlassten,
charakteristisch genug verschieden sind. Auch ver-
liess er zu früh die Donaugebiete, um den dortigen
Malern einen immer sich erneuernden Eindruck
seiner Kunst zu geben und eine entsprechende
Gehilfenschar heranzuziehen. Ferner zeigt der
Altmühldorfer auch mit Wolf Huber starke Verwandt-
schaft, desgleichen steht der Regensburger Altdorfer
nicht gar ferne. Unser Künstler ist übrigens ein
roher Bursche, wenn er auch einer grotesken
Phantasie, die freilich in’s Fratzenhafte geht, teil-
haftig ist; besonders ordinär behandelt sind die
Flügel. Die Farbe ist kräftig, hell und klar, besonders
charakteristisch die Vorliebe für Gold. Ein unleugbarer
Sinn für Landschaft im Charakter des „Donaustiles“
lässt sich nicht verkennen. Der etwa auftauchenden
Vermutung, der Altmühldorfer sei auch der Ur-
heber des Schleisheimer Christus, möchte ich hier
schon im voraus die Spitze abbrechen, davon kann
ganz und gar nicht die Rede sein. Nach Ph. Halm
befindet sich von dem Maler jenes Altares ein
Votivbild vom Jahre 1527 in der Katharinenkirche zu
Mühldorf, ich kenne dasselbe nicht im Originale,
sondern kann nur nach dem kleinen Lichtdrucke
auf Tafel 253 der „Kunstdenkmale“' schliessen, muss
aber — mit der nötigen Reserve natürlich — ge-
stehen, dass danach Halms Annahme gerechtfertigt
erscheint.
 
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