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Monatsberichte über Kunst und Kunstwissenschaft — 3.1903

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Eisler, Robert: Mantegnas frühe Werke und die römische Antike
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https://doi.org/10.11588/diglit.47725#0204

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stände seiner Jugendsehnsncht zum erstenmal leib-
haftig erblickt hätte.
Nun lassen sich tatsächlich römische Reminis-
cenzen in Werken Mantegnas, die nachweisbar
vor dem Jahr 88, also vor seiner literarisch be-
glaubigten Romreise entstanden sind, vielfach nach-
weisen. Schon der Altar von S. Zeno (1459 voll-
endet) zeigt in dem linken Medaillon an der Pfeilcr-

wäre, nach der man das Original, ohne es gesehen zu
haben, mit solcherTreue hätte wiedergeben können?1)
Der einzige Donatello, in dessen eigenen
Werken nicht die mindeste römische Reminiscenz zu
erkennen ist, käme da in Frage. Was aber diesen
anlangt, so ist es viel wahrscheinlicher, dass er in
dieser Sache eine ganz andere Rolle gespielt hat.
Die künstlerische Abhängigkeit Mantegnas von


Abbildg. 14.
Trajanisches Relief vom Constantinsbogen. (Auf der Forumseite des Bogens,
ganz oben rechts.)

architektur des Mittelstücks ein Wahrzeichen des
antiken Rom, das nie unter dem Erdboden war:
den einen Koloss von Montecavallo mit dem
sich bäumenden Pferd in starker, glänzend durch-
geführter Verkürzung1). Wollte man annehmen, er
habe das Urbild nicht aus eigener Anschauung
gekannt, so entsteht die Frage, wer von seinen Zeit-
genossen eine Zeichnung zu liefern imstande gewesen
1) Vgl. Abbildg. 8.

Donatello ist sicher; ein persönliches Verhältnis
ist nicht ausgeschlossen. Sollte da nicht Donatello,
der 1532 in der Ewigen Stadt geweilt hatte,
durch seine Erzählungen in Mantegna den Plan
einer Romfahrt zur Reife gebracht haben?
Andernfalls müsste dem Mantegna nicht etwa
eine vereinzelte Aufnahme, sondern ein ganzes,
•) Man denke zum Vergleich etwa an die Abbildung der Statue vom
Helenenberg bei Apianus, die Dürer vorgelegen ist. (Public, von R. v.
Schneider im 16. B. des Jahrb. d. allerh. Kais.-Hauses.)
 
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