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Monatsberichte über Kunst und Kunstwissenschaft — 3.1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.47725#0222

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186

und all der in der damaligen Bildnismalerei so
sehr beliebten Requisiten, wie sie in der so-
genannten Rigaud’schen Säule, den teatralisch
drapierten Mänteln, der bauschigen Sammetvorhänge
und der Prunksessel im Stile des vierzehnten
Ludwig zur Darstellung gelangten, sehen wir bei
dem Schweizer Meister absolute Einfachheit. Im
Hausrock, wenn möglich ohne Perücke, frei von
aller Steifheit und Absichtlichkeit der Haltung,
präsentieren sich seine Menschen, gleichsam als
befänden sie sich in harmlosem Geplauder mit dem
Beschauer. Alles Nebensächliche ist weggelassen
und der Hauptsache, den Augen, untergeordnet.
Hierin zeigt Graff eine gewisse Verwandtschaft mit
Lenbach. Beide konzentrieren die ganze Kraft einer
Persönlichkeit im Ausdruck der Augen, die den
Beschauer nicht loslassen und seine Blicke immer
wieder auf sich zurücklenken. Darum auch die
ungemein lebendige Wirkung. Graff’s Bildnisse
zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie
infolge ihrer natürlichen Schlichtheit den Dar-
gestellten dem Beschauer menschlich näher rücken
und darum haben auch die Porträts, die er von
seinen grossen Zeitgenossen fertigte, einen umso
grösseren Reiz.
Hals’, Franz, Meisterwerke. Original-Aufnahmen in
Lichtdruck (10 Bl. m. 1 Blatt Text.) 42x34 cm.
Nöhring, Lübeck. Mk. 3.—.
Hyett, F. Ä. Florence, her history an art to the fall
of the Republic. 8°. Methuen & Co., London,
sh. 7.—.
Künstler=Monographien. Hersg. von H. Knackfuss.
IV. Knackfuss, H.: Michelangelo. Mit 95 Ab-
bildungen von Gemälden. Skulpturen und
Zeichnungen. 7. Auflage. (106 S.) Velhagen &
Klasing, Bielefeld. Mk. 3.—.
Leonardo da Vinci. II Codice Atlantico nella
Bibliotheca Ambrosiana di Milano, riprodotto e
pubblicato dalla Regia Accademia dei.Lincei sotto
gli auspici e col sussidio del re e del governo.
Fase. XXIX. Milano 1903. Fol. p. 1137—1156,
tav. 1121 — 1160. Mk. 37.50.
Moderner Cicerone. Harnack, Ö. Rom. Bd. II.
Neuere Kunst seit Beginn der Renaissance. 260 S.
mit 159 Abbildungen. Union, Deutsche Verlags-
gesellschaft, Stuttgart. Mk. 4.—.
Dieses Bändchen ist der Betrachtung der ge-
samten römischen Kunst, mit Ausnahme der antiken
und der ältesten christlichen Kunst, soweit sie
noch unter dem direkten Einfluss der Antike stand,
gewidmet. Das Hauptgewicht ist auf die Kunst
der Renaissance gelegt und hauptsächlich die Hoch-
renaissance besonders verfolgt. Aber auch die
Kunst der späteren Jahrhunderte ist nicht ver-
nachlässigt. Es ist also ein ganz gewaltiges
Material, das hier bewältigt werden musste und
war die Sichtung und Bearbeitung desselben umso
schwerer, als es sich hier nicht um eine geschicht-
liche und kunstgeschichtliche Darstellung der
römischen Kunstentwicklung handelt, sondern um
einen brauchbaren Romführer. Angesichts dieser
Forderung hat der Verfasser von vornherein auf
eine systematische Anordnung des Stoffes ver-
zichtet und für seine Schilderungen die Form
eines Rundganges durch die Sehenswürdigkeiten
der ewigen Stadt gewählt. Dadurch war es mög-
lich, die Schätze der Galerien, Kirchen, Museen
und Paläste Roms einheitlich vor Augen zu führen.
Der Text ist ausführlich und anregend geschrieben
und durch zahlreiche, gute Illustrationen gestützt.
Jedem Romreisenden ist damit ein vorzüglicher

und sicherer, hohen Genuss verbürgender Führer
geboten, der aufs Beste empfohlen werden kann.
Schaeffer, Aug. Die kaiserliche Gemälde-Galerie in
Wien. Moderne Meister. Herausgegeben mit spe-
zieller Genehmigung des hohen Oberstkämmerer-
Amtes Sr. k. u. k. Apost. Majestät. Text v. S.
16. u. 17. Lfg. Je 7 Tafeln in Heliogr., nebst
illustr. Text. S. 157—216. 50,5x39,5 cm. ’03.
J. Löwy, Wien. Je Mk. 15.—.
Topographie der historischen und Kunst-Denkmale
im Königreich Böhmen von der Urzeit bis zum
Anfänge des XIX. Jahrh. Herausgegeben von der
archäologischen Commission bei der böhmischen
Kaiser-Franz-Joseph-Akademie für Wissenschaften,
Litteratur und Kunst unter Leitung ihres Präsidenten
Jos. Hlävka. XV. gr. 8°. Prag, Bursik & Kohout.
XV. Podlaha, Dr. A. u. E. Sittler: Bezirk Karolinen-
thal. (VI. 386 S.) Mk. 10.—.
Werke alter Meister. 30 Reproduktionen nach
Originalen der königl. Gemälde-Galerie Dresden.
32 S. gr. 4°. Beutelspacher & Co., Dresden. Mk. 1.50.
Zander, H. Das Licht-Luftproblem. Ein Beitrag zu
seiner Entwicklungsgeschichte. 23 S. Giesecke
und Devrient, Leipzig.
In kleinem Rahmen ist hier das sogenannte
Lichtluftproblem durch die Jahrhunderte deutsch-
niederländischer Kunst verfolgt und zugleich die
Bedeutung und Wirkung des Kunstaustausches
zwischen Orient und Occident für die Entwicklung
und die verschiedenen Lösungen des Problems zu-
sammengefasst. Verfasser führt aus, wie der Zug
der Kultur von Osten nach Westen und umgekehrt,
auch in der Kunst zu gegenseitiger Befruchtung
führte, wie namentlich die Malerei des fernen Ostens
schon in frühester Zeit künstlerische Anregungen
dem Westen bot. Eine solche Anregung ist das
Licht-Luft-Problem, das Hubert van Eyck als der
ersten einer aufgriff und in die frisch aufkeimende
deutsche und niederländische Kunst einführte.
Delbrück, R. Die drei Tempel am Forum holitorium
in Rom. 4°. 80 S. ä 6 Tafeln. Rom. 1903. Mk. 10.—.
Donatello von A. G. Meyer. 131 S. mit 140 Ab-
bildgn. (Knackfuss-Künstlermonographien. W. 65.)
Velhagen <£ Klasing, Lpzg. 1903. Mk. 3.—.
Der grosse Erneuerer der modernen Bildhauer-
kunst, Donatello, der seit den Zeiten der griechischen
Antike zuerst wieder ein Menschenbild aus einem
Guss geschaffen, der der realistischen Porträt-
bildnerei Wege und Ziele gewiesen und für die
erzählende Reliefdarstellung wirklich plastische
Ausdrucksmittel gefunden hat, tritt uns in warm-
blütiger, von den feinsten Einzelzügen belebter
Gestalt in diesem Bändchen entgegen. Mit Aus-
schluss alles Fragwürdigen und Streitigen hat
Alfred Gotthold Meyer, dem wir diese lebensvolle
Charakteristik eines der gewaltigsten künstlerischen
Genies aller Zeiten verdanken, nur die unzweifel-
haft echten Werke des Meisters herangezogen und
an ihnen mit tief eindringender, feinsinniger Stil-
kritik sein bahnbrechendes, neuschöpferisches
Wirken auf allen Gebieten der Plastik klargelegt.
An der Hand des Verfassers gewinnen wir einen
umfassenden Einblick in die Werkstatt eines
Meisters, dem so verschiedene Naturen wie
Michelangelo und Raffael mit gleicher Wärme
gehuldigt haben. Die plastischen Eigentümlich-
keiten Donatellos werden dem Verständnis des
Lesers in dankenswerterweise dadurch erschlossen,
dass viele Einzelheiten der hervorragenderen
Werke des Künstlers in grossem Masstabe wieder-
gegeben sind. Dem Leser wird somit die Möglich-
 
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