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Monatsberichte über Kunst und Kunstwissenschaft — 3.1903

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Bruck, Robert: Die Originalentwürfe zu den Wittenberger Heiligtümern
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https://doi.org/10.11588/diglit.47725#0373

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302

dass der eine Meister wohl den Guss und die Ziselie-
rung einer Statuette zur vollsten Zufriedenheit des
Auftraggebers fertigte, er dagegen in der Arbeit des
Juweliers, d. h. der Ornamentation eines Gegen-
standes durch Fassen mit geschliffenen Edelsteinen
oder der Herstellung des Emails weniger geübt
war. Gold, Silber, Elfenbein, Ebenholz, Perlmutter,
Edelsteine und Email waren an vielen Stücken
vereinigt, und man kann sich nur schwer ein Bild
der Pracht und des Glanzes machen, wenn man
an die Aufstellung aller dieser kostbaren Gegen-

diese Federzeichnungen Heiligtümer darstellen,
welche auch im Cranach’schen Heiligtumbuche
enthalten sind. Wir sehen die Monstranzen bezw.
Ostensorien, kleine Reliquienschreine mit dem kur-
sächsischen Wappen, die Statuetten der zwölf
Apostel oder männlicher und weiblicher Heiligen,
Kreuze mit einer Glas- oder Kristalkapsel in der
Mitte zur Aufbewahrung der Partikel, kostbar
gefasste Hörner aus Elfenbein mit Gold- und
Silberbeschlägen, Pokale aus Strauseneiern, silberne
Totenköpfe, silberne Klappaltärchen mit Reliefs,


Abbildg. 2.

stände denkt, in ihrer so grossen Mannigfaltigkeit
an Formen und Material, die aber nur allzugut in
den Rahmen passten, den die durch Malereien,
plastische Werke, durch Teppiche, Bildwirkereien
und Glasmalereien in ihrem Inneren so prächtig
ausgestattete Kirche dazu abgab.
Im Staatsarchiv zu Weimar wird ein Band
Federzeichnungen aufbewahrt, welche einst Bruder
Berthold, der Beichtvater des Kurfürsten sammelte
und deren Seitenzahl genau mit einem ebenda
aufbewahrten Verzeichnis übereinstimmt, welches
die Reliquien der Schlosskirche zu Wittenberg auf-
führt. Beim Durchblättern sehen wir, dass alle

Brustbildreliquiarien, Arme aus edlem Metall und
dergl. mehr. Einige Zeichnungen stimmen in ihrem
Stile vollständig mit einander überein. Es ist hier
die gleiche Manier, mit Kreuz- und Querstrichen
die Schatten in den Gewandfalten zu markieren,
die Brüche der Falten durch kleine Häckchen, die
fast wie Astansätze beim Baume aussehen, scharf
zu betonen. Andere Blätter zeichnen sich durch
die flotte, leichte, nur andeutende Mache aus,
Skizzen, die trotz ihrer scheinbaren Flüchtigkeit
von grösster Zeichenbegabung des Meisters Zeugnis
ablegen. Wieder andere sind minutiös fein und
mit höchster Sorgfalt ausgeführt, Monstranzen z. B.,
 
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