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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 2.1901

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Heft 7
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Hermanns, Heinrich: Ein Erinnerungsblatt an Richard Burnier
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Rilke, Rainer Maria: Die Letzten: (ein Schlussakt), 2
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https://doi.org/10.11588/diglit.45535#0020

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lVlit Majestät scbreitet der 8tier erbobenen
Klauptes uns entgegen; die Drde wittert unter
seinern Huf; das ^.uge verrät Dntscblossenbeit
und die breite 8tirn die elementare Kratt der
vorwärts strebenden Qewalt. Oie Dandscbaft
tritt Zurück, sie wirkt nur als s^rnpboniscber
Idintergrund.
Ware von dem Künstler nur dieses eine Dild
gescbakfen worden, so bätts er genug getban;
sein blarne würde tief eingeprägt den vergangenen
Orotsen ^ugefügt werden.
Dange ^abre bat Kicbard Lurnier in Düssel-
dorf geweilt, wenig bekannt uncl wenig erkannt.
Wie scbon aus der Oreite seines Kolorits er-
kenntlicb, ist er ein 8obn cler bbederlande. Dr
würbe geboren irn Haag 1825 und sollte seinern
Vater irn Kaufmannsstande, dem in den bbeder-
landen altbeirniscben Oiarnantbanclel, folgen.
^Vber nicbt lange ertrug er clie Kesseln einer
bureaukratiscben Debensweise, rnit 19 Satiren
20g er nack Amsterdam 2ur Akademie. ^.uf den
nun folgenden Kelsen durcb Holland, das darnals
nocb rnekr als ^et2t in der ganzen Külle seines
grossen rnaleriscben Keicbtums stand, widmete
er sieb bauptsäcblicb dein 8tudiurn von Kiguren,
in Verbindung rnit der Dandscbaft. Intirn durck-
gelubrte Arbeiten Zeigen uns sein aufricbtiges
Wollen ; alte Oauernbütten, an denen ^eder 8tein
und genaue Detail^eicbnung beobacbtet ist, er-
innern an Verrneerscbe Auffassung und Durcb-
bildung. 8cbon in seinen ersten Arbeiten Zeigte
er seine bleigung, einen durcbgebenden Akkord
an2ustirnrnen — sei es, dass er einen boben
silbrigen oder tiefen grüngoldigen Akkord an-
scblug. ^edock konnte aucb er sieb dern Din-
busse der Kornantik niebt ent^ieben und so
bnden wir in den Erstlingswerken die 8puren
dieser ^eit. 8onderbar
rnutet uns datier ein tief-
empfundenes Oenrebild
an: „lVlädcben an der
(Quelle", ^.ber die Dreite
der Kinsebübrung eines
sieb in kleinem Kabmen
bewegenden Dildcbens
verrät den kommenden
Mann.
Oer damals bedeuten-
de Kuf Düsseldorfs lubrte
ibn im Alter von 2Z^abren
(1850) nacb dort. 8cbirmer

und Andreas Acbenbacb übten bier einen grossen
Oinbufs auf ibn aus; aber scbon immer mekr
kam die lüerstakfage ?u grösserer Qeltung, und
gerade diese Zusammenstellung, verbunden mit
einer grossen 8cbirmerscben blaturauffassung,
riefen bervor, dass seine Arbeiten Aufseben in
der Künstlerscbaft erregten und ibm den Oei-
namen eines „neuen l'rozmn" eintrugen.
Aber nicbt lange bielt Ournier in Düsseldorf
aus. I'ro^on, der damals auf der Klöbe seines
Kubmes stand, 20g ibn mäcktig an; drei ^abre,
1855 — 58, bracbte er in Karis xu. Dort voll-
endete er seine grosse blaturanscbauung und Auf-
fassung, sein Kleimatland gab ibm Dreite des
Kolorits und vor allem die satte barmoniscbe
Darbe. Diese letztere stärkere 8eite seines Dm-
pbndens erbielt ibre letzte Keile in Delgien, dem
Dande der gebornen Koloristen. Im steten Ver-
kebr mit der blatur und ibren grossen Interpreten
entwickelte er weiter seine Digenbeiten; 2abl-
reicbe Kabrten durcb die Ardennen und die
bolländiscb-belgiscben Gliederungen festigten sein
Können.
Vom ^sabre 1858 — 6z weilte er in Düttick,
das damals als Kunststadt einen Kuf besafs. Die
nabeliegenden Ardennen waren ibm ein Dieblings-
studienplat^ geworden. Ibnen entstammen viele
durcbgelübrte Vordergrundstudien und lauscbige
Waldwinkel. Oerade bierin bat er Vor^üglicbes
geleistet; die cbarakteristiscb in ibrer ganzen
Knorrigkeit durcbgefübrten Dicbbäume erinnern
an Kousseau und Zeigen, wie sebr Durnier die
grossen lVleister bei dem vorkergebenden Auf-
entkalte in Karis auf sicb wirken liess.
Im ^sakre r86z wandte er sicb wieder seiner
Dleimat 2U. lVlan kann wobl bebaupten, dass er
bier in der blatur sicb 2um selbständigen lVleister
formte. Dr bildete sein
feines Verständnis für die
grossen Vorzüge seiner
beimatlicben Dandsckaft
aus und studierte den
seinen späteren Dildern
eignen Kei? der feucbt
scbimmernden Atmo-
spbäre und prägte ibn
tief seinem Innern ein.
Dnge Kreundscbaft ver-
band ibn mit^oseflsraels,
und vielleicbtseinemDin-
6ufs ist die Dntstekung


I^ickarcl Burriisr.

(Krsiäs).

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