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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Editor]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 17.1909

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Heft 1
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Fortlage, Arnold: Claus Meyer
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https://doi.org/10.11588/diglit.26460#0014

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Claus Meyer.

die Winkel und Gassen, zeichnet und zeichnet und lernt viel in der PraxiS: Empfindung für
Luft- und Raumdarftellung mit zweidimensionalen Mitteln. Viel mehr als lodderig ift dann auch
die Lehre an der Akademie in München nicht (1876 — 81), doch gewinnt hier das persönliche
Verhältnis zu Langhammer, Strobentz, Peter Paul Müller, Keller-Reutlingen und Hugo König
(also den späteren Begründern der Sezession) sowie zu Hans Olde günstigen Einfluß. Von Einfluß
auch wird jetzt Menzel, der helläugige Beobachter, und eS entspinnen sich in München weiter die
Beziehungen zur Diez-Schule, zu Stauffer-Bern und zur Löfftz-Schule, die ClauS Meyer mit Be-
tonung „auögezeichnet" nennt.* Es entstand dann schon 1884 ein so reifes Bild wie der „Klofter-
schüler" (heute in amerikanischem Privatbesitz), aber noch für ein Iahr und mehr ging der Künftler
;u Löfftz und hat das nicht zu bereuen gehabt; siedelte dann nach Karlsruhe über und wurde 1895

als Prosessor an die Düssel-
dorfer Akademie berufen.

Daö Land, das von so
ftarkem Einfluß auf ClauS
Meyers Kunst werden sollte,
die Niederlande, besuchte er
(mit Kalckreuth zusammen)
I88Z zum erstenmal, doch hat
er genau in Erinnerung,
daß daS ihm so sympathische
und in der Tat als Stim-
mungöelement so dankbare
Beguinen - Motiv schon viel
früher als ideelle Vorftellung
in ihm lebte, und daß er
sich aus Grund von Bildern
und Beschreibungen ganz da-
mit vertrant machte, ehe er
noch je eine Beguine gesehen.
In München wirkten zunächst
Pieter de Hoogh und dann,
hier und anderwärtö, die
holländischen Kleinmeifter, die
Vermeer, Steen usw., danach
erft die Primitiven, wie van
Eyck.

Unsere Abbildungen laffen
Qualität und Wert derjenigen

Claus Meyer: Jan Pitter.

Werke ClauS Meyers er-
kennen, auf die hier mit Ab-
sicht das Schwergewicht der
Behandlung und Einschätzung
gelegt wird. Es sind die
feinen InterieurS, die eine
subtile Malerei auözeichnet,
rafsi'nierte Stoffdarftellung
und die Illusion der dritten
Dimension, feinfte Abwägung
der Farben und Valeurs
in- und gegeneinander. DaS
Ideal solcher Malerei (die
nur dem Feinempfindenden
ganz sich erschließt) gab wohl
ein Früherer: der Delftsche
Vermeer. Neben diesem,
alö ein minder Großer, der
aber auch ein feiner Meifter
und Schwelger in den Far-
ben deS BinnenlichtS ift,
unS auch zeitlich näher fteht,
wäre noch der Vlame H. de
Braekeleer (1840 — 88) zu
nenneu. Vielleicht hat ihn
ClauS Meyer nie gekannt;
aber beide schufen sie Kabinett-
stücke verwandter Art. Es

bleibt ja vollkommen gleichgültig, waS in ihren Bildern dargestellt ist, eö dürfen auch die (uns

verdächtigen) Genreszenen sein — auch diese sind ja nicht um ihrer selbst willen gemalt, der echte

Künstler kann auch mit ihnen echte Kunstwerke schaffen. Da werden Beguinen bei Gebet oder

Gesang dargestellt, Mönche und Klofterschüler, und allerlei lachende, plaudernde, trinkende, spielende
und schäkernde Leutchen daheim und im WirtShauS, faft immer holländische Typen, von anmutiger
und liebenöwürdiger, doch nicht schwächlicher Auffassung; vereinzelt auch wohl mal reine Land-

schaften (wie daS koftbare Schneeluftbild im Besitz des Künftlerö). Die Zeichnung als solche
ift ftets von der Sicherheit und Exaktheit, die man als daS spezifische Merkmal und die rühm-

* Die hier geäußcrten Werturteile sind ein Äusdruck und Abglanz der subjektiven Meinungen des Künstlers selber. Hcrr Profeffor
Claus Mcyer hatte die Liebenswürdigkeit, in seinem Atelier dem Unterzeichncten einige Lebens- und Studienerinnerungen zu erzählen!
das unmittelbarste, in diesem Falle also wertvollste, Material.

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