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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 17.1909

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Heft 5
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Schäfer, Wilhelm: Karl Spindlers Holzarbeiten
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https://doi.org/10.11588/diglit.26460#0181

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Karl Spindlers Holzarbeiten

u den schönsten Sachen der modcrnen Handwcrks-
kunst qehörcn dic farbigen Holzarbeitcn, mit dcnen
der elsässische Malcr Karl Spindler seine Möbel,
Doscn, Spicgel und Kästcn verziert. Jn lang-
jährigcr Arbcit hat er sein Verfahren, aus ungefärbten
Hölzcrn malcrische Flächen herzustcllen, zu solchcn Fein-
heiten gesteigert, daß man scinc Holzmosaikcn als Male-
reien ansprcchen kann, die manchcn Pinsel nicht nur in
der dekorativen Wirkung sondern auch in der land-
schaftlichcn Stimmung, sclbst im Ge-
schmack dcr Töne übcrtreffcn.

Wer dic beigegebene Abbildung
eines Holzdeckelö prüft, wird nicht
ohne wciteres glauben wollen, daß
sie trotz dcr seinen Zeichmmg keincn
anderen Strich enthält alö die Ma-
serung der verschiedcncn Hölzer und
ihre Absetzung gegeneinander. Jm
Original ist die Wirkung noch ver-
blüffender, weil die Farbe hinzu-
kommt, die aus eincm grünlichen
Braun aus dcm Vordergrund über
das Graugrün dcs Mittelgrundcs in
die warmcn Töne deö Himmels
hinüber spiclt. Zusällige Färbungcn
und Zcichmmgen deö Holzes sind
mit rasfinicrtem Geschmack benutzt; selbst der hcllc
Himmelöstreif am Horizont ist nicht cingelegt, sondcrn
aus ciner Laune dcr Holzsärbung geschickt gewonnen.
Die Arbeit — in Originalgröße abgebildet — ist im
Ganzen von einer Stimmung, die an jeder Malerei
cntzücken würde.

Ansänglich hat Spindlcr diese Zntarsien nur alS Ver-
zierungen an scinen Möbeln gedacht und cinen größcrcn
Maßstab eingehalten. Als Füllungen in Schränkcn,
Bettstellen, namcntlich als Friese bei Täfclwcrk gewannen
sie nicht immcr den Stil, den sie im klcincn Maßstab
eines solchen Dosendeckels zeigen, aber immer waren

sie verblüffcnd durch die schöne sarbige Stimnmng.
Und wcil er die Motive zu scinen landschastlichen
Schilderungen auö Straßburg und dcm Elsaß mit den
Augen eines Malers holtc und zu originellen Ansichtcn
und Stimmungen kam, vcrsuchte er schlicßlich, seine
Holzmalcreicn in Rahmcn zu setzen und ilmcn alö
Wandschmuck cinen selbftändigcn Wcrt zu gebcn. Es
gibt in der Tat einige Stücke, die durchauö über die
dekorativc Wirkung hinausgehcn, und anderc (z. B.

das Blatt mit einer heiligen Odilia),
in denen er mit seiner Holztechnik
eincm gcistigc» Ausdruck erstaunlich
gerecht wird.

Es ist aber nicht zu bezweifcln,
daß trotz der seinen malerischen Wir-
kung diese Holzarbciten sich nicht als
selbständige Kunstwerke behaupten
können, und daß'darum ihre male-
rische Ausbildung der dekorativen
Verwcrtung widerspricht. Spindlcr
ftrebt in den neucren Arbciten auch
dcutlich eine andere Durchführung
an; besonders auf krcisrimden Tisch-
platten, wo sich flicgcnde Vögcl oder
Blumcn in strcnger Stilisierung ver-
schlingen. Hier kann er die farbigen
Wirkungen stärker treibcn als in den landschastlichen
Stimmungcn, und einzelne seincr Platten sind heute
schon vo» eincr bedcutenden Schönheit. Es wäre zu

wünschen, daß sich die Architckten und Möbelbaucr
seiner Kunft reichlich bedienten.

Die schlichtestcn Beispicle seiner Kunst sind die ge-
drechseltcn Holzdosen, die aus dem Deckcl cine Jntarsie
zeigcn, wie die abgebildete. Sie sind in einfachen
Formcn aus hartem Holz (Roscn, Palisander) gedrechselt
(siehe die Abbildungen) und geben durch ihren billigcn
Preis jcdem die Gelcgcnheit, sich ein Stück dieses origi-
nellen Kunsthandwerks zu sichern. S.

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