Gustav Kampmau»: Martinswcster (Blcistiftzeichnuug).
der Landschafl ^um Beispiel am Mittelrhein (dessen Schönheit für den modernen Landschaster brachzu-
liegen scheint) und frage sich zweierlei: ob die Lithographie die Möglichkeir hat, sie anch nur halb-
wegS auSzuschöpfen; und ob es viele Landschafter gibt, die auch in andercr Technik sie auSzuschöpfen
verstünden. Die Antwort wird mir recht geben.
Für Kampmann war diese Gefahr der Ablenkung und einseitigen Konzentration nicht groß.
Denn die durch die Lithographie gezogenen Schrankcn kreuzen oder beengen nicht die Grenzen seiner
Kunft. Er hat, scherzhaft gesagt, immer lithographisch gesehen. Mit einem Blick für große Land-
schaftSformen und große Farbenflächen begabt, mit leiser Scheu vor ftarken Kontraften und auS-
gesprochener Vorliebe für die Farbenskala deS SchattenS, des Nebels und der Dä'mmerung tritt er
vor die Natur. Eine fröhliche Freundschaft zu der schönen Erde charakterisiert ihn. Er hat sie
gern, herzlich gern; aber man glaubt nicht, daß er sie mit iener Leidenschaft liebt, die auf den
Bodcn zwingt und aufjauckzen oder erschrocken verftummen macht. Freilich ist eine solche Leidenschaft
kein Maßftab der Kunst; cs gibt Menschen, die nie die Hand schöpferisch zu betätigen wagten und
große Künstler in der Empfi'ndung sind. Und eS gibt ftarke Könner, Maler mit unbeftrittener
Fähigkeit, dic kalt wie eine photographische Linse sind. Kommen anderseits solch leidenschaftliche
Künftler der Empsi'ndung mit der Gabe des TalentS anf die Welt, dann entsteht wohl gelegentlich
die bckannte und doch inuner wieder seltsame SpezieS des verkannten KünstlerS, der nicht mit der
Gegenwart zurecht zu kommen weiß, und den die Welt künftigen Liebhabern „alter Kunft" aufhebt.
Es gibt Künftler dcr Gegenwart und der Zukunft. DaS LoS der letzteren ift nicht schön. Aber
mag auch daS Publikum noch so klug, noch so gebildet werden, wir können dieö Los uicht beffern.
Es ift Schicksal; und ein gewiffer Mangel, der freilich unter Umftänden auch ein Gewinn sein
kann: daö Fehlen deS Rcalitätsinns.
Kampmann ist unbedingt ein Künftler dcr Gegenwart. WaS er schafft, wird nicht nur ver-
standen, sondcrn auch empfunden. Denn er empfi'ndet wie die Gegenwart. Wir, bei aller nen-
z»
der Landschafl ^um Beispiel am Mittelrhein (dessen Schönheit für den modernen Landschaster brachzu-
liegen scheint) und frage sich zweierlei: ob die Lithographie die Möglichkeir hat, sie anch nur halb-
wegS auSzuschöpfen; und ob es viele Landschafter gibt, die auch in andercr Technik sie auSzuschöpfen
verstünden. Die Antwort wird mir recht geben.
Für Kampmann war diese Gefahr der Ablenkung und einseitigen Konzentration nicht groß.
Denn die durch die Lithographie gezogenen Schrankcn kreuzen oder beengen nicht die Grenzen seiner
Kunft. Er hat, scherzhaft gesagt, immer lithographisch gesehen. Mit einem Blick für große Land-
schaftSformen und große Farbenflächen begabt, mit leiser Scheu vor ftarken Kontraften und auS-
gesprochener Vorliebe für die Farbenskala deS SchattenS, des Nebels und der Dä'mmerung tritt er
vor die Natur. Eine fröhliche Freundschaft zu der schönen Erde charakterisiert ihn. Er hat sie
gern, herzlich gern; aber man glaubt nicht, daß er sie mit iener Leidenschaft liebt, die auf den
Bodcn zwingt und aufjauckzen oder erschrocken verftummen macht. Freilich ist eine solche Leidenschaft
kein Maßftab der Kunst; cs gibt Menschen, die nie die Hand schöpferisch zu betätigen wagten und
große Künstler in der Empfi'ndung sind. Und eS gibt ftarke Könner, Maler mit unbeftrittener
Fähigkeit, dic kalt wie eine photographische Linse sind. Kommen anderseits solch leidenschaftliche
Künftler der Empsi'ndung mit der Gabe des TalentS anf die Welt, dann entsteht wohl gelegentlich
die bckannte und doch inuner wieder seltsame SpezieS des verkannten KünstlerS, der nicht mit der
Gegenwart zurecht zu kommen weiß, und den die Welt künftigen Liebhabern „alter Kunft" aufhebt.
Es gibt Künftler dcr Gegenwart und der Zukunft. DaS LoS der letzteren ift nicht schön. Aber
mag auch daS Publikum noch so klug, noch so gebildet werden, wir können dieö Los uicht beffern.
Es ift Schicksal; und ein gewiffer Mangel, der freilich unter Umftänden auch ein Gewinn sein
kann: daö Fehlen deS Rcalitätsinns.
Kampmann ist unbedingt ein Künftler dcr Gegenwart. WaS er schafft, wird nicht nur ver-
standen, sondcrn auch empfunden. Denn er empfi'ndet wie die Gegenwart. Wir, bei aller nen-
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