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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 17.1909

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Heft 6
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Schaller, Hans Otto: Friedrich Keller
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https://doi.org/10.11588/diglit.26460#0205

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Friedrich Keller: Karren in Sonne (Studie 1872).

Noch blühtc dic Schule der Historienmaler; Piloth war mn jene Zeit Direktor der Akademic ge-
worden; W. von Lindenschmit ftand auf der Höhe seines Ruhms. Dieser, Piloth an malerischen
Fähigkeiten weit überlegen, zog ihn an; vor allcm hoffte er scine Kenntnisse in der traditionellen
Figurcnkomposition unter ihm zu vermehren.

Aber das Bedürfnis nach eincr Malerei, die ihre Anregungen aus der Natur und nicht auS
der Geschichte holt, war schließlich doch zu ftark in ihm, als daß er es hätte auf die Dauer unter-
drücken können. Die Steinbrüche in Polling suchte er immer wieder auf, und auS den Studien,
die er von dort heimbrachte, bildete sich ihm allmählich eine neue Welt originaler Bildvorftellungen.
Mehr und mehr fesselr ihn an Stelle des Landschaftlichen der Arbeiter. Erftaunlich ift an diesen
Studien vor allcm, mir welcher Treffsicherheit Keller in Motivcn verschiedenfter Art die Probleme des
Freilichts, der direkten Sonnenbeleuchtung anzupacken verfteht. Die zusammenfassende Vereinfachung
der Einzelformen im Sinne einer geschlossenen Impression und zugunftcn der Lichtwirkung deS
Natureindrucks gelingt ihm scheinbar mühelos. Seine prachtvoll encrgische und tonwahre Malcrei
erinnert in diesen Jahren gelegenrlich an gleichzeitige Werke Liebermanns.

Sieht man übrigens, wie organisch, selbstverftändlich und schrittweise bei Keller auS dem Interesse
an der Steinbruchlandschaft dasjenige für den Steinarbeiter herauSwächft, wird man nicht ohne
nnwillkürlichen Spott dcs Mißbrauchs gedenken können, der mit dem Begriff künftlerischer Beein-
fiuffung so oft getrieben wird. Wer würde nicht in KellerS Fall auf Courbet hinweisen wollen,
der bekanntlich auf der Münchner Ausstellung von 1869 sein Steinklopferbild gezeigt hatte. Aber
faft noch weniger als Leibl würde der schwerblütige Schwabe Keller von dem großen Franzosen
irgend etwas übernommen haben, das sich nicht allein und rein aus der eigenen Begabung ergeben hätte.

Mit dem Steinbrecherbilde von 1878, das die Hamburger Kunfthalle besitzt, versucht Keller
nun zum erftenmal, seinc Arbeiterftudien in großem Formar auszugestalten und unternimmt da-
mit cinen kühnen Schritr in die schwerftcn Probleme der modernen Malerei. Figurenkomposition
und Landschaft; freischaffendes Gliedern und Aufbauen einerseitS, die Luft - Lichtmalerei eines auS-
gebildeten Impressionismuö andrcrseitS. Aber die starke Einheit einer rasch entworfenen Skizze des-

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