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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 17.1909

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Heft 6
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Werner, H.: Die keramische Manufaktur des Grossherzogs von Hessen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26460#0216

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Wandverklcidung einer Wartehalle mit Fliesen und plastischen Derzierungen aus glasiertem Steinzeug.
Plastik: Bildhauer Karl Huber, Offenbach.

gcwonnene Resultat wurde in dcr größeren Darin-
stadter Anstalt erst recht ausgenutzr. Auch zur
weiteren AuSbildung dcr sogenannten Scharvogelfliesc,
kleiner Kacheln mit gcslammtem Email-Überzug aus dcr
glatten Fläche, führte die erste Arbeit in Darmstadt.
Damit wurde cin äußcrst rcizoolles Schmuckmittel zu
verschiedenster Vcrwcndung gclicfcrt. Denn dicse Kacheln
sind bei allem koloristischen Reichtum ohne jede Vor-
dringlichkeit. Sie stehen im Tvn zn jeder Fassung.
Jedc Holzverkleidung, seder Bc-
schlag aus patiniertcm Mctall ver-
trägt ihre Einfügung, ihre Auflage.

Die verflossene hessische Lan-
deöausstcllung hat namentlich in
der Wartehalle sür Bad Nau-
heim die Anwendung dieser Schar-
vogclfliesen veranschaulicht und auch
schon ihren weitercn, inzwischen ge-
schehenen „Auöban", möchte man
sagen, zu richtig plastischem
Kachelwerk in Probcstüeken vor-
gesübrt. Dabei handelt cö sich um
Hcrauötreten dcr figürlichen Bil-
dung im Relicf vor dcm Grund.

Eine einfarbige Fläche wcchselt mit
geslammter Musterung. Dic jüng-

sten Vcrsuche der Art sind auögezeichnet gelungen
und sie stellen nun auch diese ganze Technik an den
Ansang deö neuen Werkeö, von deni in dcr Einlcitung
die Rede war und a» dem die hessischc Manusaktur
schon hcrvorragenden Anteil gcwonncn hat, der Er-
neuerung der Baukeramik. Jn den schon vorgebrachten
Gründen, sie zu fordern, tritt mit nachdrücklicher Kraft
noch cin rcin praktischer. Es ist zur Tatsache geworden,
daß das Haustcinmaterial unscrer Häuser vornebmlich
der von Verputz sreien großen öffent-
lichen und monumentalen Bauten
in unserer allgemein gebräuchlichen
Stcinkohlenfeucrung einen wirk-
lichen Todfeind gefunden hat. Es
ist der Schweselgehalt der Stein-
kohle, richtiger die bei der Ver-
brennung cntwickelte sclnveslige
Säure, die in die Lust übergeht
und mit ihr überall Zutritt hat.
Sie setzt sich an den Steinen der
Bauten und Denkmäler fest und
verwandelt sich dort in ätzende
Schweselsäure.

Die nicht anzuzweiselnde Au-
torität deö berühmten Leipziger
Chemikers Professor Osthaus tritt

Blumenkübel au§ Terrakotta.
Modcll: Bildhauer Karl Huber, Offenbach.

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