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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 24.1914

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Heft 3
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Mahlberg, Paul: Heinrich Nauen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26492#0090

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Heinrich Nauen. Stilleben. (Wallraf-Nichartz-Museum, Köln.)

seiner Erzählung von keiner Überlegung gestört wird. — Seinem künstleriscben Wesen enlspricht bei
all dcm seine artistische Form. Er könnte auch darin leicht dem ErpressionismuS zugezählt werden,
und ganz scheiden sich die Effekte tatsüchlich erst angesichts der Entstehung. Ich nehme die Farbe:
bei den Meistern deS ExpressioniSmuS schlägt die Empfi'ndung den Ton an und hä'lt ihn durch.
Sie lebt sich auS in einem süßen Violett, berauscht sich am prangenden Gegensatz von Gelb und
Rot. Bei Nauen erscheint eS, als ob er die Farben aneinanderbände, Grün an Rot und Gelb
an Rosa; er knüpft sie, und in der Tat erhält er auch die schöne Wirkung deS Teppichs. Die
Fläche bleibt ruhig und die taktische Ebene wird nicht durchftoßen. — Dabei scheinen seine Formen
deu Elan des Gesühls zu haben, und die Blätter seiner Sonnenblumen sind wirklich wie Flammen.
Jch weiß nicht, welchen innern Weg daS geht. Ursprünglich ift nichtS da als eine vorgesehene
Form und daS PathoS einer gefaßten Stilabsicht. Und muß doch ein Bild wie in der Schmiede
deö Vulkan entftanden sein!

DaS Pathos ift nicht niedrig, Nauens Jdee von der Kunft nicht gemein und entschieden auf
das Monumentale gerichtet; dazu hat er den innern Trieb, sie auSzudrücken. Als er nun vor
einiger Zeit auch die Veranlassung dazu bekam, war seine Bildenergie und Darstellungsgabe schon
in die Haltung versetzt, die sie einnehmen muß, um zum Monumentalen zu gelangen. Alle Begriffe,
die wir von den Kunstwerken abziehen, sind relativ, und so kann man sagen, daß Nauen in der
Darftellung der Natur vom malerisch Stimmnngsmäßigen zum zeichnerisch Linearen gelangt ift. In
den Radierungen verdeckt kein Farb- und KompositionSproblem im Großen den Gang der Wandlung.
Er hat die fließende Maffe der Landschaft von Welt und Mensch so lange geschüttelt, bis sie zu
festen Formen zusammenlief. Dabei gebraucht er Schwarz und Weiß nicht im malerischen Sinne
zur Andeutung von Schatten und Licht, sondern zum AuSdruck der natürlichen Formzusammenhänge.
Entsprechend ist es im gemalten Bilde: die Farbe bleibt in den gegenständlichen Grenzen, ohne sich


 
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