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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Editor]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 24.1914

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Heft 3
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Schäfer, Wilhelm: Rheinische Denkmäler
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https://doi.org/10.11588/diglit.26492#0103

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Abb. 1. Gabriel von Grupello: Denkmal des Kurfürsten

Ian Wellm auf dem Marktplatz in Düsseldorf.

Rhemische

uf dem Marktplatz in Düsseldorf reitet seit
zwei Jahrhunderten der Kursürst Johann
Wilhelm in die Ewigkeit; und soviel Reiter-
denkmaler unterdessen rheinauf gegossen worden sind,
keins hat dieses in der starken und sicheren Form über-
troffen. Auch der mit Recht gerühmte Kaiser Wilhelm II.
von Tuaillon auf der Kölner Rheinbrücke nicht, so elegant
sein Pferd dasteht gegen den schwerfälligen Gaul des
Kurfürsten, der sich auf den lang wallenden Schweif
stützen muß, um genügend Standfestigkeit zu haben.
Die technischen Schwierigkeiten des Gusses sind seitdem
zum Kinderspiel geworden, und was den Knochenbau
und die Muskulatur eines Pferdekörpers angeht, wird
sich mancher Akademieschüler dem alten Gabriel von
Grupello überlegen fühlen, so sehr ist alles Detail durch-
studiert: nur jenes unsagbare und eigentliche Geheimnis
der Bildhauerei, das sich weit über eiue plaftische Nach-
bildung erhebt und das man Stil heißt, ist trotzdem
ein seltenes Ereignis geblieben. Es ist hier wie in der
bildenden Kunst unserer -Zeit überhaupt gegangen: die

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Denkmäler.

spielende Überwindung der Technik hat zu einer Art
von Detail-Realismus geführt, aus dem sich unsere
Aeit, krampfhaft genug, erst wieder auf das Niveau
der Kunst hinaufarbeiten muß — nach der Weisheit
des biblischen Spruches: wenn ihr nicht werdet wie die
Kinder, ihr werdets nicht erjagen.

Es ist sicher, Grupello hat den wallenden Schweis
nötig gehabt, um sein Roß zu stützen, aber man halte
einmal den Finger darauf (Abb. 1), um zu erkennen,
wie wundervoll er auf diese technische Voraussetzung
auch rein künstlerisch sein Werk gestellt hat, bis zur
Perücke hinauf. Selbst die empfindliche Stelle beim
Reiterdenkmal, die meines Erachtens auch Adolf Hilde-
brand in seinem Bremer Bismarck-Denkmal nicht bewäl-
tigt hat, die Ausammenfügung von Roß und Reiter,
scheint dadurch bei Grupello gesichert; so komisch sich
die kurzen Beinchen des Kurfürsten von dem starken
Gaul abheben, so sicher fügen sie sich der ganzen Form
ein, sie belustigen, aber sie stören nicht. Heute sucht man
die Verbindung zwischen Roß und Reiter gern durch
 
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