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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 24.1914

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Heft 12
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Swarzenski, Georg: Salve crux laudabilis!: zur Ausstellung des Kreuzigungsaltars in der Städtischen Skulpturensammlung zu Frankfurt
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https://doi.org/10.11588/diglit.26492#0401

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Abb. 1. Kopf des Gekreuzigten. Vom Kreuzigungsaltar in Frankfurt a. M.

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Zur Aufstellung des KreuzigungöaltarS in der Städtischen Skulpturensammlung zu Frankfurt.

m vorigen Sommer gelang der Stadtischen Galerie
in Frankfurt der Ankauf einer Gruppe von goti-
schen Skulpturen, die den plastischen Schniuck
eines Kreuzigungsaltars bilden. Das wertvolle
Werk ist nun in einem eigenen Raum der Galerie auf-
gestellt und am Ostertage der Offentlichkeit übergeben
worden. Es ist ersichtlich eines der glanzvollsten Werke
aus einer an Wundern und Überraschungen besonders
reichen Zeit. Der Adel seiner Erscheinung wird eincn auf
den ersten Blick und immer von neuem gefangen neh-
men, wenn sein Gehalt auch uicht so leicht zu erschöpfen
und das Ratsel seiner Entstehung sobald gewiß nicht
zu lösen ist. Es ist uichts Gleichartiges bekannt und
anscheinend nichts Gleichartiges erhalten, was ihm als
ebenbürtig an die Seite zu stellen ist.

Wenn ein bedeutendes Werk aus neuerer Ieit
auftaucht, ist es immer möglich, es dem Werke oder der

Nachbarschaft eines bekannten Meisters zuzuweisen.
Es rückt damit in einen bestimmten Kreis von Vor-
stellungen, die sich für den Gebildeten mit dem Namen
eines Künftlers verbinden und einen bequemen Maß-
stab der Beurteilung ergeben. Das Kunstschaffen des
Mittelalters ist anonym, und diese Anonymitat hat
ihre Ursache nicht nur in den Grenzen, die unserer
Kenntnis für diese frühere Aeit gezogen sind, sondern
ist im Wesen des mittelalterlichen Kunstwollens begründet.
Ein Kunstwerk aus dem Mittelalter muß (und kann)
deshalb stets nur aus sich selbst heraus bewertet werden;
seine Beurteilung ist frei von der subjektiven Anteil-
nahme an den Schicksalen, an dem Suchen und Ringen
seines Schöpfers, der man sich vor dem Werke einer
Künstlerindividualitat der spateren Aeit nicht entziehen
kann. Deshalb steht die große Masse der Gebildeten,
die in dem Kunstwerk zunachst nicht das ihm eigenste


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