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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 10.1894-1895

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Pecht, Friedrich: Die Jahresausstellung 1895 der Künstlergenossenschaft zu München, [2]
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Kisa, Anton Carel: Kölnische Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.11055#0448

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ZS6 Die Jahresausstellung ;895 der Aünstlergenosscnschaft zu Nlünchen. vom kiemusgeber. — Kölnische Ausstellungen.

sie an Repins „Freien Kosaken", die eine Sommation des Sultans empfangen und verhöhnen, besonders auf-
fallend hervortritt. Der wilde Trotz der meist betrunkenen Kerle ist da übrigens drastisch genug geschildert
und das Bild sicherlich nicht ohne malerisches Verdienst, wenn auch diese franko-russische Allianz, wie sie sich
hier darstellt, nicht viel Shmpathie cinslößt. Noch weniger thut sie das freilich, wenn bei ihr der pariserische
Teil überwiegt wie bei verschiedenen Porträtstücken, z. B. bei Makowskhs Bild seiner Familie, neben dem
nur das eines jungen russischen Dichters, Tosanow, ebenfalls von Nepin, mehr Aufmerksamkeit beansprucht.
— Am wohlthuendsten sind unsre hiesigen Russen und Polen, wie Roubaud unter den ersteren und
I. v. Brandt von den letzteren, die beide sehr gut aber nicht gerade sehr neu vertreten sind. Unter den
übrigen Nationen sind die Belgier, Holländer und Italiener, deren Erzeugnisse durchweg für den Kuusthandel
berechnet scheinen, schon erwähnt worden. Am interessantesten bleiben daher die Spanier, d. h. die spanische
Kolonie in Nom, die bei ihren ewigen Stierkämpfergeschichten oder Prozessionen wenigstens eine ganz un-
gewöhnliche Feinheit der Kontraste in der malerischen Behandlung entwickelt, von der man bei uns immerhin
noch profitieren könnte, wenn auch alle diese Auswärtigen doch im ganzen keineswegs unserer heimischen Produktion
überlegen erscheinen. (Ein Schlußbericht in einem der nächsten Hefte.)

Mlni sche Ausstellungen.

Ilszchln war bekanntlich einstmals eine große Malerstadt,
H lange nachher wurde es eine große Architektenstadt
mit dem Tom als Hochschule. Jetzt ist es keines von
beiden, die Malerei ist nach der Stadt am Düsselgraben
übersiedelt, welche mit Köln und Karlsruhe den Vorzug
gemein hat, eine reiz- und poesielose Umgebung zu be-

Skrrnkhalrr. von Elisabeth von Suchodolska.

Iabresausstellung is895 der Rünstlergenoffenschaft zu München.
j?botogr.Merlag der j?botogr. Union in München.

von Anton Lila. n chd ck b

sitzen und deshalb den Künstlern die nötige kontempla-
tive Muße zu bieten, auswärts auf Studienreisen ge-
sammelte Eindrücke ungestört zu verarbeiten. Auch
Düsseldorf hat seine große Zeit hinter sich. Seine
führende Rolle hat aufgehört, seit es von Brüssel her
keine Impulse mehr bekommen kann und seit das deutsche
Kunstleben sich von den Kunstvereinen und ihren jähr-
lichen Prämienblättern emanzipiert hat. Neuerdings
wirkt im Gegensätze zu den Brüsselern unleugbar Holland,
Land und Leute, wie der gesunde Realismus seiner Kunst,
der alten wie der neuen, stark auf den stammverwandten
Niederrhein. Damit ist der Kunst frisches Blut zuge-
führt, und es wird in Düsseldorf rüstig weiter geschafft
werden, wenn auch seine Schule, wie jede andere, zu
Grabe getragen ist, da eben die Kunst nicht mehr durch
die Akademien gemacht wird und auch nicht durch den
Atelierunterricht, sondern durch Ausstellungen. Daß
Düsseldorf von anderen Kunststädten überholt ist, daß
es eigentlich nur mit zögernden Kompromissen der neueren
Entwicklung folgt, liegt in seiner Abgeschlossenheit als
Provinzialstadt, in seiner mehr norddeutsch ruhig be-
dächtigen als rheinisch lebhaft empfänglichen Art. Es
ist wohl heute die einzige Kunststadt in ganz Europa,
die sich einen landsmannschaftlichen lokalen Charakter
im Sinne der alten Schulen bewahrt hat; ja, er Prägt
sich neuerdings noch viel schärfer aus als früher. Namentlich
die jüngere Künstlergeneration stammt zum größten Teile
vom Niederrhein, von auswärts Kommenden wird es
schwierig, sich dort einzubürgern, mit Ausnahme von
solchen, deren künstlerisches Gewissen noch ein un-
beschriebenes Blatt ist, die keinen Zusammenhang mit
fremden Verhältnissen mitbringen. Die Künstler haben
gesellschaftlich eine sehr gute Stellung, eine bessere
als die in größeren Städten, wo die geistigen Interessen
mannigfaltiger sich durchkreuzen, und selbst als in Karls-
ruhe. Sie sind häufig hochgebildete, fast durchswegs
liebenswürdige Leute mit guten Manieren. Manche
Söhne aus vornehmen Familien, die anderwärts vielleicht
nicht daran gedacht hätten, Maler zu werden, verbinden
hier gern die beiden „feudalsten" Berufe, den des
Reserveosfizieres der Kavallerie mit dem des Künstlers.
Man wird in Düffeldorf oft Maler, wie man anderwärts
 
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