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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 10.1894-1895

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Pecht, Friedrich: Weihnachtsbücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.11055#0144

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lveihnachtsbücherschau.

Junge Venetinnerin aus dem Volke, von Sttore Tito.

^)robe-Illustration aus „Venezia" (Besprechung untenstebend).

Verlag von E. Engel in !vien.

IVeitinschrsbücherschau.

(Schluß.)

"N m Verlage von Emil M. Engel in Wien ist noch rechtzeitig
—) zum Weihnachtsfeste ein ganz eigenartiges Prachtwerk unter
dem Titel „Venezia", beschrieben von Henry Perl, mit
Originalzeichnnngen von Ettore Tito re., erschienen (gebd.
20 M.). Zieht schon die äußere Ausstattung des Werkes in dem
originellen Einbande, welcher in sehr glücklicher Weise die vene-
tianische Mosaikkunst imitiert, die Aufmerksamkeit des Betrachters
auf sich, so fesselt noch um so stärker der flottgeschriebene Text
des Verfassers, der im Verein mit dem künstlerischen Schmuck
allen Venedigfahrern eine wertvolle Erinnerung bietet, gleichwohl
aber auch in manchem, der die alte Lagunenstadt noch nicht
kennt, die Sehnsucht nach ihr erwecken wird. Es ist mannigfach
versucht worden, den eigenartigen Reiz, den Venedig ausübt, in
Wort und Bild durch Prachtwerkpublikationcu fcstzuhalten, doch
sind diese Werke veraltet und waren auch insofern nicht ganz
glücklich intendiert, als sie durchweg von Deutschen geschrieben
und illustriert worden sind. Engel, der Verleger des uns vor-
liegenden neuen Werkes ist den viel richtigeren Weg gegangen,
die lebende venetianische Malerschule in Künstlern wie Ettore
Tito, Luigi Lima, Mainardo Pagani, Cesare Laurenti, Egisto
Lancerotto, Guglielmo Berti, Emanuele Brugnoli und Millo
Bortoluzzi zur Illustrierung heranzuziehen, denen sich als Architek-
tekturenzeichner Tony Grubhofer zugesellt. Die Reproduktion ihrer
Zeichnungen ist eine mustergültige, wie auch die sonstige Aus-
stattung des Werkes als vorzüglich zu bezeichnen ist.

Für Freunde der Alpenwelt sei hingewiesen auf das Pracht-
werk „Die österreichische Gebirgswelt", nach Naturauf-
nahmen von A. Gerasch (Verlag Leykam, Graz. Preis pro
Heft fl. 1.80). Wir haben bereits mehrfach, bei Erscheinen der
einzelnen Lieferungen, auf diese wirklich reizende Publikation auf-
merksam gemacht, die in hübsch ausgeführtcn Farbendrucken in
geschickter Auswahl Bilder aus den österreichischen Bergen darbictet.
Die jüngst erschienenen Lieferungen 23 und 24 bringen Bilder
aus dem Sexten- und Ampezzothale.

Alwin Schultz, „Allgemeine Kunstgeschichte". In
vier Bänden von etwa 1600 Seiten reichillustrierten Textes und
vielen Kunstbcilagen, Tafeln und Farbendrucken (cirka 30 Liefe-

rungen ä 2 M. G. Grotesche Verlagsbuchhandlung, Separat-
Konto (Müller-Grote und Baumgärtelj in Berlin). Dem eben
genannten Verlagshause verdankt das gebildete Deutschland schon
eine Reihe von groß angelegten Werken, die mit dem vornehmen
Zwecke einer gründlichen wissenschaftlichen Belehrung durch eine
reiche Illustrierung die Möglichkeit bieten, sich gegebenen Falls
durch eigene Anschauung ein selbständiges Urteil bilden zu können.
Neben der Dnckenschen allgemeinen Weltgeschichte und den sonstigen
Werken, die sich mit der profanen Geschichte besahen, verweisen
wir von dem bislang Publizierten besonders auf die „Geschichte
der deutschen Kunst", derer wir mehrfach in diesen Blättern,
zuletzt in Heft 16 des IX. Jahrganges gedacht haben. In diesem
Herbst nun beginnt der Grotesche Verlag in seiner für diese Art
Werke eingerichteten Spezial-Abteilung mit der Herausgabe der
in dem Kopfe dieses angezeigten „Allgemeinen Kunstgeschichte",
die in vier Bänden dem Leser vom alten Ägypten herab bis auf
die Jüugstzeit die Entwicklung der bildenden Künste in ihrem
vollen Umfange darstellen soll. Die Veröffentlichung beginnt mit
dem dritten Bande, welcher die Kunst der Renaissance bis zum
Ende des 17. Jahrhunderts behandelt. Der Text der ersten
Lieferung enthält die einleitenden Betrachtungen über die Architektur
der Renaissance, in denen sich der Verfasser, Professor Alwin
Schultz von der deutschen Universität in Prag ganz auf der
Höhe der Darstellung zeigt, die seine früheren kunstgeschichtlichen
Werke auszeichnete und sie in so hervorragender Weise durch Form
und Inhalt zur Belehrung für den kunstliebenden Laien geeignet
machte. Was die beigegebenen Illustrationen anbelangt, so zeigt
sich dabei Seite für Seite die kundige, erfahrene Hand des Ver-
legers, der, Wichtiges von Unwichtigem sondernd, die Hauptwerke
der Epoche in Abbildungen vorsührt, denen, wo es angängig
oder zweckentsprechend war, sogar der Reiz der farbigen Repro-
duktion verliehen worden ist. Wir wünschen dem Unternehmen
den guten Fortgang, welchen der Anfang in so vielversprechender
Weise verheißt und dazu auch die beste Aufnahme von seiten des
kunstliebenden Publikums.

Anschließend an diese kunstgeschichtliche Publikation sei Er-
wähnung gethan der „Geschichte der christlichen Malerei"
von Erich Frantz, die durch das Erscheinen des zweiten BandeS
jetzt vollständig geworden ist lzwei Textbände, ein Band Illu-
strationen, gebd. 38 M., Freiburg i. Br. Herdersche VerlagS-
handlung). Wir beschränken uns heute auf die kurze Anzeige
des hochbedeutsamen Werkes und werden noch eingehender darauf
zurückkommen.

Die illustrierte Ausgabe von E. Werners „Gestammelten
Romanen und Novellen" (Leipzig, Ernst Keils Nachfolger,
cirka 75 Lieferungen ä 80 Pf.) ist im Laufe des Jahres bis zur
31. Lieferung gediehen, also jetzt ungefähr bis zur Hälfte er-
schienen. Die damit komplett vorliegenden vier Bände dürften
jeder Dame, der sie als Geschenk auf denWeihnachtstisch gelegt werden,
Freude bereiten, da die Werner neben der Heimburg und Marlitt
zu denjenigen Schriftstellerinnen zählt, die im Laufe der Jahre
zu den Lieblingserzählerinnen der deutschen Frauenwelt geworden
sind. Von den hübschen Illustrationen, mit denen die neue
Ausgabe geziert ist, geben wir auf Seite lll eine Probe.

D-rs großhrr;oglichr Schluß in Schwerin.

j)robe-Illustration aus Lauterburgs Illustrierten! Abreißkalender
für Deutschland (s. S. IN).
 
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