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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 10.1894-1895

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Pecht, Friedrich: Weihnachtsbücherschau
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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Denkmäler - Vermischte Nachrichten - Vom Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.11055#0102

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Weihnachtsbücherschau. — Personal- und Ateliernachrichten. — Ausstellungen und Sammlungen.

Onkel Fritz' Notenwürfelspiel (Budapest, Wilhelm
Kunosy L Sohn, 5 M.). In der Art anderer Würfelspiele sind
die einzelnen Klötzchen auf jeder ihrer vier Seiten mit Noten-
typen beklebt, die richtig zusammengelegt, musikalische Begriffe
und schließlich eine sangbare Weise ergeben. In welcher Weise
die Kinder stufenweise gebildet werden können, das Spiel zu be-
greifen und dadurch musikalisches Verständnis zu gewinnen, dar-
über giebt eine dem Spiel beigegebene Anleitung die nötigen
Hinweise. Die Ausstattung des Spieles ist eine gute. U.


— München. A. Oberländer hat den Professortitel
erhalten; der Maler Anton Burger in Cronberg ist von der
hiesigen Akademie der bildenden Künste zum Ehrenmitglied er-
wählt worden.

^ Dresden. Das Kgl. sächs. Ministerium des Innern
hat auf Vorschlag des akademischen Rats anläßlich der dies-
jährigen Kunstausstellung die Verleihung der Staatsmedaillen an
nachstehende Künstler beschlossen; die goldene Medaille an Eduard
von Gebhardt (Düsseldorf), Heinr. Zügel (Karlsruhe) und Carl
Ludwig (Berlin). Die silberne Medaille an die Maler Paul
Kießling (Dresden), Josef Wenglein (München), Eugen von Blaas
(Venedig), Hans von Volkmann (Karlsruhe), Franz Hochmann
(Dresden) sowie an den Bildhauer Bruno Fischer (Dresden).
Außer Preisbewerb waren die auf spezielle Einladung durch
zumeist ältere Werke vertretenen Künstler, sowie sämtliche Mit-
glieder des akademischen Rates. lsessl

— Wien. Die K- und K. Akademie der bildenden
Künste wurde im Studienjahre 1893/94 und zwar im Winter-
semester von 239 Schülern und 54 Gästen, im Sommersemester
von 238 Schülern und 57 Gästen besucht. Vom Auslande be-
suchten die Akademie 10, und zwar aus dem Deutschen Reiche 4,
aus Rußland 3, aus Rumänien, Bulgarien und Amerika je 1.
Stipendien und Preise im Gesamtbeträge von 29405 fl. wurden
an 131 Schüler erteilt.

— Berlin. Die beiden diesjährigen Stipendien der
Reichenheim-Stiftung wurden in der am 25. Oktober statt-
gehabten Sitzung des Kuratoriums mit je 600 Mark an die
beiden Maler Sigmund Lipinsky aus Graudenz und Georg
Marsch all aus Wittstock, dem letzteren zum zweitenmal ver-
liehen. Ibwoi

K. Berlin. Als Nachfolger des im Juni d. I. verstorbenen
Direktorialassistenten der akademischen Hochschule für die bildenden
Künste, Professors Emil Teschendorfs, ist einstweilen auftrags-
weise vom 1. November 1894 ab der Porträt- und Genremaler
vr. Hermann Seeger bestellt worden. Seeger, am 15. Oktober
1857 zu Halberstadt geboren, hat auf den Universitäten zu Halle
und Leipzig seinen philosophischen Studien obgelegen und hatte
bereits eine mehrjährige akademische Lehrthätigkeit hinter sich, als
er sich 1885 dem Studium der Kunst auf der hiesigen akademischen
Hochschule zuwandte. Bereits 1888 debütierte er auf der großen
Kunstausstellung mit „Honey" (Kinderbildnis), dem in der Folge
zahlreiche Bildnisse, insbesondere Damenporträts, und verschiedene
Genrebilder folgten. Alle seine Arbeiten fanden die günstigste
Aufnahme. Mit den Berliner Kunstverhältnissen vertraut, er ge-
hört seit Jahren dem Vorstande des Vereins Berliner Künstler
als Mitglied an, erscheint er außerordentlich geeignet, die Erbschaft
Teschendvrffs anzutreten.

Wien. Die hiesigen Maler Prof. Franz Matsch und
Gustav Klimt sind mit der Herstellung der Deckenbilder für den
Festsaal der Wiener Universität betraut worden. Für das große
Mittelfeld ist eine allegorische Komposition, für die vier Seiten-
bilder sind Darstellungen der vier Fakultäten bestimmt. Die
16 Felder, welche die Verbindung zwischen Decke und Wand Her-
stellen, erhalten entsprechende figurale und ornamentale Füllungen.

K. Berlin. Im Aufträge des Kaisers wird der große
Festsaal des Kgl. Schlosses, der sogenannte Weiße Saal, der
einer gründlichen Umbildung unter Leitung ^ des Hofarchitekten
Ihne unterzogen wurde, durch bildnerische Darstellung von Hohen-
zollern aus der Zeit des großen Kurfürsten bis jetzt verschönt
werden. Prof. Fritz Schaper ist die Statue des Großen Kur-
fürsten, Johannes Boese, in dessen Atelier kürzlich das Modell
für den Bronzeguß zu dem Standbilde des Markgrafen Al brecht
des Bären für die Stadt Berlin fertiggestcllt wurde, die Statue
des Königs Friedrich l. übertragen worden. Das Standbild
Friedrich des Großen wird der Bildhauer Robert Toberentz,

das Friedrich Wilhelm IV. Bildhauer Max Unger, das Kaiser
Friedrich III. Bildhauer Max Baumbach, der Schöpfer des
Kaiser Friedrich-Denkmals bei Wörth, ausführen. Die übrigen
Aufträge für die Statuen der Könige Friedrich Wilhelm I.,
Friedrich Wilhelm II. und Friedrich Wilhelm III. sind den Bild-
hauern Walter Schott, Professor A. Calandrelli und Gustav
Eberlein zu teil geworden. lbii-I

O. 8. Köln. Der langjährige Konservator des Wallraf-
Richartz-Museums, Professor Johannes Nießen, hatte aus
Anlaß des diesjährigen kunsthistorischen Kongresses das Haupt-
werk seines Lebens, „Die Apotheose der Ergebung" — ein Kolossal-
gemälde von individuellster Schöpfung des greisen Meisters — aus-
gestellt. Als Vorwurf haben Schillers Worte gedient („Die Künstler"):

Das Kolorit, wie auch Auffassung und Zeichnung der phan-
tasievollen, wenn auch etwas unruhigen Komposition erinnert an
hervorragende Italiener des 15. Jahrhunderts, so an Filippo
Lippi und Botticelli. Eine große Innerlichkeit liegt in der Figur
der Ergebung und des den Pfeil auf diese abdrückenden Genius.
Poesie, Lieblichkeit und Anmut sprechen aus diesem mit größter
Liebe und Hingabe bis in alle Einzelheiten technisch vollendet
durchgeführten Werkes. Ein unendlicher Fleiß ist auf die sich
reich kräuselnden und rollenden Gewänder, sowie auf die zum
Teil ganz wunderbaren Lichtwirkungen der Wolken und der tief
unten ruhenden Jdeallandschaft verwendet. Ein Werk wie dieses,
das Jahre gebrauchte, um zu reifen und zu entstehen, müßte von
seinem Urheber noch Bedeutendes erwarten lassen, stände dieser
nicht — wenigstens menschlichem Ermessen nach — am Ende
seines künstlerischen Ringens. Die Kritik wird dieser Schöpfung
mit gemischtem Empfinden gegenübertreten, aber naserümpfend
spötteln wird sie nicht über diese in ihrer Keuschheit und Seelen-
größe weit über dem täglichen Schmutz stehende Arbeit von so
großem Wurf und fesselnder Eigenart. Wäre Nießen dreißig
Jahre jünger, er könnte jetzt noch manchen berühmten englischen
Präraffaeliten überflügeln. Pes2;

— Gestorben: Am 30. Oktober in Düsseldorf der Genre-
maler Karl Porttmann; am 3. November in Paris der
Genremaler CH. Fröre. lZ-Ms




MisAllimam üttöSammlümm' Ä


k. ?. Piglhein-Ausstellung. Gegenwärtig findet eine
Ausstellung der hinterlassenen Werke von Professor Piglhein in
dessen Atelier statt, die aus etwa 150 Bildern, Untermalungen
und Skizzen besteht. Das reicht vollkommen aus, um einen Be-
griff vom Charakter wie Können dieses seine Persönlichkeit in
allem und jedem scharf ausprägenden Künstlers zu geben. Der-
selbe zeigt bei unbestreitbarer Größe und Einfachheit der Auf-
fassung auch viel Herrschaft über die Mittel der Darstellung. Da-
gegen freilich auch viel Neigung zur Maitier und eine starke
Anlehnung an die französische Kunst. — Spezifisch Deutsches
hat er dagegen wenig oder nichts. — Unter den vorhandenen
Bildern, die mit Vorliebe nackte Frauenkörper behandeln, ist
das beste wohl das Porträt seiner eigenen schönen Gattin, dann
ein Nubier und die bekannte Bavaria, die freilich weit mehr
pariserischer als bayerischer Herkunft scheint. Seine originellste
Komposition, die schöne Blinde, die in der Wüste ihren Weg
sucht, ist wenigstens in einer Skizze vorhanden. Ebenso
frappiert unter den vielen Studien ein prächtiger Löwen-
kopf, dann ein meisterhaftes, direkt an Velasquez erinnerndes
Bildnis des Kunstkritikers Richard Paul. Sehr schön sind auch
die Rötel- und Pastellzeichnungen, so daß man wohl über die
kolossale Fruchtbarkeit des doch so früh gestorbenen Künstlers
staunen muß, der mit merkwürdiger Leichtigkeit produzierte. MW;

3. Verlin. Wenn ein Berliner erzählt: ich wohne in der
Wilhelmstraße, so kann er sicher sein, die Gegenfrage zu hören:
im guten oder im schlechten Teil? Im guten Teil wohnt das
offizielle und vornehme Berlin, hier findet man Ministerhotels
und Adelspaläste. Jenseits der Leipzigerstraße wird die Wilhelm-
straße schofel. Und hier im schoflen Teil, wo nicht Aristokraten
und nicht Proletarier, sondern kleine mißvergnügte Philister wohnen,
solche Leute, die sich selbst gern Steuerzahler nennen, hier hat
der Verein Berliner Künstler sein Ausstellungslokal. Die Bilder,
die man hier findet, sind der Umgebung durchaus würdig, alles
 
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