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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 10.1894-1895

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Pecht, Friedrich: Julius Adam
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https://doi.org/10.11588/diglit.11055#0069

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X. Jahrgang, tzeft 4

iA. Oovemüer 1894


2- tzerausgegeüen von Friedrich Pechr -r-

„Die Kunst für Alle" erscheint in halbmonatlichen Heften von 2 Bogen reich illustrierten Textes und 4 Bilderbeilagen in Umschlag gehestet. Bezugspreis im
Buchhandel oder durch die Post (Reichspostverzeichnis Nr. 3750, daher. Verzeichnis Nr. 438, k. u. k. österr. Zeitungsliste Nr. 1447) 3 M. 60 Pf. für das Vierteljahr

(6 Hefte); das einzelne Heft 75 Pf.

JuliuS Adam.

vom Herausgeber.

Nachdruck verboten.

77v»ie biblische Geschichte vom Saul, der auszog, um seines Vaters
Eselin zu suchen, und statt ihrer ein Königreich fand, wieder-
holt sich bekanntlich beständig in allen möglichen Variationen, am
häufigsten in der, daß nur zu viele erst lange das Königreich suchen
und zuletzt eine Eselin finden. Wir alle ziehen ja in unserer Jugend
mit einer Tasche voll großer Rosinen aus und müssen zuletzt, nachdem
wir eine nach der andern verloren, mit ein paar Weinbeerlein vorlieb
nehmen. Jedenfalls bekommen wir fast nie das, was wir anfänglich
gesucht haben. Und selbst wenn wir das unerhörte Glück haben, das
Königreich zuletzt wirklich zu finden, wie der Künstler, mit dem wir
uns heute beschäftigen wollen, so ist es gewöhnlich ganz anders be-
völkert, als wir uns eingebildet. So das unseres Julius Adam mit
Katzen, und zwar nicht etwa mit Kammerkätzchen, wie das den Malern
auch bisweilen Passiert, sondern mit ganz echten Katern und Kätzchen I
Wir werden gleich sehen, daß man auch dazu nur auf ziemlich großen
Umwegen gelangen kann.

Unser Held ist ein Glied der berühmten Malerfamilie
Adam und zwar ein Enkel Albrecht Adams, des Stifters der
Dynastie. Da schon drei Söhne desselben Maler geworden waren,
so bestimmte sich der Vater unseres Julius Adam zum Lithographen,
welchen Beruf er, wie so viele andere in dieser Zeit, später mit dem
eines Photographen vertauschte. Ihm ward nun unser Julius 1851
in München geboren. Bei bald hervortretender Neigung zur Kunst,
die in dem von allen Söhnen mitbe-
wohnten Hause des Großvaters fast
Julius Adam.' selbstverständlich war, ergriff er zunächst

doch den Beruf des Vaters und ward
vom 15. Jahre an in dessen photographischem Atelier beschäftigt. Dort widmete
er sich vorzugsweise der Landschaftswiedergabe und wunderte als Photograph nach
Brasilien, wo er sechs volle Jahre aushielt. Da verdiente er denn auch so viel,
um nach seiner Rückkehr 1873 sich, einem lange gehegten Wunsche entsprechend,
nunmehr ganz dem Kunststudium widmen zu können. Zu dem Ende besuchte er
erst die Kunstgewerbeschule und zeichnete unter Professor Echter die obligaten
Gipsköpfe, die man ja damals für unerläßlich hielt. Nach zwei Jahren ging er
indes zur Akademie über und studierte nun successive unter den Professoren
Strähuber, Barth und Raab, immer weiter von der Antike abkommend, Studie, von Jul. Adam,
bis er endlich bei Professor Dietz einen ihm besonders zusagenden Unterricht Entnommen dem werke „vom Rätzch-n».

Die Kunst für Alle X.

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