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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 10.1894-1895

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Ein Skandal im Luxemburg-Museum
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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur u. vervielf. Kunst - Vom Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.11055#0237

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<kiii Skandal im Lnrembourg-kNiiseum. --- Personal- und Ateliernachrichten.


der Akademie die Krone auf. Die Form des Beschlusses
— wie könnte das in Frankreich anders sein — ist
zwar plausibel; aber die Kenner der Sachlage wissen,
warum Degas, Manet, Monet, Pissarro der Eintritt in
das Luxembourg-Museum erschwert werden soll. Die amt-
liche Beschlußform lautete, daß erstens wegen der Haus-
ordnung, zweitens wegen Platzmangels, den Wünschen
Caillebottes nicht Folge gegeben werden konnte. Der
Paragraph der Hausordnung sagt, daß nicht mehr als
drei Werke von einer und derselben Hand im Museum
des Luxembourg sein dürfen. Thöricht ist allerdings
diese Hausordnung, die besser für Ausstellungsräumlich-
keiten als für Museen Paßt, bei denen die Voraussetzung
sein soll, nur Schönes werde aufbewahrt: daher sechs
Bilder von einer und derselben Hand uns lieber sein
müßten als drei; der Platzmangel ist dagegen nicht weg-
zuleugnen. Ihm würde freilich durch einen Erweiterungs-
bau entgegengetretcn worden sein, wenn der Direktor
mutig dem französischen Staatsrate, der aus Juristen
besteht, gesagt hätte, um ein wie kostbares Legat cs sich
handelte. Daß aber die Herrn Juristen statt eines
immerhin wichtigen Grundes, wie ihn schon der Paragraph
der „Hausordnung" darstellt, noch außerdem auf den
Platzmangel hinwiesen, daraus konnten nicht-juristische
Gemüter, die Sammlerkreise Frankreichs und der ganzen
Welt, die gegen die Akademie und gegen diesen Direktor
des Luxembourg ergrimmt sind, erkennen, daß jeder einzelne
der beiden Gründe allein für nicht stark genug erachtet
wurde, und das umso mehr, als das Legat schon vor
mehr als Jahresfrist erfolgte und die Entdeckung der
beiden Gründe, aus denen man cs ablehnen „mußte",
erst im Lauf der letzten Wochen vorgenommen ward.
Jedenfalls ist es für uns Deutsche ein Trost, wenn in
unfern Herzen manches Kümmernis über Vorkommnisse
im Kunstleben Deutschlands lastet, daß die Suppe auch an
anderen Orten mit Wasser gekocht wird, und sicher hat
ein anderer Trost in den Herzen nicht bloß der Deutschen,
sondern aller Kunstfreunde eine Heimstätte, daß endgültig
doch in dem Reich der Kunst allein das Genie herrscht
und die kleinen Körperschaftswünsche und die Jntriguen
der Koterien nur eine zeitlich begrenzte Macht besitzen;
es ist ein Trost für die Freunde der Redlichkeit in

l8o

Kunstdingen, daß allen Jntriguen und Machteinflüssen
zu Trotz in der Thal nur Eine Gruppe von Kunstwerken
dauerndes Leben behält: die allerbesten! * * *

O. li. Düsseldorf. Hermann Emil Pohle, bisher
ein Zögling der hiesigen Kunstakademie, leitet die Epoche der er-
langten vollen Selbständigkeit durch eine Kollektiv-Ausstellung
bei E. Schulte ein. Das Hauptstück der Sammlung ist ein
Kolossalgemälde: „Friedrich der Große, die Einwohner der ver-
wüsteten Stadt Küstrin tröstend". Sofern die ungünstige, viel
zu harte Beleuchtung ein Urteil zuläßt, ist es sehr breit und
dekorativ gemalt; ohne genaue Durchbildung im einzelnen, aber
mit sicherer Berechnung des Effektes im ganzen. Der König ist
mit zwei Ordonnanzen eine vorstädtische Straße hinabgeritten
und hat, von Bittenden bestürmt, so Halt gemacht, daß wir ihn
im Mittelgründe, nach rechts gewendet, erblicken; die Gruppen
der Andrängenden, meist Handwerker und Bauern, füllen den
Vordergrund und werden also größtenteils von hinten gesehen.
In der Bewegung dieser Personen und ihrer Charakteristik zeigt
sich die Beobachtungsgabe des Künstlers, dem man nur wünschen
möchte, daß er sie noch weiter verliefe und vor allem mit einer
viel eindringenderen Auffassung der Formen verbinde. Dieselbe
Neigung zu stark dekorativen Arrangements tritt in den zahl-
reichen ausgestellten Entwürfen hervor. Nymphen und Satyrn
einerseits, andrerseits Damen und Herren in den Trachten des
17. und 18. Jahrhunderts wiederholen sich als Träger kräftiger
Farbenwirkungen in gefälligen Zusammenstellungen; südliche Haine
und üppige Parkanlagen mit Weihern, Treppen und Lustschlössern
geben das coulissenhafte Lokal ab; der geistige Inhalt beschränkt
sich dabei auf ein Minimum. Im Gegensätze zu diesen meist
flüchtigen Skizzen, die sich, um sie zu schmücken und um sich
selbst erst wirklich zu entwickeln, nach den Wänden barock stili-
sierter Hallen sehnen, überraschen einige Aquarelle und Grisaillen
durch eine Präzise, scharfe Wiedergabe von modernen Straßen-
szenen; besonders in der Darstellung von Pferden, sogar in
wildester Bewegung („Durchgehender Viererzug"), bekundet Pohle
eine frühe Meisterschaft. Eine Anzahl von Bildnissen zeugt mit
Glück von dem Bestreben, frappante Aehnlichkeit unbeschadet
künstlerischer, in diesem Falle koloristischer Intentionen zu er-
reichen. lSd57I

— München. Im Atelier Emil Adams geht ein
interessantes Pferdebildnis seiner Vollendung entgegen. Das
Gemälde zeigt uns Lord Roseberrys siegreiches Pferd „Ladas",
das im vorigen Jahr den Derby-Preis gewann. Jokey I. Watts
sitzt im Sattel, daneben steht der Trainer Mathew Dawson. Die
Schönheit des prächtigen Tieres, mit seinen feinen und doch so
kraftvollen Formen, seinem glänzenden kastanienbraunen Haar,
ist vom Künstler meisterhaft wiedergegeben worden. lWK7j

Vignette sus einer Lnripzriknng der „Allokria" in München.

Die Nllnst für All- X
 
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