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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 10.1894-1895

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Pecht, Friedrich: Wilhelm von Lindenschmit: gestorben 8. Juni 1895
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Crane, Walter: Kunst und Volkstum, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11055#0436

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Wilhelm von Lindenschmit. Vom Herausgeber. — Kunst und Volkstum.

Aus Wilhelm von lindenschmits Ski;;rnbuch.

für immer ist freilich eine andere Frage, da der Streit
über die Berechtigung der Profanhistorienmalerei voraus-
sichtlich noch lange nicht endgültig entschieden ist. Zeigt
uns doch der dahingegangene Meister in seinen Werken
selber, was in dieser Gattung am meisten Zukunft haben
dürfte. Denn unstreitig ist ihm einerseits die rein
porträtartige Darstellung historischer Charaktere wie beim
Marburger Religionsgespräch am besten gelungen. Neben
dieser immer ihr großes Interesse behaltenden Vorführung
bedeutender Menschen zieht dann aber offenbar die
Schilderung geschichtlicher Vorgänge mit Einmischung alle-
gorischer Figuren, also ihre Versetzung ins weite Reich
der Poesie, schon wegen des größeren malerischen Reizes
entschieden am meisten an, wie sie auch Lindenschmit bei
seinen Rathausbildern mehrfach gelungen, und wie Rubens
in seinem Leben der Maria von Medicis am erfolg-
reichsten gezeigt, nachdem ihm Rafael und Veronese darin
vorausgegangen waren. — Daß die Kunst aber jemals
darauf verzichten werde, historische Charaktere und Be-
gebenheiten zu schildern, wie es augenblicklich den An-
schein hat, das zu glauben, ist einfach lächerlich!

Aunst und VolKFtum.

von Walter Lrane.

(Schluß aus dem vor. Hefte.)

H^m die ganze Geschichte noch etwas wirkungsvoller zu
gestalten, könnte man dem Rüsseltier ja zwei Gold-
stücke in seinen verlängerten Riecher stecken, der dummen
Schildkröte aber nur eins in den ungewaschenen Schnabel.
Selbstverständlich müßte das Amphibium einen ziemlich
verschnupften und brummigen Eindruck machen, und die
ganze Situation hätte einen ungemütlichen, unsicheren
Anstrich zu tragen — unsicher, wie dies ja auch den
thatsächlichen Umständen entspricht, denn diese sind wider-
natürlich und im höchsten Grade ungerecht.

Um die sozialpolitische Entwickelung zu versinnbild-
lichen, nehme man sich eine Pflanze zur Folie, deren
Blätter gleich vom bewachsenen Boden aus ansetzen, und
welche gleichzeitig Knospen und voll entwickelte Blumen-
kelche zeigen müßte. Hierzu male man dann noch Raupen,
Puppen und, als höchste Entwickelungsstufe, dann noch
Schmetterlinge — kurz, man entwerfe eine Skizze des
ewigen Naturfortschrittes, dem zufolge jede höhere
Organisation auf einer niedereren fußt. Dieses Bild ins
 
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