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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 10.1894-1895

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Schumann, Paul: Die Dresdner Skulpturensammlung
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Zimmermann, Ernst: Kunstausstellung in Hamburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.11055#0316

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von vr. Paul Schumann. — Kunstausstellung

Wiederholung. Bei jeder ist der Gegenstand zweck-
entsprechend erfunden und durchdacht, die Allegorien sind
lebendiger Phantasie entsprungen, die Gestalten sind
trotz ihrer Kleinheit groß und stilistisch empfunden. Meister-
lich beherrschte der Künstler den Reliefstil und die Na-
turformen. Energischer und naturalistischer ist der Elsässer
Ringel von Jllzach, der in Paris lebt, in seinen
handgroßen runden Reliefbildnissen berühmter Franzosen.
Sie stellen dar Victor Hugo, Ferdinand von Lesseps,
Alexander Dumas, Louis Pasteur, Jean Dollfus, Emile
Augier, Sarcey, Renan, Chevreul, Auguste Rodin,
Auguste Vacquerie. Neben den lebendig ausgefaßten
Köpfen sind hier und da kleine Hindeutungen auf den
Stand oder die besonderen Verdienste des Dargestellten
angebracht. Auch diese Werke sind der Nachahmung in
Deutschland entschieden wert. (Die galvanoplastischen
Abgüsse kosten nur 20 M. und würden sich gewiß ein
Feld erobern.)

Schließlich sind noch eine kleine Anzahl Werke in
Zinn zu erwähnen. Man hat bekanntlich in Paris den
Zinnguß wieder hervorgesucht und diese Werke sind dort

in Hamburg, von vr. Lrnst Zimmermann. 249

stark in der Mode. Der hohe Wert dieser Gefäße,
Schalen, Krüge u. a. erklärt sich daraus, daß von jedem
Werke nur eine beschränkte Zahl von Stücken hergestellt
werden, deren jedes der Künstler persönlich übergeht und
durcharbeitet. Das Zinnrelief besitzt einen Reiz, den
man ihm kaum zutrauen möchte. Wir nennen von den
Dresdner Stücken eine Vase, mit der Geschichte eines
Mädchens in zarten Reliefs geschmückt, und eine Schale
mit der meergeborenen Venus von Cheret; endlich eine
Reihe kleinerer Zinngeräte, ein Relief, Mutter und Kind,
und eine Gesichtsmaske von Alexandre Charpentier,
alles Werke von feinstem künstlerischem Geschmack und
vollendeter Durchführung.

Diese Andeutungen werden beweisen, daß Professor
Treu mit Erfolg bestrebt ist, die ihm unterstellten
Museen mehr und mehr zu Stätten wissenschaftlicher
Belehrung und ästhetischen Genusses ersten Ranges zu
gestalten, und daß diese in der That gegenwärtig, wenn
auch nicht nach der Zahl der vorhandenen Werke, aber
nach deren Behandlung und Auswahl vornan in der
Reihe der deutschen Museen stehen.

Kunstausstellung in Hamburg.

von De. Ernst Zimmermann.

^echs volle Jahre hatte Hamburg, die zweitgrößte

und reichste Stadt Deutschlands, auf dem Gebiete
der modernen Kunst fast völlig fasten müssen, als end-
lich vergangenen Jahres zum erstenmale wieder eine
Kunstausstellung in die Räume seiner Kunsthalle einzog.
Was diese damals brachte, die neue Kunst, mußte
für die meisten etwas Überraschendes, ja Erschreckendes
haben, da es so unvermittelt auftrat. Die zweite dies-
jährige ist, da sie zum größten Teil auf dem fußt, was
ihre Vorgängerin brachte, bei weitem glücklicher daran.
Aber auch sie hat ihre Überraschung gebracht: die Fran-
zosen, und zwar die modernsten unter den Modernen.

Eigenartig ist das Zustandekommen dieser Aus-
stellung. Wer mit den Hamburger Kunstverhältnissen
der letzten Jahre vertraut ist, weiß, daß hier seit Jahren
so etwas wie eine Kunstorganisation erstrebt wird, deren
Zentren die beiden Museen bilden: Förderung und Kon-
trolle der hiesigen Kunstregungen namentlich im Publikum
sind ihr Ziel, und es war daher ganz angebracht, hier
— und wohl zum erstenmale in Deutschland überhaupt —
eine Ausstellung hauptsächlich aus Geladenen, aber nicht
nur aus Deutschland, zusammenzubringen und nebenbei
auch das, was die Hamburger selbst, inner- und außer-
halb Hamburgs, künstlerisch zu leisten vermögen, zu einem
möglichst vollständigen Bilde zusammenzufassen.

Unter diesen Umständen ist die Ausstellung einer-
seits eine internationale, anderseits eine lokale geworden,
und es darf jeden Hamburger mit Stolz erfüllen, daß
die lokale sich neben jener allgemeinen nicht sehr zu
schämen braucht.

Wie Grenzsteine der Vergangenheit sind dazwischen
aber auch mit bewußter Absichtlichkeit einige bezeichnende
Werke vergangener Kunstgrößen eingestreut: Feuer bachs
„Orpheus", tief und mit Geschmack durchdacht, und wahr-
lich nicht sein schlechtestes Werk, aber doch wie kühl und

leblos! — das
Publikum selbst
empfindet dies
schon. — Ca-
lames „Wet-
terhorn", kor-
rekt und sauber,
aber doch
schließlich nur
die Vernied-
lichung eines
großartigen
Naturmotives.
Daneben die
Vorboten der
modernen
Kunst: Unser
Hermann
Kauffmann,
der ehrliche
Schilderer ein-
fachen Land-
lebens , dem
leider nur die
Farbe abainq,
(und Adolf
Menzels
„Kinder-
album", dessen
naive Darstel-
lungen aus dem
zoologischen
Garten, dem
Tierleben, im
Freien und dem


Jugendlicher Bogenschütze.

Von Artur Volkmann.
(Dresdner Skulpturensar mlung.)

Die Kunst für Alle X.

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